Fall: Diese Frau mit Ovarialkarzinom in der Vorgeschichte hat Hautveränderungen an einer Brust – Ihre Vermutung? 

Dr. Thomas Kron

Interessenkonflikte

6. Februar 2023

Eine Frau mit serösem Ovarialkarzinom stellt sich wegen eines neuen tumorartigen Befunds in der rechten Brust vor. Bei der Untersuchung zeigt sich in den unteren Quadranten der rechten Brust Orangenhaut. Die Ärzte finden keine axilläre Adenopathie und keine Inversion der Brustwarze. Die Patientin verneint jeglichen Ausfluss aus der Brustwarze oder Schmerzen [1]

Was die Ärzte jedoch hellhörig werden lässt, ist die Vorgeschichte. Bei der Patientin wurde 5 Jahre zuvor ein Ovarial-Karzinom diagnostiziert. Die Therapie bestand aus Hysterektomie, bilateraler Salpingo-Oophorektomie, Omentektomie, Argonstrahlablation und einer Carboplatin- und Paclitaxel-Chemotherapie. 

Etwa 2 Jahre später erhielt sie wegen des Verdachts auf ein Rezidiv 9 Zyklen Carboplatin, Doxorubicin und Bevacizumab, gefolgt von 6 Zyklen Bevacizumab-Erhaltungstherapie. Während der Erhaltungstherapie bemerkte die Patientin eine Schwellung der rechten Brustdrüse. Daraufhin wurde eine CT der Brust, des Abdomens und des Beckens durchgeführt; dabei wurde eine asymmetrische Zunahme des Weichteilgewebes und der Hautverdickung festgestellt.

Eine histologische Untersuchung entnommenen Gewebes ergab ein metastasierendes seröses Karzinom, das auf ein primäres Ovarialkarzinom zurückzuführen war. Eine Mastektomie lehnte die Frau allerdings ab. Aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung nach Carboplatin-Therapie erhielt die Patientin eine systemische Therapie mit Paclitaxel und Bevacizumab, gefolgt von einer Olaparib.

Körperliche und apparative Untersuchungen

Eine erneute histologische Untersuchung bestätigt den Befund einer Metastase eines hochgradigen Ovarial-Karzinoms vom serösen Typ. Weitere Untersuchungen sprechen ebenfalls dafür. So zeigt die immunhistochemische Analyse Tumorzellen, die positiv für PAX-8, WT-1 und p53 waren. Für GATA-3 sind sie negativ. Darüber hinaus ist der Wert des Krebsantigens 125 (CA-125) erhöht (101 U/ml, Normalbereich: 0-35 U/ml). 

Therapie

Die Patientin erhält eine Bestrahlung (5.200 cGy) ohne Chemotherapie. 1 Monat nach der Behandlung wird in der rechten Brust kein erneuter pathologischer Befund erhoben. Allerdings hat die Patientin auch in der kontralateralen (linken) Brustdrüse Hautveränderungen, die auf eine Metastasierung hindeuten. Eine anschließende Biopsie bestätigt diesen Verdacht, so dass die Frau erneut einer Strahlentherapie erhält.

Diskussion

Das hochgradige seröse Ovarialkarzinom ist die häufigste und zugleich tödlichste Form dieses Malignoms. Die meisten Patientinnen mit einem solchen Tumor entwickeln den Autoren zufolge Metastasen. Am häufigsten sei eine lokale Metastasierung in das Peritoneum und das Omentum; eine lymphatische oder hämatogene Ausbreitung komme vor, sei aber selten, schreiben sie. 

Die Ausbreitung von Metastasen in die Brustdrüsen sei besonders selten. Extramammäre Metastasen in der Brust machen nach Angaben der Autoren <1% der Brust-Tumoren aus. Noch seltener sei die bilaterale Metastasierung.

Die Unterscheidung zwischen einer Metastase und einer primären Mamma-Karzinom könne schwierig sein, erklären die US-Onkologen. So hätten das metastasierte seröse Ovarial-Karzinom und das duktale Karzinom der Brust histologisch Gemeinsamkeiten wie Pleomorphismus, prominente Nukleoli und Kernatypien. Zur Differenzierung werde daher oft die Immunhistochemie eingesetzt. 

Zu den Tumormarkern, die bei Ovarial-Karzinomen typischerweise erhöht seien, gehörten PAX-8, WT-1 und CA-125. Auch CA-125 im Serum sei häufig erhöht. Bemerkenswert sei zudem, dass sowohl Metastasen als auch Primärtumore eine erhöhte Expression des Östrogen- und des Progesteron-Rezeptors aufweisen könnten.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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