Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 16. Februar 2023
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 103 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 15. Februar lag der Wert bei 97.
Unsere Themen heute:
Lauterbach: Weitere Corona-Maßnahmen fallen zum 1. März
Myokarditis nach Impfungen milder als nach COVID-19
Lungenanomalien teilweise noch 2 Jahre nach COVID-19 im CT sichtbar
Paxlovid reduziert das Risiko für Krankenhausaufenthalt und Tod auch während der Omikron-Welle
CDC: Booster senkt Risiko für COVID-Tod drastisch
ECMO-Outcome bei COVID-19: Welche Rolle Virusvarianten spielen
Lauterbach: Weitere Corona-Maßnahmen fallen zum 1. März
Früher als geplant, zum 1. März statt zum 1. April, werden weitere Corona-Maßnahmen wegfallen.
Mit Hinweis auf stagnierende Inzidenzen, auf die stabile Lage in Krankenhäusern und auf die zuletzt stark gesunkene Mortalität sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: „Der Erfolg dieser konsequenten Politik gibt uns Spielraum, die Corona-Maßnahmen früher zu lockern als geplant. Deswegen haben wir mit den Gesundheitsministern der Länder vereinbart, fast alle Test- und Maskenpflichten zum 1. März auslaufen zu lassen.“
Angestellte und Bewohner in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sollen von der Masken- und Testpflicht befreit werden. Lauterbach weiter: „Nur beim Besuch von medizinischen Einrichtungen sollten wir weiterhin vorsichtig sein. Deshalb werden wir hier die Maskenpflicht noch ein paar Wochen aufrechterhalten.“ Wer Patienten oder Heimbewohner besuche bzw. wer Arzttermine wahrnehme, müsse weiterhin Maske tragen. Die Maskenpflicht für Besucher werde zum 7. April auslaufen, so der Minister. „Und dann ist auch eine Fortführung nicht mehr geplant.“
Myokarditis nach Impfungen milder als nach COVID-19
Myokarditiden in Zusammenhang mit mRNA-Impfungen haben seit Einführung dieser Vakzine für viel Gesprächsstoff gesorgt. Eine neue Studie zeigt, dass Komplikationen dieser Art deutlich milder ausfallen als Myokarditiden aufgrund von COVID-19. Daten dazu kamen aus Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden.
Zwischen 2018 und 2022 wurden 7.292 Patienten aufgrund einer Myokarditis ins Krankenhaus eingeliefert, wobei
530 Fälle (7,3%) als Myokarditis in Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-mRNA-Impfung,
109 (1,5%) als Myokarditis in Zusammenhang mit COVID-19 und
6.653 (91,2 %) als konventionelle Myokarditis eingestuft wurden.
Bei der 90-tägigen Nachbeobachtung waren in den jeweiligen Gruppen 62, 9 bzw. 988 Patienten erneut ins Krankenhaus eingewiesen worden, was einem relativen Risiko von 0,79 (95%-Konfidenzintervall: 0,62-1,00) bzw. 0,55 (0,30-1,04) für die Impf- bzw. COVID-19-Myokarditis-Gruppe im Vergleich zur konventionellen Myokarditis-Gruppe entspricht.
Nach 90 Tagen wurde bei 27, 18 bzw. 616 Patienten eine Herzinsuffizienz diagnostiziert oder sie starben daran. Das relative Myokarditis-Risiko betrug 0,56 (95%-KI: 0,37-0,85) bzw. 1,48 (0,86-2,54) für die Myokarditis im Zusammenhang mit der Impfung bzw. mit der COVID-19-Erkrankung im Vergleich zur konventionellen Myokarditis. Das relative Sterberisiko betrug 0,48 (0,21-1,09) bzw. 2,35 (1,06-5,19).
Bei Patienten im Alter von 12 bis 39 Jahren ohne prädisponierende Begleiterkrankungen war das relative Risiko einer Herzinsuffizienz oder eines Todesfalls bei einer Myokarditis in Zusammenhang mit COVID-19 deutlich höher als bei einer Myokarditis in Zusammenhang mit einer Impfung (relatives Risiko: 5,78; 95%-KI: 1,84-18,20).
Lungenanomalien teilweise noch 2 Jahre nach COVID-19 im CT sichtbar
Forscher haben bei COVID-19-Patienten noch 2 Jahre nach der Erkrankung in CTs Lungenanomalien beobachtet.
In ihre prospektive Studie haben sie 144 Patienten (79 Männer und 65 Frauen, Durchschnittsalter 60 Jahre) aufgenommen, die zwischen 15. Januar und 10. März 2020 nach einer SARS-CoV-2-Infektion aus dem Krankenhaus entlassen wurden. 3 serielle Thorax-CT-Scans und Lungenfunktionstests wurden 6 Monate, 12 Monate und 2 Jahre nach Auftreten der Symptome durchgeführt.
Im Laufe von 2 Jahren nahm die Häufigkeit struktureller Lungenanomalien allmählich ab. Nach 6 Monaten wiesen noch 54% der Patienten Lungenanomalien auf. Bei den CT-Scans nach 2 Jahren war das bei 39% (56/144) aller Patienten der Fall. Von ihnen hatten 23% (33/144) fibrotische und 16% (23/144) nicht-fibrotischen Lungenanomalien. Die übrigen 88 Fälle (61%) wiesen keine Anomalien auf.
„Insbesondere der Anteil der fibrotischen interstitiellen Lungenanomalien, einer wichtigen Vorstufe zur idiopathischen Lungenfibrose, blieb während der gesamten Nachbeobachtungszeit stabil“, so die Autoren. „Daher könnten die in unserer Studie beobachteten fibrotischen Anomalien zu irreversiblen Veränderungen wie einer Lungenfibrose führen.“
Bei Patienten mit Lungenanomalien im CT war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie Atembeschwerden und eine abnorme Lungenfunktion aufwiesen. Der Anteil der Patienten mit Atembeschwerden sank von 30% nach 6 Monaten auf 22% nach 2 Jahren.
Die Autoren raten, dass Patienten mit Lungenanomalien oder respiratorischen Symptomen nachbeobachtet werden sollten, um pulmonale Veränderungen und funktionelle Beeinträchtigungen rasch erkennen und behandeln zu können.
Paxlovid® reduziert das Risiko für Krankenhausaufenthalt und Tod auch während der Omikron-Welle
Ältere Studien mit ungeimpften Hochrisikopatienten haben vor Omikron gezeigt, dass Nirmatrelvir-Ritonavir (Paxlovid®) das Fortschreiten zu schwerer COVID-19 wirksam verhindern konnte. Doch gilt dies auch, während Omikron-Varianten zirkulieren?
Um dies herauszufinden, haben Forscher eine bevölkerungsbezogene Kohortenstudie in Ontario durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Einwohner, die älter als 17 Jahre waren und die zwischen 4. April und 31. August 2022 einen positiven PCR-Test auf SARS-CoV-2 hatten.
Die endgültige Kohorte umfasste 177.545 Patienten: 8.876 (5,0%), die mit Nirmatrelvir-Ritonavir behandelt und 168.669 (95,0%), die nicht behandelt worden waren. Es zeigte sich, dass Krankenhauseinweisungen oder Todesfälle unter der Pharmakotherapie seltener auftraten als bei nicht behandelten Personen (2,1% vs. 3,7%; OR 0,56, 95%-KI 0,47 bis 0,67). Für den Tod allein betrug die OR 0,49 (95%-KI 0,39 bis 0,62).
Alle Ergebnisse waren in Bezug auf Alter, Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, Impfstatus und Begleiterkrankungen ähnlich. Die Zahl der erforderlichen Behandlungen, um 1 Fall von schwerer COVID-19 zu verhindern, betrug 62 (95%-KI 43 bis 80).
CDC: Booster senkt Risiko für COVID-Tod drastisch
Ziel einer neuen Studie der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) war, die Wirksamkeit von Impfungen und Auffrischungen bei Personen ab 12 Jahren anhand der COVID-Fälle- und Todesfälle zwischen dem 3. Oktober 2021 und dem 24. Dezember 2022 zu bewerten. In diesem Zeitraum zirkulierten die Virusstämme Delta und Omikron (BA.2, BA.4 und BA.5). Auf BA.4 und BA.5 entfielen am Ende des Studienzeitraums 78% der Fälle. Darüber hat Medscape berichtet.
Insgesamt analysierten die Forscher Daten zu mehr als 21 Millionen COVID-19-Fällen und 115.078 damit verbundenen Todesfällen. Ihre Daten stammten aus 23 Bundesstaaten plus Washington, D.C.
Dabei zeigte sich: Personen, die bis Ende letzten Jahres die aktualisierte bivalente COVID-19-Auffrischungsimpfung erhalten hatten, hatten ein 14-mal geringeres Risiko, an der Krankheit zu sterben, als Personen, die nie geimpft wurden, und ein 3-mal geringeres Risiko, an der Krankheit zu sterben, als Personen, welche den ursprünglichen Impfstoff erhalten hatten. Die Studie lieferte auch Hinweise darauf, dass der Schutz durch die bivalente Auffrischungsimpfung nach 2 Monaten nachlässt.
ECMO-Outcome bei COVID-19: Welche Rolle Virusvarianten spielen
Beim akuten Atemnotsyndroms (ARDS) aufgrund verschiedener Varianten von SARS-CoV-2 wurden – und werden – Patienten u.a. mit der extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) behandelt. Doch wie veränderte sich das Outcome, während unterschiedliche Varianten von SARS-CoV-2 zirkulieren?
Um hierüber mehr zu erfahren, haben Wissenschaftler retrospektiv zwischen 1. Januar 2020 und 30. September 2021 Daten von 21 ECMO-Zentren in 8 europäischen Ländern (Österreich, Belgien, England, Frankreich, Deutschland, Italien, Portugal und Spanien) analysiert. Alle Patienten wurden nach der SARS-CoV-2-Variante (Wildtyp, Alpha, Delta oder andere) und nach dem Behandlungszeitraum gruppiert.
Ärzte haben bei 1.345 Patienten eine ECMO durchgeführt. Die 90-Tage-Sterblichkeit betrug insgesamt 42% (569 von 1.345 Patienten starben) – mit folgenden Unterschieden:
43% (297/686) bei Patienten, die mit der Wildtyp-SARS-CoV-2-Variante infiziert waren,
39% (152/391) bei Patienten mit der Alpha-Variante,
40% (78/195) bei Patienten mit der Delta-Variante,
58% (42/73) bei Patienten, die mit anderen Varianten (hauptsächlich Beta und Gamma) infiziert waren.
Die Sterblichkeit war im 2. Halbjahr 2020, als die Wildtyp-Variante noch vorherrschte, um 10% höher (50%) als in den anderen Halbjahren (40%).
Unabhängige Prädiktoren für die Sterblichkeit waren das Alter, eine Immunschwäche, eine längere Zeit von der Aufnahme auf der Intensivstation bis zur Intubation, die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie sowie ein höherer Sequential Organ Failure Assessment (SOFA) Score.
Nach Bereinigung um diese Variablen war die Sterblichkeit bei der Delta-Variante signifikant höher als bei den anderen Varianten, wobei der Wildtyp-Stamm die Referenz darstellte. Dies könne mit der höheren Viruslast und mit stärkeren Entzündungen erklärt werden, lautet eine Hypothese der Autoren.
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Credits:
Photographer: © Michele Ursi
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Lauterbach: Etliche Maßnahmen fallen früher als geplant; Myokarditis nach Impfungen milder; Lungenanomalien noch nach 2 Jahren - Medscape - 16. Feb 2023.
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