Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um die Assoziation von Tamoxifen und Katarakt sowie um eine hohe Brustdichte als Risikofaktor für ein Mammakarzinom. Ein ctDNA-Test kann bei Patienten mit fortgeschrittenen GIST die Therapieauswahl erleichtern. Langzeitdaten zeigen, dass die kardioprotektive Wirkung von Dexrazoxan bei Personen, die im Kindesalter mit Anthrazyklinen behandelt worden sind, bis zu 20 Jahre anhält.
Mammakarzinom: Adjuvantes Tamoxifen nicht mit erhöhtem Katarakt-Risiko assoziiert
Mammakarzinom: Hohe Brustdichte als Risikofaktor wenig bekannt
Gynäkologische Tumoren: Akupunktur und Akupressur lindern Angst und Schmerzen bei Operationen
GIST: ctDNA-Test hilft bei der Therapieauswahl
BRAFV600E-mutiertes Multiples Myelom: BRAF/MEK-Hemmung erreicht Ansprechrate von 83%
Krebs bei Kindern: Dexrazoxan wirkt über fast 20 Jahre kardioprotektiv
Mammakarzinom: Adjuvantes Tamoxifen nicht mit erhöhtem Katarakt-Risiko assoziiert
Die Einnahme von Tamoxifen war bei koreanischen Frauen mit duktalem Carcinoma in situ (DCIS) nicht mit einem erhöhten Risiko für eine Katarakt assoziiert, so die Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie, die in Breast Cancer Research and Treatment publiziert wurde.
Mithilfe der Datenbank der koreanischen nationalen Krankenversicherung analysierte die Autorengruppe Daten von Frauen, die zwischen Januar 2007 und Dezember 2021 an einem DCIS erkrankt waren. Daten von 2.489 Frauen, die Tamoxifen einnahmen, wurden mit den Daten von 1.615 Frauen ohne Tamoxifen verglichen. Nach dem Abgleich von Komorbiditäten, Art der Brustoperation und Alter bestanden beide Gruppen aus 1.597 Patientinnen. Sowohl vor als auch nach dem Matching war adjuvantes Tamoxifen kein signifikanter Faktor für ein erhöhtes Risiko einer Kataraktdiagnose allein oder mit Operation.
Mammakarzinom: Hohe Brustdichte als Risikofaktor wenig bekannt
Eine hohe Dichte der Brust wird von den meisten Frauen nicht als Risikofaktor für ein Mammakarzinom wahrgenommen. Eine telefonische Umfrage und halbstrukturierte Interwiews ergaben, dass Frauen im Alter zwischen 40 und 76 Jahren die Familienanamnese als größten Risikofaktor ansahen.
Wie die amerikanische Arbeitsgruppe in JAMA Network Open berichtet, hatte sie 2.306 Frauen mit erhöhter Brustdichte zu damit verbundenen Brustkrebsrisiken sowie zu weiteren Risikofaktoren befragt.
Die Hälfte der telefonisch Befragten hielt die Brustdichte für ein größeres Risiko als Kinderlosigkeit (957 [52%]), mehr als 1 alkoholisches Getränk pro Tag (975 [53%]) oder eine vorherige Brustbiopsie (867 [48%]). Die meisten Befragten hielten die Brustdichte für ein geringeres Risiko als eine Verwandte ersten Grades mit Brustkrebs (1.706 [93%]) oder Übergewicht und Fettleibigkeit (1.188 [65%]).
Von 61 interviewten Frauen gaben 6 (10%) an, dass die Brustdichte zum Brustkrebsrisiko beiträgt, 43 (70%) nannten die Familienanamnese als Risikofaktor für Brustkrebs. 17 (28%) der interviewten Frauen kannten keine Möglichkeiten, um ihr Brustkrebsrisiko zu senken.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine umfassende Aufklärung über Brustkrebs-Risiken und Präventionsstrategien erforderlich sei.
Gynäkologische Tumoren: Akupunktur und Akupressur lindern Angst und Schmerzen bei Operationen
Eine Akupressur vor einer gynäkologisch-onkologischen Operation kann helfen, Angstzustände zu verringern. Eine anschließende Akupunktur während des Eingriffs kann die Schmerzlinderung verbessern. Diese Ergebnisse eines multimodalen integrativen onkologischen Programms berichtet eine israelische Arbeitsgruppe in Cancer .
Insgesamt nahmen 99 Frauen an der Studie teil. In Gruppe A (n=45) erhielten sie eine Akupressur-bezogene Berührungs- und Entspannungsbehandlung, die innerhalb von 3 Stunden vor der Operation begann und bis zum Beginn der Vollnarkose dauerte. Anschließend wurden sie während der Operation an Schmerzlinderungs-Punkten akupunktiert. In Gruppe B (n=25) erhielten die Frauen nur eine präoperative Akupressur und die Teilnehmerinnen der Gruppe C (n=29) erhielten die Standardversorgung. Die Effekte wurden mit Hilfe von vor und nach der Operation ausgefüllten Fragebögen bewertet.
Die postoperativen Scores für Schmerzen, Angst und andere Parameter der Lebensqualität waren in den Behandlungsgruppen (A und B) im Vergleich zu den Kontrollen signifikant höher (p=0,005). Dies galt auch für starke Schmerzen (p=0,011), die insbesondere in Gruppe A deutlich verbessert wurden.
Weitere Studien sind erforderlich, um diese Befunde zu bestätigen.
GIST: ctDNA-Test hilft bei der Therapieauswahl
Ein nicht invasiver Bluttest mit Bestimmung der zirkulierenden Tumor-DNA (ctDNA) kann helfen, für Patienten mit fortgeschrittenen gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) oder bei Unverträglichkeit von Imatinib die Therapie zu optimieren. Diese Befunde stellte Prof. Dr. Sebastian Bauer, Westdeutsches Tumorzentrum, Essen, bei der Plenarsitzung der ASCO am 24. Januar 2023 vor. Sie stammten aus einer Sekundäranalyse der INTRIGUE-Studie.
Etwa 80% der GIST-Patienten haben primäre Mutationen im KIT-Gen. Imatinib ist zwar gegen KIT-mutierte GIST wirksam, aber meist entwickeln die Patienten eine Resistenz, am häufigsten wegen Sekundärmutationen im KIT. Sunitinib ist gegen einige Imatinib-resistente Mutationen wirksam.
In der Phase-3-Studie INTRIGUE wurden 453 erwachsene Patienten mit fortgeschrittenem GIST, die nicht länger von Imatinib profitierten oder eine Unverträglichkeit gegenüber Imatinib aufwiesen, randomisiert mit Ripretinib oder Sunitinib behandelt.
Um sekundäre Mutationen in der Kinase-Domäne von KIT nachzuweisen, analysierten die Forscher zu Beginn die ctDNA im Blut von 80% der Patienten (362 von 453). ctDNA wurde bei 77% (280/362) nachgewiesen, bei 76% (213/280) wurde ein KIT-mutiertes GIST festgestellt.
Patienten mit KIT-Exon 11 + 17/18 (–9/13/14)-Mutationen hatten ein besseres progressionsfreies Überleben (PFS), eine höhere objektive Ansprechrate (ORR) und ein besseres Gesamtüberleben (OS), wenn sie mit Ripretinib behandelt wurden, während Patienten mit KIT-Exon 11 + 13/14 (–9/17/18)-Mutationen ein besseres PFS, eine höhere ORR und ein besseres OS hatten, wenn sie mit Sunitinib behandelt wurden.
„Dieser nicht-invasive Bluttest kann ein äußerst aussagekräftiges Instrument sein, um das wirksamste Medikament bei Patienten mit GIST auszuwählen, die während der Erstlinienbehandlung mit Imatinib eine Krankheitsprogression erlitten haben“, so Bauer in einer Pressemitteilung. „Unsere Analyse zeigt, dass Patienten mit gleichzeitigen Mutationen in den KIT-Exons 11 + 17/18 in Abwesenheit anderer Mutationen ein noch besseres Gesamtüberleben zeigten, wenn sie mit Ripretinib behandelt wurden, verglichen mit denen, die mit Sunitinib behandelt wurden. Wir planen, diese Daten in einer neuen, zulassungsrelevanten Phase-3-Studie zu validieren. Abgesehen davon legt das Ausmaß dieses Unterschieds nahe, dass Plasmatests in Zukunft Teil der Routineversorgung von Patienten mit GIST werden.“
BRAFV600E-mutiertes Multiples Myelom: BRAF/MEK-Hemmung erreicht Ansprechrate von 83%
Aktivierende BRAF-Mutationen werden bei einer kleinen Untergruppe von Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom gefunden, aber die Prävalenz steigt im späten Stadium einer refraktären Erkrankung. Die einarmige offene multizentrische Phase-2-Studie BIRMA zeigte nun, dass mit einer kombinierten BRAF/MEK-Hemmung eine Ansprechrate von 83,3% erreicht wurde. Eine deutsche Arbeitsgruppe hat die Ergebnisse in Blood publiziert.
12 Patienten mit rezidiviertem/refraktärem multiplem Myelom (RRMM) und einer BRAFV600E-Mutation, die im Median mit 5 Therapien vorbehandelt waren, erhielten einmal täglich 450 mg Encorafenib und zweimal täglich 45 mg Binimetinib.
Primärer Endpunkt war die Gesamtansprechrate, die innerhalb des ersten Jahres nach Behandlungsbeginn gemäß IMWG-Kriterien erreicht wurde. Sie betrug 83,3%, wobei 10 Patienten mindestens eine teilweise Remission erreichten.
Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 5,6 Monate und das Gesamtüberleben nach 24 Monaten 55%.
„Dies ist die erste prospektive klinische Studie, die zeigt, dass die kombinierte BRAF/MEK-Hemmung bei Patienten mit BRAFV600E-mutierten RRMM hochwirksam ist und einen erfolgreichen zielgerichteten Ansatz der Präzisionsmedizin bei dieser Krankheit darstellt“, so die Autoren.
Krebs bei Kindern: Dexrazoxan wirkt über fast 20 Jahre kardioprotektiv
Die kardioprotektive Wirkung von Dexrazoxan hält bei Personen, die damit im Kindesalter wegen einer Anthrazyklin-Therapie behandelt worden sind, fast 20 Jahre an. Dies ergab eine Auswertung mehrerer randomisierter Studien, die im Journal of Clinical Oncology erschienen ist.
Die Forscher analysierten die Daten von 195 Teilnehmern 18,1 Jahre nach der Krebsdiagnose im Kindesalter, die mit Anthrazyklinen (kumulative Doxorubicin-Dosis 297 ± 91 mg/m²) behandelt worden waren. 51% hatten Dexrazoxan als Kardioprotektivum erhalten.
Die mit Dexrazoxan behandelten Teilnehmer hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für eine erhaltene linksventrikuläre Funktion und geringeren myokardialen Stress als Teilnehmer ohne Dexrazoxan. Die kardioprotektive Wirkung von Dexrazoxan wurde hauptsächlich bei Personen beobachtet, die mit höheren kumulativen Doxorubicin-Dosen (250 mg/m²) behandelt worden waren.
Die Gabe von Dexrazoxan sollte deshalb als Standard bei krebskranken Kindern in Betracht gezogen werden, wenn sie eine kumulative Dosis von mindestens 250 mg/m² Doxorubicin erhalten.
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Photographer: © Denis Medvedev
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Diesen Artikel so zitieren: Keine erhöhtes Kataraktrisiko bei Tamoxifen-Einnahme; ctDNA-Test für GIST; Akupunktur lindert Angst und Schmerz nach Krebs-OP - Medscape - 31. Jan 2023.
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