Dieses Obst löst Verdauungsprobleme: Der regelmäßige Verzehr von Kiwis hilft gegen Obstipation

Laird Harrison

Interessenkonflikte

19. Januar 2023

Der Konsum von Kiwis kann bei Personen mit Obstipation die Stuhlfrequenz erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende aus Neuseeland.

„Neben der Erhöhung der Frequenz fanden wir auch eine signifikante Verbesserung der Stuhlkonsistenz sowie eine Abnahme bei Verdauungsstörungen, Reflux und Bauchschmerzen, was insgesamt zu einem verbesserten gastrointestinalen Allgemeinbefinden führte“, schreiben Dr. Richard Gearry von der University of Otago in Neuseeland und sein Team. Sie stellten ihre internationale, multizentrische, kontrollierte Studie über Kiwis als Mittel gegen Obstipation in der Zeitschrift The American Journal of Gastroenterology vor [1].

Obwohl die Obstipation weit verbreitet ist, wird in der Wissenschaft immer wieder eine große Unzufriedenheit mit den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten registriert.

Die in den Zellwänden der Kiwis enthaltenen Ballaststoffe quellen nach der Aufnahme auf und binden Wasser, wodurch der Stuhl weicher und die Stuhlfrequenz höher werden können. Andere Bestandteile der Kiwis, wie z.B. Raphide, können die Schleimproduktion verändern, was zu einer verbesserten Stuhlentleerung führt.

Aus mehreren früheren Studien geht hervor, dass der regelmäßige Verzehr von frischen, grünen Kiwis ein wirksames Mittel gegen Obstipation sein könnte. Allerdings handele es sich bisher dabei in der Regel um kleine Studien mit nicht standardisierten Endpunkten, wie die Forschenden anmerken.

Studien über andere Obst- oder Gemüsesorten zur Behandlung einer Obstipation werden in der aktuellen Arbeit nicht thematisiert.

Details der Studie

Für ihre Studie wählte das Team ein rigideres Setting, um den tatsächlichen Benefit der Frucht zu prüfen. Sie rekrutierten dazu erwachsene Personen aus Neuseeland, Italien und Japan, die entweder an einer funktionellen Obstipation oder am Reizdarmsyndrom (RDS) litten, sowie gesunde Personen als Kontrollgruppe. Der Hauptunterschied zwischen beiden Krankheitsbildern bestehe darin, dass Menschen mit RDS neben der Obstipation auch Bauchschmerzen aufwiesen, schreiben sie.

Insgesamt wurden zwischen dem 12. Juni 2014 und dem 17. Juni 2017 184 Personen in die Studie aufgenommen: 136 Frauen und 48 Männer, was etwa auch dem Verhältnis der geschlechterbezogenen Prävalenz der Obstipation entspricht. Das Durchschnittsalter betrug unter den japanischen Probanden 30,5 Jahre, in Italien 36,9 Jahre und in Neuseeland 44,8 Jahre. Der Body-Mass-Index (BMI) lag im Mittel bei 20,6 in Japan, 23,0 in Italien und 25,4 in Neuseeland.

Nach der Rekrutierung sollten die Teilnehmenden zunächst über 2 Wochen ihren Stuhlgang dokumentieren – nach den Kriterien Frequenz, Vollständigkeit, Spontanität, Konsistenz, Einsatz von Abführmitteln und Grad der Belastung.

Anschließend wurden sie zufällig in 2 Gruppen verteilt: Die eine verzehrte über 4 Wochen täglich 2 reife grüne Kiwis (Actinidia chinensis var. deliciosa „Hayward“) ohne Schalen, die andere nahm im selben Zeitraum täglich 7,5 g Psyllium ein. Psyllium (Flohsamenschalen) ist gemeinhin die erste Wahl bei beiden Obstipationsformen, die bei den Teilnehmenden diagnostiziert worden waren. Der Ballaststoffgehalt ist ähnlich hoch wie der von Kiwis.

Nach diesen 4 Wochen wurden die Behandlungen für ebenfalls 4 Wochen ausgesetzt. Die Teilnehmenden wechselten dann für weitere 4 Wochen zu der jeweils anderen Therapieform.

Als „Notfalltherapie“ wurden den Teilnehmenden ein Laxanzium (je 2 Bisacodyl-Suppositorien zu 5 g) zur Verfügung gestellt.

Insgesamt schlossen 169 Personen die Studie ab. Die Dokumentationen wurden von über 80% der Teilnehmenden vollständig geführt.

Kiwi-Konsum führt zu besserem gastrointestinalem Wohlbefinden

Am Ende der beiden 4-wöchigen Behandlungszeiträume wiesen die Personen mit funktioneller Obstipation unter der Kiwi-Therapie im Mittel eine statistisch signifikante durchschnittliche Erhöhung der Stuhlfrequenz um 1,53 pro Woche auf (p < 0,0001). Bei den Personen mit RDS betrug die Zunahme 1,73 (p = 0,0001). In beiden Gruppen war eine signifikante Verbesserung des gastrointestinalen Wohlbefindens zu verzeichnen. Unter den gesunden Teilnehmenden der Kontrollgruppe kam es zu keiner Erhöhung der Stuhlfrequenz.

 
In der Gesamtschau mit früheren klinischen Studien zum Verzehr grüner Kiwis … kann der Verzehr von 2 grünen Kiwis täglich als wirksame Therapie gegen Obstipation bei Personen mit funktionellen Magen-Darm-Beschwerden empfohlen werden. Dr. Richard Gearry und Kollegen
 

Unter den Personen, die Psyllium einnahmen, kam es nur unter den an RDS Erkrankten zu einer statistisch signifikanten Zunahme der Stuhlfrequenz oder zu einer Abnahme der gastrointestinalen Beschwerden. Die Häufigkeit des Stuhlgangs nahm wöchentlich um durchschnittlich 1,87 zu (p = 0,0051).

Personen, die Kiwis verzehrten, beschrieben einen weicheren Stuhl, eine geringere Belastung beim Stuhlgang und eine verbesserte Lebensqualität im Vergleich zum Ausgangswert. Diese Verbesserungen beim Stuhlgang und bei der Stuhlkonsistenz waren besser als bei Teilnehmenden unter Psyllium.

„In der Gesamtschau mit früheren klinischen Studien zum Verzehr grüner Kiwis und den sich abzeichnenden physiologischen Daten aus funktionellen Studien kann der Verzehr von 2 grünen Kiwis täglich als wirksame Therapie gegen Obstipation bei Personen mit funktionellen Magen-Darm-Beschwerden empfohlen werden. Überdies führt diese Behandlung auch zu einer Verbesserung des allgemeinen gastrointestinalen Wohlbefindens“, schlossen die Forschenden.

Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

Fanden Sie diesen Artikel interessant? Hier ist der Link zu unseren kostenlosen Newsletter-Angeboten – damit Sie keine Nachrichten aus der Medizin verpassen.
 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....