EMA: Grünes Licht für Deucravacitinib zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

27. Januar 2023

Neues vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA): Die Experten haben 4 neue Medikamente zur Zulassung empfohlen: Sotyktu® (Deucravacitinib) zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen sowie 3 Generika [1].

Sotyktu® (Deucravacitinib) bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis

Der Ausschuss für Humanarzneimittel gab grünes Licht für die Erteilung einer Genehmigung für das Inverkehrbringen von Sotyktu® zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis.

Der Wirkstoff von Sotyktu® ist Deucravacitinib, ein selektives Immunsuppressivum, welches das Enzym Tyrosinkinase 2 (TYK2) hemmt. TYK2 gehört zur Familie der Januskinasen (JAK). Es vermittelt die Signalübertragung von Interleukin-23 (IL-23), Interleukin-12 (IL-12) und Typ-I-Interferonen (IFN). Alle 3 Moleküle zählen zu den natürlich vorkommenden Zytokinen. Sie sind an Entzündungs- und Immunreaktionen beteiligt.

Durch die Bindung an TYK2 hemmt Sotyktu® die rezeptorvermittelte Aktivierung von TYK2 und seine nachgeschalteten Funktionen in den Zellen, wodurch die durch Plaque-Psoriasis verursachte Entzündung kontrolliert wird.

Sotyktu® verbessert den Hautzustand, gemessen am Anteil der Patienten, die eine PASI-75-Antwort (ein mindestens 75-%iger Rückgang des Psoriasis Area and Severity Index) und eine Gesamtbeurteilung des Arztes (sPGA) von klar oder fast klar (0 oder 1) erzielt haben.

Daten kamen aus 2 multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, Placebo- und Apremilast-kontrollierten klinischen Studien der Phase 3. Apremilast ist ein bereits zugelassener Arzneistoff aus der Gruppe der Phosphodiesterase-Hemmer, der u.a. zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis verordnet wird.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Sotyktu® waren in den Studien Infektionen der oberen Atemwege, am häufigsten Nasopharyngitis.

Grünes Licht für 3 Generika

Der Ausschuss gab zudem positive Stellungnahmen für 3 Generika ab:

  • Dapagliflozin Viatris® (Dapagliflozin) für die Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und chronischen Nierenerkrankungen

  • Sitagliptin/Metformin-Hydrochlorid Sun® (Sitagliptin/Metformin-Hydrochlorid) zur Behandlung des Typ-2-Diabetes mellitus

  • Tolvaptan Accord® (Tolvaptan) zur Behandlung von Erwachsenen mit niedrigem Natriumspiegel im Blut, der durch das Syndrom der inadäquaten antidiuretischen Hormonausschüttung verursacht wird.

Negatives Gutachten für Sohonos® (Palovarotin) bei Fibrodysplasia ossificans progressiva

Der CHMP empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Sohonos® (Palovarotin) zur Behandlung der Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP) zu verweigern. Dabei handelt es sich um eine seltene genetisch bedingte Krankheit, bei der sich an Stellen außerhalb des Skeletts, z.B. in Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern, zusätzliche Knochen bilden, was zu einer fortschreitenden Einschränkung der Beweglichkeit und anderen schweren Beeinträchtigungen führt.

Sohonos® sollte die abnorme Knochenbildung in Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern bei Erwachsenen und Kindern mit FOP verringern. Palovarotin, gehört zu den Retinoiden. Er bindet an einen Retinsäure-Rezeptor, der in Zellen vorhanden ist, welche an der Knochenbildung beteiligt sind. Dadurch sollte sich die Knochenbildung verringern. Es wurde erwartet, dass dies die Symptome der Erkrankung lindern würde.

Die EMA vertrat die Auffassung, dass keine eindeutigen Schlussfolgerungen zum Nutzen des Arzneimittels gezogen werden könnten, da die Schlussfolgerung des Antragstellers auf einer Post-hoc-Analyse beruhe, die weder wissenschaftlich noch klinisch gerechtfertigt sei – und die vorab festgelegten Studienziele nicht erreicht habe. „Darüber hinaus stützten die Ergebnisse anderer Studien und die begrenzten verfügbaren klinischen Langzeitdaten die Wirksamkeit nicht“, heißt es in der Pressemeldung.

„Was die Sicherheit anbelangt, so konnte das Risiko eines vorzeitigen Physealverschlusses (eine Unterbrechung der Bereiche des neuen Knochenwachstums am Ende der langen Knochen, die ein normales Wachstum verhindert), das ein bekanntes Risiko bei der Behandlung mit Retinoiden bei Patienten im Wachstum darstellt, durch die vom Unternehmen vorgeschlagenen Maßnahmen zur Risikominimierung nicht angemessen gemindert werden.“ Darüber hinaus seien einige Fragen zur Qualität des Wirkstoffs nicht geklärt waren.

Daher vertrat die EMA die Auffassung, dass der Nutzen von Sohonos seine Risiken nicht überwiegte. Sie empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu verweigern.

Empfehlungen zur Erweiterung der therapeutischen Indikation bzw. zur Änderung bestehender Zulassungen

Der Ausschuss empfahl Indikationserweiterungen für 7 Arzneimittel, die in der Europäischen Union (EU) bereits zugelassen sind:

  • Byfavo® (Remimazolam), ein Sedativum: neue Wirkstärke, neue Darreichungsform. 

  • Dupixent® (Dupilumab) zur Behandlung von Patienten ab 12 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, künftig auch zur Behandlung von Kindern ab einem Alter von 6 Monaten.

  • Nubeqa Darolutamid® bei Männern mit nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom, künftig auch zur Behandlung von Männern mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom.

  • Reblozyl® (Luspatercept) bei Anämie bei Beta-Thalassämie und bei myelodysplastischen Syndromen, künftig auch zur Behandlung von Anämie in Zusammenhang mit nicht transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie.

  • Trecondi® (Treosulfan) im Rahmen einer Konditionierungstherapie vor allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantationen, künftig auch zur Anwendung bei nicht-malignen Erkrankungen bei pädiatrischen Patienten, die sich einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterziehen. 

  • Trulicity® (Dulaglutid) bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes, künftig auch bei Kindern ab 10 Jahren mit Typ-2-Diabetes. 

  • Wakix® (Pitolisant) bei Erwachsenen mit Narkolepsie, künftig auch bei Kindern ab 6 Jahren und bei Jugendlichen. 

Beginn der Überprüfung von Adakveo®

Der Ausschuss begann mit der Überprüfung von Adakveo® (Crizanlizumab), einem Arzneimittel zur Vorbeugung schmerzhafter Krisen bei Patienten mit Sichelzellkrankheit, nachdem vorläufige Ergebnisse einer Studie Fragen zur Wirksamkeit des Arzneimittels aufgeworfen hatten.

COVID-19-Update

Der Ausschuss empfahl, die bedingte Genehmigung für das Inverkehrbringen der COVID-19-Therapie Paxlovid® (Nirmatrelvir + Ritonavir) in eine Standardzulassung umzuwandeln.

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Kommentar

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