Im Vergleich zu Patienten, bei denen Gonorrhö (Neisseria gonorrhoeae) diagnostiziert wurde, weisen Patienten, bei denen initial Chlamydia trachomatis oder eine Infektion mit beiden Bakterienstämmen nachgewiesen wurde, ein etwa 2- bis 3,5-fach höheres Risiko für Reinfektionen auf. Das berichten Forscher aus Spanien [1].
Grundlage ihrer Veröffentlichung ist eine prospektive Beobachtungsstudie zur Schätzung der Inzidenz von Reinfektionen durch dieselben Bakterienstämme bei spanischen Patienten. Die Teilnehmer sind in speziellen Kliniken für sexuell übertragbare Erkrankungen (STI) behandelt worden. Sie hatten eine N.-gonorrhoeae-, eine C.-trachomatis-Infektion oder eine Mischinfektion.
Hohe Rate an Reinfektionen
Die Details: Bei 28 % (n=277) aller untersuchten 986 Patienten wurde bei der Studienaufnahme eine N.-gonorrhoeae-Infektion diagnostiziert, bei 63% eine C.-trachomatis-Infektion und bei 8,6% eine Mischinfektion. Die meisten Patienten waren männlich, im Durchschnitt 34 Jahre alt und etwa ein Drittel waren Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).
Insgesamt betrug die mediane Zeit zwischen dem 1. Termin und dem Screening zur Nachbeobachtung 5,7 Monate. Fast alle Teilnehmer (89,5%) waren asymptomatisch, als sie zum erneuten Termin erschienen.
Die kumulative Rate an Reinfektionen betrug nach 6 Monaten 24,6%. Bei Personen mit einer initialen Mischinfektion war die Wahrscheinlichkeit von STI jedoch etwa 2-fach höher. Im Vergleich zu Personen mit einer initialen N.-gonorrhoeae-Infektion wiesen Personen, die mit einer initialen C.-trachomatis-Infektion in die Studie aufgenommen wurden, eine etwa doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für eine Reinfektion auf, und Personen mit einer initialen Mischinfektion eine 3-mal höhere Wahrscheinlichkeit (34,1 %).
Zu den Risikofaktoren für eine Reinfektion gehörten ein Status als Einwanderer (aOR: 1,8), MSM (aOR: 1,8), mehr als 5 Sexualpartner seit der Behandlung (aOR: 4,3), ein neuer Partner seit der Behandlung (aOR: 1,7), eine nachlässige Kondomanwendung (aOR: 1,4) und Alkoholkonsum vor dem Geschlechtsverkehr (aOR: 3,8).
Folgetermine auch nach der initialen Therapie
Bei den genannten Hochrisikopatienten sollten spezifische Präventionsmaßnahmen sowie wiederholte Screenings auf sexuell übertragbare Infektionen stattfinden, raten die Autoren. Ihre Studie hat mehrere Einschränkungen. Die Aussagen lassen sich nicht unbedingt auf alle Bevölkerungsgruppen übertragen. Und Mycoplasma-genitalium-Infektionen könnten unterschätzt worden sein.
Der Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Chlamydien und Gonorrhö: Alarmierend viele Reinfektionen trotz Therapie. Wer ist besonders stark gefährdet? - Medscape - 10. Feb 2023.
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