Neue Argumente gegen Fast Food: Stark verarbeitete Lebensmittel könnten Kognitionsverluste beschleunigen

Michael Simm

Interessenkonflikte

16. Januar 2023

Brasilianische Beamte, die mehr als ein 1 Fünftel ihres Energiebedarfs mit ultrahoch prozessierten Nahrungsmitteln deckten, zeigten in 8 Jahren Nachbeobachtungszeit einen etwa 25% schnelleren Verlust kognitiver und exekutiver Funktionen im Vergleich zu Personen mit niedrigerem Konsum [1]

Offene Fragen zu Risiken der Ernährung

Zum Hintergrund: Der Konsum sogenannter ultrahoch verarbeiteter Nahrungsmittel wurde in zahlreichen Studien mit einem erhöhten Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen, dem metabolischen Syndrom, und Übergewicht in Verbindung gebracht. Über eine mögliche Assoziation mit nachlassenden geistigen Fähigkeiten sei hingegen wenig bekannt, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.

Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmern

Deshalb haben sie Daten der brasilianischen Langzeitstudie zur Erwachsenengesundheit (ELSA-Brasil), einer multizentrischen Kohortenstudie, ausgewertet. An ELSA-Brasil nehmen Beamte im Alter zwischen 35 und 74 Jahren aus 6 brasilianischen Städten teil. 

Bei 10.775 Teilnehmern wurde der individuelle Konsum an mehr oder weniger stark verarbeiteten Lebensmitteln gemäß der Klassifizierung nach Nova per Fragebogen erhoben. Daraus berechnet und aufgeteilt in Quartile wurde der Anteil ultrahoch verarbeiteter Nahrung an der gesamten Energieaufnahme. Zu den ultra-hochverarbeiteten Lebensmitteln gehören u.a. Burger, Pizza, Süßwaren, Pasta oder diverse abgepackte Snacks. 

Dies wurde den kognitiven Leistungen der Studienteilnehmer bei der Erinnerung von Worten, Sprachverständnis und beim Verbinden zufällig verteilter aufsteigender Zahlen (Trail-Making Test) gegenübergestellt. 

Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 51,6 Jahre alt, zu 54,6% weiblich, zu 53,1% Weiße, und 56,6% hatten mindestens einen höheren Bildungsabschluss.

Während der median 8 Jahre langen Nachverfolgungszeit war der kognitive Verfall bei Individuen oberhalb des ersten Quartils um 28% schneller als bei jenen im 1. Quartil. Der ß-Wert betrug -0,004 (95%-Konfidenzintervall -0,006 bis -0,001; p=0,003).

Die Leistung bei den Exekutivfunktionen ging ebenfalls bei der höheren Quartilen schneller zurück – und zwar um 25% im Vergleich zum 1. Quartil (ß=0,003; 95%-KI -0,005 bis 0,000; p=0,01).

Studienergebnisse stützen aktuelle Empfehlungen zur Ernährung

Im Gegensatz zu Interventionsstudien kann eine Beobachtungsstudie keine Kausalität beweisen, auch wenn hier für soziodemographische, klinische, und Lebensstil-Variablen adjustiert wurde. Die beteiligten Forscher sprechen dennoch davon, dass die nachgewiesene Assoziation aktuelle Empfehlungen unterstütze, ultrahoch prozessierte Lebensmittel wegen ihrer potenziell schädlichen Auswirkungen auf die Kognition zu limitieren.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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