Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um das hepatozelluläre Karzinom. Nach Ergebnissen einer chinesischen Phase-3-Studie könnte sich Pembrolizumab zur Zweitlinientherapie eignen. Experimentelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass Proteine des Zirkadian-Rhythmus an der Proliferation der Tumorzellen beteiligt sind und als Ansatzpunkt für neue Therapien eignen könnten. Ein Impfstoff hat sich nach neuen Daten beim Glioblastom als vielversprechend erwiesen. Wird bei der Untersuchung von Patienten eine axilläre Adenopathie festgestellt, sollten sie nach vorausgegangener COVID-19-Impfung befragt werden.
Leberkrebs: Zweitlinientherapie mit Pembrolizumab
Leberkrebs: Modulation des Zirkadian-Rhythmus als neues Therapieprinzip?
Mammakarzinom: Geringer Zusatznutzen von Pertuzumab und Pertuzumab/Trastuzumab
Glioblastom: Impfung plus Temozolomid verlängert möglicherweise das Überleben
Multiples Myelom: Finale Daten der POLLUX-Studie belegen Überlebensverlängerung durch Daratumumab
Chronische Graft-versus-Host-Disease: Ibrutinib plus Prednison ohne Effekt
COVID-19-Impfung: Axilläre Adenopathie kann Diagnostik erschweren
Leberkrebs: Zweitlinientherapie mit Pembrolizumab
Pembrolizumab verlängerte bei vorbehandelten asiatischen Patienten mit fortgeschrittenem hepatozellulärem Karzinom (HCC) das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben signifikant im Vergleich zu Placebo. Auch die Gesamtansprechrate war mit dem PD1-Inhibitor besser. Dieses Ergebnis der doppelblinden, randomisierten Phase-3-Studie KEYNOTE-394 hat eine chinesische Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology publiziert.
In die von MSD Sharp & Dohme finanzierte Studie waren 453 Patienten mit fortgeschrittenem HCC eingeschlossen worden, das während oder nach Therapie mit Sorafenib oder mit einer Oxaliplatin-basierten Chemotherapie fortgeschritten war. Sie erhielten Best Supportive Care und 2:1 randomisiert Pembrolizumab oder Placebo.
Nach einem medianen Follow-Up von 33,8 Monaten erwies sich Pembrolizumab im primären Endpunkt, dem Gesamtüberleben, mit im Median 14,6 Monaten versus 13,0 Monaten als signifikant überlegen (Hazard Ratio 0,79, p=0,018). Nach 24 Monaten lebten unter Pembrolizumab noch 34,3%, unter Placebo 24,9% und nach 36 Monaten 23,4% vs. 11,0% der Patienten.
Im sekundären Endpunkt, dem progressionsfreien Überleben (PFS), war Pembrolizumab ebenfalls überlegen mit im Median 2,6 vs. 2,3 Monaten (HR 0,74, p=0,0032). Auf Pembrolizumab sprachen im Vergleich zu Placebo 12,7% vs.1,3% der Patienten an. Es wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet.
Leberkrebs: Modulation des Zirkadian-Rhythmus als neues Therapieprinzip?
Für die Vermehrung von Leberkrebs-Zellen in vitro sind 2 Proteine des zirkadianen Rhythmus entscheidend, und zwar CLOCK und BMAL1. Werden diese Proteine gehemmt, wird die Vermehrung der Krebszellen gestoppt. Dies berichten US-amerikanische Forscher in Proceedings of the National Academy of Sciences .
Die Forschung mit Zellkulturen, Genomanalysen und Tiermodellen ergab weiter, dass bei Hemmung von CLOCK und BMAL1 die Zellzyklus-Regulatoren Wee1 und p21 dereguliert werden, was zum Zelltod führt.
„Zusammenfassend legen unsere Ergebnisse nahe, dass die beiden Regulatoren des zirkadianen Rhythmus BMAL1 und CLOCK die Zellproliferation eines hepatozellulären Karzinoms fördern, indem sie Wee1 und p21 kontrollieren, wodurch Apoptose und Zellzyklusarrest verhindert werden“, schreiben die Autoren. Die Ergebnisse seien Grundlage für eine Therapie, die auf einer Modulation des Zirkadian-Rhythmus basiere.
Mammakarzinom: Geringer Zusatznutzen von Pertuzumab und Pertuzumab/Trastuzumab
Eine Neubewertung des Nutzens von Pertuzumab und Pertuzumab/Trastuzumab zur adjuvanten Therapie von HER2-positivem, frühem Brustkrebs mit hohem Rückfallrisiko ergab nun einen geringen Zusatznutzen der adjuvanten Behandlung. Zu dem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) laut einer Pressemitteilung. Eine frühere Bewertung war, dass der Zusatznutzen nicht belegt ist.
Für die Nutzenbewertungen wurde die Studie APHINITY herangezogen, die bereits Grundlage vorheriger Bewertungen war, nun aber Daten für einen längeren Beobachtungszeitraum lieferte. Relevant für die Nutzenbewertung sind die Ergebnisse von rund 3.600 Patienten mit hohem Rezidivrisiko.
Für sie ergibt sich bei der Neubewertung beim Gesamtüberleben ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen. Für die Verhinderung von Rezidiven liefert die Studie einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen.
Es gibt jedoch auch Hinweise auf negative Effekte – z.B. während der Behandlung auftretende Durchfälle, aber auch schwerwiegende Herzinsuffizienzen, die nach der Behandlung bestehen bleiben.
In der Gesamtschau überwiegen bei der Neubewertung für alle Altersgruppen jedoch die positiven Effekte, vor allem durch weniger Rückfälle und ein längeres Überleben.
Glioblastom: Impfung plus Temozolomid verlängert möglicherweise das Überleben
Die adjuvante Therapie mit Temozolomid zusammen mit einer Peptid-Konjugat-Vakzine (SurVaxM) führte bei 64 Patienten mit neu diagnostiziertem reseziertem Glioblastom nach Radiochemotherapie zu einem 6-Monats-PFS von 95,2%. Die Behandlung sei gut verträglich, berichtete die amerikanische Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology . Die Kombination wird derzeit in einer randomisierten Studie im Vergleich zu Temozolomid allein untersucht.
Beim Glioblastom gibt es wenig therapeutische Möglichkeiten; meist überleben die Betroffenen nur kurz. SurVaxM ist ein Peptidimpfstoff, der das Immunsystem gegen Survivin aktiviert. Survivin wird von Gliomen stark exprimiert.
In der einarmigen Phase-2-Studie erhielten 64 Patienten mit reseziertem Glioblastom nach Operation und fraktionierter Strahlentherapie mit gleichzeitiger Temozolomid-Behandlung subkutan 4 Dosen SurVaxM (500 μg einmal alle 2 Wochen). Anschließend bekamen sie bis zur Progression adjuvantes Temozolomid und SurVaxM als Erhaltungstherapie.
Bei 95,2% der Patienten war die Erkrankung nach 6 Monate noch nicht fortgeschritten. Das mediane PFS lag bei 11,4 Monaten, das mediane Gesamtüberleben (OS) bei 25,9 Monaten. Die Therapie erwies sich als gut verträglich.
Multiples Myelom: Finale Daten der POLLUX-Studie belegen Überlebensverlängerung durch Daratumumab
Bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom (RRMM) verlängert eine Kombinationstherapie aus Daratumumab, Lenalidomid und Dexamethason (D-Rd) das Gesamtüberleben (OS) signifikant im Vergleich zu Lenalidomid plus Dexamethason (Rd).
Nach einem medianen Follow-Up von 79,7 Monaten erreichten Patienten der Daratumumab-Gruppe ein medianes OS von 67,6 Monaten. In der Vergleichsgruppe waren es 51,8 Monaten. Diese Ergebnisse zeigten zusammen mit dem OS-Vorteil, der mit Daratumumab, Bortezomib und Dexamethason in der CASTOR-Studie beobachtet worden sei, erstmals einen OS-Vorteil mit Daratumumab-haltigen Therapien bei Patienten mit RRMM, heißt es im Journal of Clinical Oncology .
Vorbehandelte Patienten mit RRMM erhielten randomisiert Lenalidomid plus Dexamethason (Rd) ohne und mit dem CD38-Antikörper Daratumumab. Nach der Primäranalyse wurde den Patienten der Rd-Gruppe nach Progression Daratumumab angeboten.
In der finalen Analyse nach im Median 79,7 Monaten war das OS in der Daratumumab-Gruppe signifikant länger als in der Vergleichsgruppe. In den meisten Subgruppen zeigten vordefinierte Analysen einen OS-Vorteil mit D-Rd gegenüber Rd, so bei Patienten im Alter von ≥ 65 Jahren und bei Patienten mit 1, 2 oder 3 vorherigen Therapielinien, Erkrankung im Stadium III, zytogenetischen Anomalien mit hohem Risiko und vorheriger Behandlung mit einem Proteasom-Inhibitor.
Die häufigsten (≥ 10%) behandlungsbedingten unerwünschten Wirkungen vom Grad 3/4 mit D-Rd im Vergleich zu Rd waren Neutropenie (57,6% vs. 41,6%), Anämie (19,8% vs. 22,4%), Pneumonie (17,3% vs. 11,0%), Thrombozytopenie (15,5% vs. 15,7%) und Durchfall (10,2% vs. 3,9%).
Chronische Graft-versus-Host-Disease: Ibrutinib plus Prednison ohne Effekt
Bei Patienten mit neu diagnostizierter chronischer Graft-versus-Host-Disease (cGVHD) waren Ibrutinib plus Prednison nicht besser wirksam als Placebo plus Prednison. Dies ergab die erste prospektive, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase-3-Studie iNTEGRATE, deren Ergebnisse eine internationale Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology publiziert hat.
Die cGVHD ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei der allogenen hämatopoetischen Zelltransplantation. Kortikosteroide sind die Therapie der 1. Wahl für cGVHD, aber die Langzeitanwendung hat verschiedene Nachteile. Es besteht ein hoher Bedarf an nichtsteroidalen oder steroidsparenden Behandlungsoptionen.
Knapp 200 Patienten ab 12 Jahren mit nicht vorbehandelter, neu diagnostizierter mittelschwerer oder schwerer cGVHD erhielten 1:1 randomisiert 420 mg Ibrutinib 1-mal täglich plus Prednison oder Placebo plus Prednison. Primärer Endpunkt war die Ansprechrate nach 48 Wochen, dieser wurde nicht erreicht. Auf Ibrutinib-Prednison hatten 41% und auf Placebo-Prednison 37% der Patienten angesprochen (p=0,54). Nach 33 Monaten Follow-Up dauerte das Ansprechen im Median 19 Monate unter Ibrutinib-Prednison und 10 Monate unter Placebo-Prednison (p=0,10). Neue Sicherheitssignale wurden nicht beobachtet.
Damit gibt es – wie bisher – keine alternativen Therapiemöglichkeiten für Patienten mit nicht vorbehandelter cGVHD.
COVID-19-Impfung: Axilläre Adenopathie kann Diagnostik erschweren
Eine Impfung gegen COVID-19 kann eine vorübergehende axilläre Lymphadenopathie hervorrufen und die Interpretation einer Mammographie und von anderen bildgebenden Verfahren mit Darstellung der Achselhöhle erschweren. Nach Untersuchungen einer japanischen Arbeitsgruppe sei damit in 65% aller zum 2. Mal geimpften Personen zu rechnen, wie sie in Radiology mitteilt.
Die japanischen Wissenschaftler verglichen die Ergebnisse einer axillären Magnetresonanztomographie (MRT) bei 433 Personen im Jahr 2020 (bevor die Impfung verfügbar war) und im Jahr 2021 (nachdem die Teilnehmer 2 Dosen mRNA-Impfstoff erhalten hatten).
Es zeigte sich, dass eine Adenopathie recht häufig war. Sie wurde bei 65% der Personen beobachtet, die innerhalb der letzten 2 Wochen geimpft worden waren, und bei 40%, wenn die Impfung 3 bis 4 Wochen zuvor erfolgt war.
Eine Lymphadenopathie war nach Impfung mit dem Moderna-Impfstoff häufiger als nach Impfung mit dem BioNtech-Impfstoff (40% vs. 19%); sie war bei Frauen häufiger als bei Männern (29% vs. 17%). Meist waren nur 1 oder 2 Lymphknoten vergrößert.
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Credits:
Photographer: © Ivan Shidlovski
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Diesen Artikel so zitieren: Pembrolizumab bei Leberkrebs; Impfung beim Glioblastom; axilläre Adenopathie durch COVID-19-Vakzine - Medscape - 10. Jan 2023.
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