MRT ergänzt Mammographie bei Frauen mit dichter Brust; Temozolomid zur Prävention von Hirnmetastasen beim Mammakarzinom?

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

7. Februar 2023

Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um den Stellenwert weiterer bildgebender Verfahren bei Frauen mit hoher Brustdichte und negativer Mammographie. Hirnmetastasen sind beim Mammakarzinom gefürchtet; Daten deuten darauf hin, dass die Entstehung möglicherweise durch niedrig dosiertes Temozolomid verhindert oder verzögert werden kann. Im Tierversuch verhinderte der Blutdrucksenker Losartan bei Gliomen die Entstehung von Hirnödemen unter einer Behandlung mi Immuncheckpoint-Inhibitoren. Eine neue ASCO-Leitlinie zum Einsatz von Opioiden bei Krebserkrankungen belegt, dass dazu erstaunlich wenig evidenzbasierte Daten vorliegen. 

  • Brustkrebs: MRT ergänzt Mammographie bei hoher Brustdichte am besten

  • Brustkrebs: Temozolomid zur Prävention von Hirnmetastasen?

  • Gastrointestinale Karzinome: Klonale Hämatopoese verringert Wirksamkeit der Therapie nicht

  • Glioblastom: Losartan verhindert Immuntherapie-induziertes Hirnödem im Tierversuch

  • ASCO-Leitlinie: Opioide bei Erwachsenen mit Krebs-bedingten Schmerzen 

  • Krebsforschung: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen wird um 4 Standorte erweitert

Brustkrebs: MRT ergänzt Mammographie bei hoher Brustdichte am besten

Eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) ist das beste bildgebende Verfahren, für Frauen mit hoher Brustdichte und durchschnittlichem bis mittlerem Krebsrisiko nach negativer Mammographie. Dies ergab eine Metaanalyse von 22 Studien, deren Ergebnisse eine internationale Arbeitsgruppe in  Radiology  publiziert hat.

In die Analyse waren 22 Studien mit 261.233 Frauen eingeschlossen. Hiervon wiesen 132.166 Frauen eine dichte Brust auf; ihre Mammographie war ohne Befund. Durch ergänzende Bildgebungsverfahren haben Ärzte 542 Krebserkrankungen entdeckt, die bei der Mammographie übersehen worden waren. Metaregressionsmodelle zeigten, dass die MRT den anderen ergänzenden Verfahren (z. B. digitale Tomosynthese und Ultraschall) überlegen war.

Brustkrebs: Temozolomid zur Prävention von Hirnmetastasen?

Niedrig dosiertes Temozolomid verzögerte bei Hochrisiko-Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2-positivem Mammakarzinom die Entwicklung von Hirnmetastasen. Dies ergab eine Phase-1-Studie mit 12 Frauen, die eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in  Clinical Cancer Research  vorgestellt hat.

Mehr als 1 Drittel aller Frauen mit fortgeschrittenem, HER2-positivem oder 3-fach-negativem Brustkrebs entwickeln Metastasen im Gehirn. Diese werden häufig mit Bestrahlung oder Operation behandelt, aber meist entwickeln sich rasch wieder neue Metastasen.

In tierexperimentellen Untersuchungen hatte die Arbeitsgruppe gefunden, dass niedrig dosiertes Temozolomid die Bildung von Hirnmetastasen verhindern kann. In der Phase-1-Studie wurden Frauen eingeschlossen, die bereits Metastasen im Gehirn hatten und behandelt worden waren. Innerhalb von 6 Wochen nach der letzten Operation oder Bestrahlung wurden sie in die Studie aufgenommen und erhielten niedrig dosiertes Temozolomid und Trastuzumab-Emtansin. Sie wurden im Median 9,6 Monate nachbeobachtet. Die Therapie war gut verträglich; nur 2 Frauen entwickelten neue Metastasen. 

Nun soll Temozolomid in einer weiteren Phase-1-Studie bei Frauen mit 3-fach-negativem Mammakarzinom untersucht werden.

Gastrointestinale Karzinome: Klonale Hämatopoese verringert Wirksamkeit der Therapie nicht

Bei Patienten mit metastasiertem Ösophagus- oder Kolorektalkarzinom ist eine klonale Hämatopoese nicht mit einem schlechteren Ansprechen auf eine Behandlung mit Chemotherapie oder Immuncheckpoint-Inhibitoren assoziiert. Dies berichtet eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in  JAMA Network Open .

Eine klonale Hämatopoese ist bei älteren Menschen häufig, sie ist mit einem erhöhten Risiko für hämatologische Neoplasien, kardiovaskuläre Erkrankungen und Gesamtsterblichkeit assoziiert. 

In einer retrospektiven Kohortenstudie mit 633 Patienten mit Ösophagus- und Kolorektalkarzinom aus dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York wiesen 198 eine klonale Hämatopoese auf. Das progressionsfreie Überleben dieser Patienten nach einer Chemotherapie oder einer Immuncheckpoint-Inhibitoren-Behandlung unterschied sich nicht von dem der Patienten ohne klonale Hämatopoese. 

Glioblastom: Losartan verhindert Immuntherapie-induziertes Hirnödem im Tierversuch

Der AT1-Antagonist Losartan, der vor allem zur Blutdrucksenkung eingesetzt wird, kann im Tierversuch bei Gliomen ein durch Immuncheckpoint-Inhibitoren induziertes Hirnödem verringern. Losartan greift an einem der Mechanismen an, die der Ödementstehung zu Grunde liegen und sensibilisiert die Mikroumgebung des Tumors für die Immuncheckpoint-Blockade, berichtet eine Arbeitsgruppe aus Boston in  PNAS

Ein Hirnödem kann schon durch das Glioblastom induziert sein; eine Immuncheckpoint-Blockade kann das Risiko noch weiter erhöhen. Meist erhalten die Patienten dann hochdosiert Steroide, die jedoch aufgrund ihrer immunsuppressiven Wirkung den Effekt der Immuntherapie beeinträchtigen können. 

Mit verschiedenen experimentellen Ansätzen konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass ein durch Immuntherapie induziertes Ödem aus einer Entzündungsreaktion resultiert, die die Blut-Tumor-Schranke stört. Hierbei sind die Matrix-Metalloproteinasen 14 und 15 beteiligt. Losartan kann die Expression dieser Enzyme verringern.

Diese Ergebnisse dienen nach Aussage der Autoren als Grundlage für künftige klinische Studien, in denen die Kombination von Losartan und Immuncheckpoint-Inhibitoren bei Patienten mit Glioblastom eingesetzt wird.

ASCO-Leitlinie: Opioide bei Erwachsenen mit Schmerzen durch Krebs

Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) hat eine Leitlinie zum Einsatz von Opioiden bei Patienten mit Krebs im  Journal of Clinical Oncology  veröffentlicht. Eine Expertengruppe erarbeitete anhand der Daten aus Übersichtsarbeiten und randomisierten Studien 13 Empfehlungen für den Einsatz von Opioiden. Hiervon waren jedoch nur 3 evidenzbasiert, 10 Empfehlungen basieren auf Expertenkonsens.

In der Leitlinie werden keine spezifischen Opioide für den Beginn der Therapie oder den Wechsel empfohlen. Andere Schmerzmittel, etwa nichtsteroidale Antiphlogistika, können weitergegeben werden. 

Die Opioid-Gabe sollte mit der geringsten möglichen Dosis begonnen werden. Zum Ausmaß der Dosissteigerung gibt es keine ausreichenden Daten, üblicherweise wird die Dosis um 25 bis 50% erhöht.

Patienten mit eingeschränkter Funktion von Nieren und/oder Leber müssen besonders engmaschig überwacht werden. Opioide können zwar basierend auf ihrem Metabolisierungs- oder Ausscheidungsverhalten ausgewählt werden, aber es gibt kaum Belege für spezifische Empfehlungen.

Durchbruchschmerzen bei Patienten, die bereits rund um die Uhr Opioide erhalten, können mit schnell freisetzenden Opioiden in einer Dosis von 5% bis 20% der morphinäquivalenten Tagesdosis behandelt werden. Die ASCO-Experten empfehlen kein spezifisches kurz wirkendes Opioid.

Trotz der Häufigkeit und der Auswirkungen von Schmerzen bei Krebspatienten sind noch viele Fragen zum optimalen Einsatz von Opioiden offen. Die Experten legen eine lange Liste von Fragen vor, die ihrer Meinung nach künftig in Studien geklärt werden sollten.

Krebsforschung: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen wird erweitert

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat am 2. Februar 2023 die NCT-Erweiterung um 4 neue Standorte bestätigt, wie einer Pressemitteilung des DKFZ zu entnehmen ist. Dies sind Berlin, SüdWest (Tübingen/Stuttgart und Ulm), WERA (Würzburg mit den Partnern Erlangen, Regensburg und Augsburg) und West (Essen/Köln). Mit den schon bestehenden Standorten Heidelberg und Dresden kooperieren nun insgesamt 6 NCT-Standorte mit dem DKFZ mit dem Ziel, modernste klinische Krebsforschung in Deutschland nachhaltig voranzubringen und hierdurch die Behandlungsergebnisse und Lebensqualität von Krebspatienten zu verbessern.

Im Endausbau wird das erweiterte NCT mit insgesamt rund 100 Millionen Euro pro Jahr vom BMBF und vom jeweiligen Bundesland im Verhältnis 90:10 finanziert. Darüber hinaus ermöglichen die Bundesländer durch ihre Finanzierung, an jedem der 4 neuen Standorte ein patientenorientiertes NCT-Gebäude zu errichten.

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Kommentar

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