Ein Ärzteteam der American University of Antigua, USA, berichtet von einer 54-jährigen Patientin, die mit einem seit 6 Monaten besehenden, weder juckend noch brennendem Hautausschlag am rechten Arm und Abdomen vorstellig wurde. Am linken Arm habe sie so etwas auch schon einmal gehabt, berichtet sie. Doch die Auffälligkeit sei von selbst verschwunden; eine freiverkäufliche Cortisonsalbe habe keinen Effekt gezeigt [1].
Anamnestisch waren weder bei ihr noch in der Familie Allergien oder Hautausschläge bekannt. Auch einen Kontakt zu Nagetieren, eine Verschlechterung bei UV-Exposition, kürzliche Fernreisen, ungewöhnliche Expositionen in Beruf bzw. Freizeit oder Veränderungen in der Medikation verneinte die Frau. Bei genauerer Befragung gab sie aber an, eine richtige „Frostbeule“ zu sein und regelmäßig einen eher ungewöhnlichen Gegenstand mit ins Bett zu nehmen: einen Raumheizkörper. Auch tagsüber greife sie immer wieder zu dem mobilen Heizgerät.
Körperliche und apparative Untersuchungen
Anhand diverser Laborwerte und anhand der Bildgebung konnten Ärzte diverse Ursachen ausschließen: Livedo reticularis, Autoimmunerkrankungen von Haut und Bindegewebe, Cutis marmorate und Livedo racemosa.
Deshalb stellte das Ärzteteam aufgrund der ungewöhnlichen Hitzeexposition die klinische Diagnose eines Erythema ab igne. Hier handelt es sich um eine netzartig gefärbte Hautrötung, welche durch eine längere Hitzeeinwirkung auf die Haut verursacht wird. Nachdem die Patientin auf die zusätzlichen Wärmequellen verzichtete, bemerkte sie innerhalb von 2 Monaten, dass die Hautveränderungen verblassten.
Diskussion
Das Erythema ab igne, auch bekannt als „Toasted Skin“-Syndrom, Buschke-Hitzemelanose oder kalorische Hyperpigmentierung, wird durch eine längere Hitzeeinwirkung auf die Haut verursacht. Es handelt sich nicht um eine Verbrennung der Haut, dafür sind die einwirkenden Temperaturen im Bereich von 43 bis 47°C nicht hoch genug. Sie werden in der Regel als gerade noch angenehm bis tolerierbar empfunden.
Die Ursache der Hyperpigmentation ist nicht genau bekannt – Wissenschaftler vermuten u.a. eine hitzebedingte Degeneration elastischer Fasern und Basalzellen mit Freisetzung von Melanin. Auch eine Schädigung oberflächlicher Gefäße mit Freisetzung von Hämosiderin könnte eine Rolle spielen.
Früher kannten Dermatologen das Krankheitsbild vor allem in der Arbeitsmedizin bei Bäckern und Industriearbeitern mit Kontakt zu offenem Feuer – heute spielen auch andere Hitzequellen wie Laptops, heizbare Autositze, „Saunagürtel“ zum Abnehmen, Wärmflaschen, elektrische Heizdecken oder auch Infrarotlampen eine Rolle. Frauen im Allgemeinen sowie Patienten mit chronischen Schmerzen und Wärmeanwendung sind vermehrt betroffen.
Da die Hautveränderungen meist nicht direkt nach Erstexposition gegenüber der Hitzequelle auftreten, wird der Zusammenhang oft erst spät erkannt. Nach Wegfall der Hitzequellen gehen die Hautveränderungen in der Regel nach Wochen und Monaten zurück.
Wird das Problem aber lange nicht erkannt, kann die Hyperpigmentierung irreversibel sein. Auch eine Progression zu Merkelzell-, Basalzell- und Plattenzellkarzinomen ist beschrieben.
Wichtigste therapeutische Maßnahme bei einem des Erythema ab igne ist die strikte Meidung der Hitzequelle. Dann ist der Aufschlag innerhalb von Wochen reversibel, wenn auch manchmal nicht vollständig. Zusätzlich können topische Bioflavonoide, topisches 5-Fluorouracil und orales Mesoglycan zum Einsatz kommen – bei refraktären Fällen auch eine Lasertherapie. Wichtig ist auch, die betroffenen Hautpartien in der Nachsorge auf mögliche krebsartige Veränderungen zu untersuchen.
Differenzialdiagnostisch sollten eine chemische oder toxische Hyperpigmentierungen sowie eine Kontaktdermatitiden ausgeschlossen werden.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Credits:
Lead Image: Kristen Miller et al., Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: Eine 54-jährige Frau leidet seit Monaten an hyperpigmentierter Haut – es lohnt sich, genau nachzufragen - Medscape - 17. Feb 2023.
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