Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 6. Februar 2023
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 90 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 5. Februar lag der Wert bei 92.
Das Robert Koch-Institut hat jetzt erstmalig seine Risikobewertung angepasst: „Die derzeitige Gefährdung durch COVID-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland wird insgesamt als moderat eingeschätzt“, heißt es im aktuellen Wochenbericht. Zuvor war von einem „hohen Risiko“ die Rede.
Unsere Themen heute:
Zahl der stationären Krebsbehandlungen sinkt auch im 2. Corona-Jahr
Cochrane Review zu Masken liefert Corona-Leugnern neue Nahrung
Zusammenhang zwischen bivalentem Vakzin und Schlaganfall bei Menschen über 65?
In-vitro-Daten: Kaum Vorteile durch bivalente Impfstoffe
Kann ein universeller Antikörper SARS-CoV-2 neutralisieren?
COVID-19 schädigt Plazenta und Fötus – Unterschiede bei Virusvarianten
Zahl der stationären Krebsbehandlungen sinkt auch im 2. Corona-Jahr
Zum diesjährigen Weltkrebstag hat das Statistische Bundesamt für Deutschland Daten über stationäre Krebstherapien ausgewertet. Im Jahr 2021 wurden knapp 1,44 Millionen Patienten wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus behandelt: ein Rückgang um 1,2% im Vergleich zum 1. Corona-Jahr und um 7,2% gegenüber dem präpandemischen Jahr 2019.
In der Pressemeldung sehen Statistiker 2 mögliche Erklärungen:
Klinken haben planbare Eingriffe – auch in der Onkologie – verschoben, um Kapazitäten für COVID-19-Patienten bereitzuhalten.
Manche Patienten wiederum haben aus ihrer Sicht nicht unbedingt erforderliche Therapien verschoben, teils eigenmächtig.
Cochrane Review zu Masken liefert Corona-Leugnern neue Nahrung
In regelmäßigen Abständen aktualisiert die Cochrane Collaboration ihre Reviews. Das ist kürzlich auch mit der Review „Physikalische Interventionen zur Unterbrechung oder Verringerung der Ausbreitung von Atemwegsviren“ geschehen.
Die Autoren haben weitere Studien berücksichtigt, etwa die DANMASK-19-Studie aus Dänemark sowie eine Studie von Abaluck et al. aus Bangladesch. Endpunkte waren grippeähnliche Beschwerden oder COVID-19 bzw. Influenza mit positivem Labortest.
„Die gepoolten Ergebnisse der RCTs zeigten keine eindeutige Verringerung der Virusinfektionen der Atemwege durch die Verwendung von medizinischen/chirurgischen Masken“, schreiben die Autoren. Sie schätzen die Vertrauenswürdigkeit nach dem GRADE-Verfahren („sehr niedrig“, „niedrig“, „moderat“ bis „hoch“) als „moderat“ ein.
Maskengegnern lieferte die Studie vermeintlich eine Steilvorlage. Dies beweise, dass Masken nicht gegen Corona schützten, zitieren Medien einschlägige Foren. Es gehe nicht um die Gesundheit, sondern um Unterdrückung und um Kontrolle.
„Um allzu weitreichenden Deutungen vorzubeugen, wie sie bereits in den sozialen Medien kursieren“, hat Cochrane Deutschland deshalb ein Editorial zum Thema verfasst. Experten verweisen auf zahlreiche methodische Limitationen der eingeschlossenen Studien. Sie sehen weiteren Forschungsbedarf und betonen: Die Schlussfolgerung, dass die Ergebnisse der Studie beweisen würden, dass Masken im Kampf gegen Corona wenig bis nichts brächten, sei so nicht zulässig.
Zusammenhang zwischen bivalentem Vakzin und Schlaganfall bei Menschen über 65?
Wie Medscape.com berichtet, warnen die US Centers for Disease Control and Prevention bzw. die US Food and Drug Agency vor möglichen unerwünschten Effekten des bivalenten COVID-19-Vakzins von BioNTech/Pfizer. Sie haben in einer Impfstoffdatenbank Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Vakzin und ischämischen Schlaganfällen bei Menschen über 65 Jahren gefunden.
„Eine Schnelluntersuchung des Signals … warf die Frage auf, ob Menschen über 65, die den bivalenten COVID-19-Impfstoff von Pfizer/BioNTech erhalten haben, in den 21 Tagen nach der Impfung mit höherer Wahrscheinlichkeit einen ischämischen Schlaganfall erleiden als in den Tagen 22 bis 44 nach der Impfung“, heißt es in der Pressemitteilung.
CNN berichtete unter Berufung auf einen CDC-Mitarbeiter, dass etwa 550.000 Senioren, die bivalente Auffrischungsimpfungen von BioNTech/Pfizer erhalten hätten. Von ihnen hätten 130 innerhalb von 3 Wochen nach der Impfung einen Schlaganfall erlitten. Keiner dieser 130 Betroffenen starb.
Die CDC und die FDA sehen derzeit keine Notwendigkeit, gängige Impfempfehlungen zu verändern, da Ergebnisse der Datenbankanalyse wahrscheinlich kein „echtes klinisches Risiko“ darstellen, heißt es in der Meldung. Alle Menschen, einschließlich der über 65-Jährigen, sollten COVID-19-Impfungen nach dem neuesten Stand der Medizin erhalten, einschließlich der Auffrischung mit bivalenten Vakzinen.
In-vitro-Daten: Kaum Vorteile durch bivalente Impfstoffe
2 unabhängige Forscherteams berichten über die Fähigkeit der neuen bivalenten mRNA-Impfstoffe, nach mehreren monovalenten Impfungen eine humorale bzw. zelluläre Immunantwort gegen die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 hervorzurufen. Details dazu wurden auf Univadis.de veröffentlicht.
Booster-Impfungen mit dem ursprünglichen monovalenten Impfstoff und mit dem neuen bivalenten Impfstoff führten beide zu einer präferentiellen Expansion von Antikörpern gegen das ursprüngliche Spike-Protein (WA1/2020). Antikörpertiter gegen BA.5 erhöhten sich durch die monovalente Booster-Impfung von 184 auf 2.829 (Faktor 15), durch die bivalente Booster-Impfung von 212 auf 3.693 (Faktor 17).
Die zelluläre Immunantwort (median) gegen das BA.5-Spike-Protein nahm bei beiden Impfungen nur geringfügig zu: CD8+-Zellen nach monovalentem Booster von 0,027 auf 0,048%, CD8+Zellen nach bivalentem Booster von 0,024 auf 0,046%, CD4+Zellen nach monovalentem Booster 0,060 auf 0,130%, CD4+Zellen nach bivalentem Booster von 0,051 auf 0,072%, B-Zellen nach monovalentem Booster 0,079% und nach bivalentem Booster 0,091%.
Bei den Neutralisierungsexperimenten mit Pseudoviren ergab sich bei keiner der verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten ein signifikanter Unterschied in der humoralen Immunantwort zwischen Personen, die 4-mal einen monovalenten Impfstoff erhalten hatten, und jenen, die nach 3-maliger monovalenter Impfung einen bivalenten Booster bekommen hatten.
Kann ein universeller Antikörper SARS-CoV-2 neutralisieren?
SARS-CoV-2 entwickelt sich ständig weiter und entgeht teilweise der menschlichen Immunabwehr. Aber bleiben einige Regionen dennoch unverändert?
Bei der Durchsicht von über 10 Millionen Sequenzen unterschiedlicher Coronaviren entdeckten Forscher, dass 15 Regionen des Virus-Proteins bemerkenswert konserviert sind. Sie bezeichnen die Regionen als „Coldspots“. Bei der Analyse von Proben rekonvaleszenter COVID-19-Patienten stellten die Wissenschaftler fest, dass manche von ihnen spezifische Antikörper gegen die Coldspots hatten. Dies war jedoch recht selten zu beobachten.
Diese Antikörper blockierten in Laborexperimenten die Infektionen, sogar mit den neuesten bedenklichen Varianten, und schützten in präklinischen Modellen vor Krankheiten. Die Forscher sehen darin eine Möglichkeit, schon jetzt Therapien gegen neue, derzeit noch unbekannte Varianten von SARS-CoV-2 zu entwickeln.
COVID-19 schädigt Plazenta und Fötus – Unterschiede bei Virusvarianten
Wie genau schädigt SARS-CoV-2 werdende Mütter und ihre ungeborenen Kinder? UM das herauszufinden, haben Wissenschaftler schwangere Frauen mit SARS-CoV-2 untersucht. Mittels pränataler Magnetresonanztomographie (MRT) wurden im Rahmen der Studie 76 Scans von Plazenten und Föten Schwangerer erstellt, 38 nach gesicherter SARS-CoV-2-Infektion (Prä-Omikron- oder Omikron-Varianten) und 38 bei gesunden Kontrollen. Sowohl in der Prä-Omikron- als auch in der Omikron-Gruppe wiesen die Plazenten im Vergleich zur Kontrollgruppe Anomalien auf.
Infektionen mit Prä-Omikron-Varianten wie Delta führen demnach zu deutlich stärkeren Schädigungen in Form von vaskulären Ereignissen wie Thromben oder Blutungen als die Omikron-Subvarianten. Föten infizierter Schwangerer waren demnach zu früheren Zeitpunkten der Pandemie stärker gefährdet als dies momentan der Fall ist. Zu den bekannten Komplikationen beim Fötus gehören Beeinträchtigungen des Wachstums oder Gefäßläsionen.
Das unterschiedliche Ausmaß der Plazenta-Schädigungen aufgrund verschiedener Virusvarianten führen die Forscher auf 2 Besonderheiten zurück:
Mittlerweile sind viele Menschen geimpft.
Omikron-Varianten ziehen meist nur leichtes COVID-19 nach sich.
Die Forscher jedenfalls raten Ärzten, Schwangere nach positivem SARS-CoV-2-Test möglichst rasch pränatale bildgebende Verfahren einzusetzen.
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Credits:
Photographer: © Beritk
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Maskengegner sehen sich durch Cochrane Review bestätigt; weniger Krebstherapien; Test bivalenter Vakzine; Schäden in Plazenta - Medscape - 6. Feb 2023.
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