Die PRISCUS-Liste mit potenziell inadäquaten Medikationen (PIM) für ältere Menschen ist erstmals aktualisiert worden. In der Version PRISCUS 2.0 wurden 188 Medikamente als PIM eingestuft – das sind 133 mehr als in der Erstversion von 2010 [1].
Ziel der PRISCUS-Liste ist es, die Arzneimitteltherapie bei älteren Menschen sicherer zu gestalten. Dabei handelt es sich nicht um Verbote oder Kontraindikationen, sondern um eine Auflistung von Medikamenten, die im Alter mit Vorsicht und nur bei strenger Indikation eingesetzt werden sollten.
Differenzierte Bewertung, geeignete Alternativen
Berücksichtigt werden hier verschreibungspflichtige Medikamente, die auf dem deutschen Markt zugelassen sind und auch häufiger verschrieben werden. Für die potenziell inadäquaten Medikationen werden auch geeignete Alternativen mit höherer Sicherheit genannt.
Die Liste ist jetzt wesentlich umfangreicher als die Originalversion. Das liegt zum einen daran, dass z.B. im Fall von Neuroleptika und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) nicht mehr die gesamte Wirkstoffklasse, sondern die einzelnen Substanzen differenziert bewertet wurden. Zum anderen kamen z.B. bei Antidiabetika, Betablockern, Muskelrelaxanzien und Parkinsonmedikamenten einige Wirkstoffe hinzu.
Neu hinzugefügt wurden z.B.:
einige Antidiabetika (Glibenclamid, Gliquidon, Gliclazid, Glimepirid, Arcabose und Pioglitazon),
alle selektiven COX-2-Hemmer und
mittellang wirksame Benzodiazepine wie Oxazepam.
Empfehlungen für die Anwendungsdauer
Auch die Dauer der Anwendung spielt für einige Medikamente eine Rolle:
Bei Protonenpumpenhemmern (PPI) wird eine Anwendung über mehr als 8 Wochen bei Älteren für bedenklich gehalten.
Risperidon sollte nicht länger als 6 Wochen eingesetzt werden.
Höher dosiertes Ibuprofen (> 1.200 mg/d) sollte ohne Magenschutz mit PPI nicht länger als 1 Woche eingenommen werden.
Manche Wirkstoffe tauchen in der neuen Version nicht mehr auf
Einige Wirkstoffe sind auch wieder von der Liste verschwunden. Das gilt z.B. für die direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK), für die lange Zeit noch nicht genug Daten zur Sicherheit bei älteren Patientinnen und Patienten zur Verfügung standen. In der aktuellen Version wird nur noch Dabigatran als fragliches PIM bewertet.
Einige in der Originalversion noch aufgeführte Wirkstoffe wurden nicht mehr aufgenommen, weil sie vom Markt genommen wurden oder kaum noch bei Menschen über 65 Jahren verschrieben werden.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de .
Credits:
Photographer: © Petrkurgan
Lead image: Dreamstime.com
Medscape Nachrichten © 2023
Diesen Artikel so zitieren: PRISCUS 2.0 – potenziell inadäquate Pillen: Vorsicht bei diesen 188 Medikamenten für Senioren - Medscape - 17. Jan 2023.
Kommentar