War´s das schon? Höhepunkt der Grippewelle laut RKI überschritten: Bislang 558 Todesfälle – RSV auf hohem Niveau

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

20. Januar 2023

Laut Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut scheint die Grippewelle in Deutschland bereits jetzt ihrem Ende entgegenzugehen. Details wurden jetzt im ARE-Wochenbericht zur Kalenderwoche 2 veröffentlicht [1].

Generelle Bewertung der epidemiologischen Lage

Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE) auf Bevölkerungsebene hat sich in Woche 2 im Vergleich zur Woche 1 nicht signifikant verändert: 4,5% versus 4,6%. Alle Werte liegen im Bereich der vorpandemischen Jahre. Das gilt auch für die Zahl an Arztkonsultationen wegen ARE. Einen leichten Anstieg gibt es bei 5- bis 14-Jährigen. Ansonsten beobachtet das RKI sinkende Zahlen.

Virologische Analysen

Doch welche Erreger zirkulieren gerade? Das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren hat in Woche 2 von Arztpraxen insgesamt 142 Sentinelproben erhalten. Nicht in allen Fällen waren darin Viren nachweisbar. Die Ergebnisse:

  • 23 (16%) Proben mit Respiratorischen Synzytialviren (RSV)

  • 13 (9%) mit humanen saisonalen Coronaviren (hCoV)

  • 11 (8%) mit Influenzaviren, meist A(H3N2) oder A(H1N1)pdm09

  • 9 (6%) mit Rhinoviren

  • 7 (5%) mit humanen Metapneumoviren (hMPV)

  • 6 (4%) mit SARSCoV-2

  • 2 (1%) mit Parainfluenzaviren (PIV)

In der 2. KW 2023 zirkulierte überwiegend RSV, gefolgt von hCoV und Influenzaviren. Die Grippewelle hat nach Definition des RKI in der 43. KW 2022 begonnen und ihr Maximum und Woche 49 erreicht. Gemessen an Sentinelproben liegt der Wert in der 2. KW 2023 tiefer als in der 40. KW 2022. Daher kommt auch die Einschätzung vom Ende der Grippewelle.  In 2. KW zirkulierten überwiegend RSV, gefolgt von hCoV. Influenza ist erst an 3. Stelle zu nennen.

In Sentinelproben nachgewiesene Viren. © RKI

Wie gut waren Impfstoffe in der Saison 2022/2023?

Forscher am RKI haben seit Woche 40 aus Proben 345 Influenza A(H3N2)-Viren, 40 Influenza A(H1N1)pdm09-Viren und 8 Influenza B-Viren der Victoria-Linie isoliert. Alle A(H3N2)-Viren wurden vom Referenzserum (A/Darwin/9/2021) sehr gut erkannt. Die A(H1N1)pdm09-Viren reagierten ebenfalls sehr gut mit dem Referenzserum (A/Victoria/2570/2019). Die B/Victoria-Viren wurden vom Serum (B/Austria/1359417/2021) zwar erkannt, der Titer war jedoch gering. Klinische Aussagen lassen sich aus den Labortests nicht ableiten.

Bei den bisher untersuchten Viren gab es keine Resistenzen gegen die Neuraminidasehemmer Oseltamivir und Zanamivir.

Mortalität durch Influenza

Noch ein Blick auf die Übersterblichkeit durch Grippe. Das RKI hat seit Woche 40-2022 insgesamt 558 Meldungen zu Todesfällen mit Influenza-Infektion erhalten: 536 Fälle mit Influenza A-Virus, 15 nicht nach Influenza A bzw. Influenza B differenzierte Fälle und 7 Infektionen mit Influenza B-Viren. Unter den Grippetoten befanden sich, wie Medscape berichtet hat, 3 Jugendliche mit Sekundärinfektionen.

Zum Vergleich: Mit 25.100 war die Grippe-Saison 2017/2018 extrem stark. Ansonsten schwankte die Übersterblichkeit in den letzten Jahren vor Corona zwischen 20.000 und 23.000.

Europäische Daten zur Grippewelle

Doch wie ist die Situation in den Nachbarstaaten? Von den 37 Ländern, die auf europäischer Ebene Daten zur Influenza-Aktivität gemeldet hatten, berichten 2 Länder lediglich über eine Influenza-Hintergrundaktivität, 8 Länder haben eine geringe, 13 Länder eine mittlere, 12 Länder eine hohe und 2 Länder (Finnland, Lettland) eine sehr hohe Influenza-Aktivität. Die Daten beziehen sich auf Woche 1; damals hatte Deutschland noch eine hohe Influenza-Aktivität.
 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....