Eine 38-jährige Frau stellt sich im Brustzentrum der Universitätsklinik Düsseldorf vor, um eine Zweitmeinung einzuholen. Zuvor hatten Ärzte bei ihr ein Mamma-Karzinom (rechts) histologisch gesichert (mäßig differenziert, triple-positiv, Ki67 45%, Tumorstadium cT1c cN0 cMx). Aufgrund der Indikation zu einer neoadjuvanten Chemotherapie haben sie ein Staging vorgenommen (CT von Thorax und Abdomen sowie Knochenszintigraphie) [1].
Körperliche und apparative Untersuchungen
Die Knochenszintigraphie liefert keinen Hinweis auf Knochenmetastasen. Im Thorax-CT finden Radiologen jedoch einen pulmonalen Herd im rechten Unterlappen mit einem Durchmesser von etwa 10 cm.
Histologische Untersuchungen des Herdbefundes zeigen, dass es sich um eine spindelzellartige solide Läsion handelt. Sie ist histomorphologisch und immunhistologisch vereinbar mit Anteilen eines Schwannoms ohne Absiedlungen des Mamma-Karzinoms; der Proliferationsindex Ki-67 beträgt maximal 10%.
Therapie
Bei einem niedrigen Proliferationsindex des Schwannoms und bei einer klinisch asymptomatischen Patientin beurteilten die Düsseldorfer Ärzte das Mamma-Karzinom als „prognoseführenden“ Tumor-Befund. Deshalb erhält ihre Patientin zunächst eine Chemotherapie. Danach folgt die Brust-Operation (Befund: Komplettremission). Im Anschluss planen die Onkologen die Resektion des pulmonalen Schwannoms.
Diskussion
Schwannome sind Tumoren des peripheren Nervensystems, die in der Regel solitär auftreten und häufig asymptomatisch verlaufen. Sie könnten intrakranial, intraspinal, peripher und vereinzelt auch viszeral lokalisiert sein. Meist seien sie benigne, so die Autoren; eine Entartung sei selten. Anhand des Ki-67 lasse sich das maligne Potenzial abschätzen.
Pulmonale Schwannome seien eine Seltenheit und machten nur 0,2% der pulmonalen Neo- plasien aus. Außer benignen Formen mit geringem Rezidivrisiko gebe es auch maligne Befunde mit hohem Metastasierungspotenzial und niedriger Überlebensrate. Die Therapie der Wahl ist die operative Entfernung.
Im Fall der 38-jährigen Frau sei es ein Schwannom mit einer niedrigen Proliferationsrate gewesen, heißt es im Fallbericht. Aufgrund der Größe des pulmonalen Befundes sei jedoch eine Kompression umliegender Strukturen, vor allen der Bronchien, möglich gewesen. Dies, so die Autoren, könne unter immunsuppressiver Chemotherapie das Risiko für poststenotische infektiologische Komplikationen erhöhen.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Credits:
Lead Image: jensflorian/Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: Bei dieser 38-jährigen Brustkrebs-Patientin finden Ärzte zusätzlich pulmonale Herde – woran könnte das liegen? - Medscape - 9. Mär 2023.
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