Fast-Food als Klima-Killer: Studie belegt, dass Etiketten zur CO2-Bilanz von Lebensmitteln Konsumenten umdenken lassen

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

12. Januar 2023

Manche Lebensmittel sind aufgrund ihrer CO2-Bilanz schädlicher für das Klima als andere. Führen Hinweise auf Speisekarten, wie sich das jeweilige Gericht auf das Klima auswirkt, dazu, dass Gäste ihr Essen bewusster auswählen? Offenbar. Dies legen jedenfalls die Ergebnisse einer Studie von Dr. Julia A. Wolfson vom Department of International Health der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore und ihrem Team nahe, die jetzt im JAMA erschienen ist [1].

Die tierische Nahrungsmittelproduktion, vor allem die Rindfleischproduktion, ist für 14,5% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und trägt wesentlich zum Klimawandel bei, schreiben die Studienautoren. In den USA übersteigt der Fleischkonsum, besonders der Verzehr von rotem Fleisch, die in den nationalen Ernährungsrichtlinien empfohlenen Werte.

Nachhaltigere Essgewohnheiten mit geringerem Fleischverzehr könnten die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen um bis zu 55% senken. Das käme auch der Gesundheit zugute: Es gibt Hinweise darauf, dass der Verzehr von rotem Fleisch mit einem erhöhten Risiko für frühzeitigen Tod, Schlaganfall, Darmkrebs und Typ-2-Diabetes verbunden ist.

Fast-Food-Restaurants wichtiger Ort für Interventionen

„Fast-Food-Restaurants sind eine wichtige Quelle für rotes Fleisch in den USA: An einem typischen Tag konsumiert mehr als ein Drittel der US-Bürger Fast-Food, das mit zahlreichen negativen gesundheitlichen Folgen in Verbindung gebracht wird. Fast-Food-Restaurants sind deshalb ein wichtiger Ort, um zu einer ökologisch nachhaltigeren Ernährungsweise anzuregen“, schreiben Wolfson und ihr Team. Zumal der Fleischkonsum in den USA nach wie vor hoch sei, die Restaurantbranche aber über eine steigende Nachfrage der Verbraucher nach veganen und vegetarischen Produkten berichte.

 
Fast-Food-Restaurants sind ein wichtiger Ort, um zu einer ökologisch nachhaltigeren Ernährungsweise anzuregen. Dr. Julia A. Wolfson und Kolleginnen
 

Die Wissenschaftler hatten untersucht, welche Auswirkungen Hinweise auf Speisekarten zur Klimabilanz von Lebensmitteln auf die Essensauswahl von Erwachsenen haben. In ihrer randomisierten klinischen Studie erfassten sie 5.049 US-Amerikaner. 2.444 der Teilnehmer waren Frauen (51,6%).

Die Studie stützte sich auf eine nationale Online-Umfrage in den USA, die vom 30. März bis 13. April 2022 unter einer landesweit repräsentativen Stichprobe von Erwachsenen (im Alter von 18 Jahren) aus dem AmeriSpeak-Panel durchgeführt wurde. Die Daten wurden zwischen Juni und Oktober 2022 ausgewertet. Die Altersverteilung:

  • 789 der Teilnehmer waren zwischen 18 und 29 Jahre alt (20,3%),

  • 1.532 zwischen 30 und 44 Jahre (25,9%),

  • 1.089 Teilnehmer zwischen 45 und 59 Jahre (23,5%), und

  • 1.639 Teilnehmer waren 60 Jahre und älter (30,4%).

Die Teilnehmer:

  • waren überwiegend weiß (3.197, 63,3%),

  • 17,2% waren Hispanoamerikaner (866),

  • 12,1% Schwarze (611) und

  • 5,3% Asiaten (142).

Den Probanden wurde eine Fast-Food-Speisekarte gezeigt, und sie wurden aufgefordert, ein Gericht auszuwählen, das sie zum Abendessen bestellen wollten. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und bekamen Menüs mit einer von 3 Kennzeichnungen zu sehen:

  • ein Quick-Response-Code-Etikett auf allen Produkten (Kontrollgruppe),

  • ein grünes Etikett als Symbol für geringe Klimaauswirkungen auf Hühnchen, Fisch oder vegetarischen Produkten (positives Framing) oder

ein rotes Etikett als Symbol für eine hohe Klimaauswirkung auf rotem Fleisch (negatives Framing).

Rote Etiketten bewirken stärkeres Umdenken

Waren die Menüs mit roten Etiketten versehen, wählten – verglichen mit den Teilnehmern der Kontrollgruppe – 23,5% mehr Teilnehmer ein nachhaltiges Menüelement (95%-Konfidenzintervall [KI] 13,7% – 34%; p < 0,001). Und ebenfalls verglichen mit der Kontrollgruppe wählten 9,9% mehr Teilnehmer ein nachhaltiges Menüelement, wenn die Menüs mit grünen Etiketten für geringe Klimaauswirkungen versehen waren (95%-KI, 1% – 19,8%; p = 0,03).

Unter allen Versuchsbedingungen bewerteten die Teilnehmer, die ein nachhaltiges Produkt auswählten, ihre Bestellung als gesünder als diejenigen, die ein nicht nachhaltiges Menü ausgewählt hatten – entsprechend dem mittleren Wert für wahrgenommene Gesundheit.

Die Teilnehmer der Gruppe mit dem roten Etikett wählten gesündere Menüs nach der mittleren Punktzahl des Nährwertprofilindex (NPI, 54,3 Punkte) im Vergleich zu den Teilnehmern der Gruppen mit grünem Etikett (53,2 Punkte; p < 0,001) und der Kontrollgruppe (52,9 Punkte; p < 0,001).

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass entsprechende Hinweise bei Menüs mit hoher Klimabelastung – insbesondere negativ formulierte Hinweise wie rote Etiketten – eine wirksame Strategie sind, um die Auswahl von rotem Fleisch zu reduzieren und eine nachhaltigere Essenswahl zu fördern“, so das Fazit der Autorinnen.

 
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass entsprechende Hinweise bei Menüs mit hoher Klimabelastung … eine wirksame Strategie sind, um die Auswahl von rotem Fleisch zu reduzieren und eine nachhaltigere Essenswahl zu fördern. Dr. Julia A. Wolfson und Kolleginnen
 

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