Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 9. Januar 2023
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 142 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 8. Januar lag der Wert bei 145. Die Daten sind aufgrund der Feiertage und des Wochenendes wenig aussagekräftig; ein Meldeverzug gilt als wahrscheinlich.
Unsere Themen heute:
Überteuerte PCR-Tests: Hat die Regierung Milliarden Euro verschwendet?
China: Reisewarnung des Auswärtigen Amts
Bundestag: Knapp 1.000 mögliche Fälle mit dem Post-Vac-Syndrom erfasst
Long-COVID beginnt oft mit mildem COVID-19
Myokarditis nach Impfungen: Welche Rolle spielt das Spike-Protein?
So verändert COVID-19 die Reaktion des Immunsystems auf weitere Impfungen
Überteuerte PCR-Tests: Hat die Regierung Milliarden Euro verschwendet?
Ein Rechercheteam des WDR, des NDR und der SZ hat interne Unterlagen des Bundesgesundheitsministeriums und des Bundeswirtschaftsministeriums ausgewertet. Die Akten geben Hinweise auf überteuerte Preise für PCR-Tests zu Beginn der Pandemie.
Demnach soll die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit 59 Euro pro Test einen Wert angesetzt haben, der sich am recht selten durchgeführten Hepatitis-Test orientiert – und nicht an häufigeren, wesentlich preisgünstigeren Tests auf Influenza oder RSV (19,90 Euro).
Marktübliche Preise scheint der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nie in Erfahrung gebracht zu haben. Kostenkalkulationen auf der Grundlage von Chemikalien, Geräten und Personenstunden waren in den Unterlagen nicht zu finden.
Das Bundesgesundheitsministerium soll Druck auf Kassen ausgeübt haben, die Preise zu akzeptieren.
Bis heute haben PCR-Tests bundesweit etwa 6 Milliarden Euro verschlungen. Zwar wurden die Honorare mehrfach nach unten korrigiert. Ein Teil der Kosten wäre laut Rechercheteam aber vermeidbar gewesen. Das BMG hat sich zu den Zahlen bislang nicht geäußert.
China: Reisewarnung des Auswärtigen Amts
Seit 8. Januar dürfen Besucher wieder nach China einreisen; das Land selbst hat Restriktionen aufgehoben. Es gibt wieder direkte Flüge. Wer aus China in die EU einreist, muss sich, wie Medscape berichtet hat, künftig testen lassen.
China wird vom RKI als Virusvariantengebiet, in dem eine besonders besorgniserregende Virusvariante aufzutreten droht, eingestuft. Via Twitter warnt das Auswärtige Amt: „Wir raten aktuell von nicht notwendigen Reisen nach China ab. Grund dafür ist der Höchststand an COVID-19-Infektionen und das überlastete Gesundheitssystem.“
Bundestag: Knapp 1.000 mögliche Fälle mit dem Post-Vac-Syndrom erfasst
Das Post-Vac-Syndrom umfasst Beschwerden nach COVID-19-Impfungen, die an Long-COVID erinnern. Dazu zählen das chronische Müdigkeitssyndrom, das posturale Tachykardiesyndrom, aber auch weitere Beschwerden. Neue Informationen zur Situation in Deutschland hat die Bundesregierung als Antwort auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion veröffentlicht.
„Der in der deutschen Öffentlichkeit verwendete Begriff ‚Post Vac‘ nach COVID-19-Impfungen ist bislang nicht wissenschaftlich definiert bzw. charakterisiert. Insofern liegen keine Erkenntnisse zu den Ursachen des sogenannten Post-Vac-Syndroms vor“, heißt es im Dokument. Bis 31. Oktober 2022 habe das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) insgesamt 943 Verdachtsmeldungen erfasst.
Ansprüche aufgrund von Impfschäden könnten Betroffene nicht geltend machen, heißt es weiter. Denn „in Deutschland und international gibt es derzeit keine Hinweise für einen Zusammenhang von Long COVID-ähnlichen Symptomen und einer COVID-19- Impfung“, erklärt die Bundesregierung.
Long-COVID beginnt oft mit mildem COVID-19
Nur weil Patienten mit COVID-19 kaum Beschwerden haben, bedeutet das nicht, dass sie kein Risiko für Long-COVID haben. Zu dem Ergebnis kommen Forscher nach der Auswertung mehrerer Patientenkohorten; Medscape.com hat darüber berichtet.
Ein Forscherteam untersuchte Daten aus 54 Studien mit 1,2 Millionen Menschen aus 22 Ländern, die angaben, COVID-19-Symptome zu haben. Die Autoren definierten Long-COVID als Symptome 3 Monate nach der Erstinfektion, wobei Beschwerden mindestens 2 Monate anhielten.
Frauen hatten ein 2-fach höheres Risiko als Männer und ein 4-fach höheres Risiko als Kinder, Long-COVID zu entwickeln. 1 von 7 Infizierten hatte 12 Monate nach der Infektion noch Beschwerden. Zwar entwickelten Patienten, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, mit größerer Wahrscheinlichkeit Long-COVID. Aber stationäre Therapien waren in den Kohorten eher selten. „Wir haben festgestellt, dass erstaunliche 90% der Menschen, die mit Long-COVID leben, nur einen leichten COVID-19-Verlauf hatten“, schreiben die Forscher als Resümee.
Myokarditis nach Impfungen: Welche Rolle spielt das Spike-Protein?
Myokarditis gilt als seltene Komplikation, die nach einer mRNA-COVID-Impfung auftreten kann. Schätzungen zufolge treten etwa 18 Fälle pro 1 Million verabreichter Impfstoffdosen auf. Die genauen Mechanismen sind nach wie vor unbekannt.
Deshalb untersuchten Forscher Blutproben von 61 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, darunter 16 Personen , die eine Myokarditis entwickelten, und 45, die nach der Impfung mit den mRNA-Impfstoffen BNT162b2 von Pfizer oder COVID-19 von Moderna mRNA-1273 keine Komplikationen hatten. Das Team führte ein Antikörper-Profiling durch, einschließlich Tests auf SARS-CoV-2-spezifische humorale Reaktionen. Die Analyse umfasste auch Autoantikörper, SARS-CoV-2-spezifische T-Zellen sowie ein Zytokin- und SARS-CoV-2-Antigen-Profiling.
Die Antikörper- und T-Zell-Antworten waren zwischen Fällen und Kontrollen im Wesentlichen nicht zu unterscheiden. Mit Hilfe eines ultrasensitiven Tests zum Nachweis einzelner Moleküle stellte das Team jedoch fest, dass Jugendliche, die an Myokarditis erkrankt waren, deutlich höhere Konzentrationen des Spike-Proteins im Blut hatten. Bei Jugendlichen in der asymptomatischen, geimpften Kontrollgruppe war kein Spike-Protein nachweisbar.
Das Team suchte auch nach Anti-N-IgG, einem immunologischen Marker für eine kürzlich erfolgte SARS-CoV-2-Infektion, wurde aber nicht fündig, was darauf hindeutet, dass eine natürliche Infektion wahrscheinlich nicht zum Effekt beigetragen hat.
„Dieser Befund hilft uns, Myokarditis als mögliche Komplikation besser zu verstehen, ändert aber nichts am Risiko-Nutzen-Verhältnis der COVID-19-Impfung“, sagt Dr. Lael Yonker, Fachärztin für Lungenheilkunde am Mass General for Children, Boston. „Die Häufigkeit von Myokarditis und anderen herzbezogenen Komplikationen bei Kindern, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, ist viel höher als das Risiko einer Myokarditis nach der Impfung.“
So verändert COVID-19 die Reaktion des Immunsystems auf weitere Impfungen
Kehrt das Immunsystem, nachdem der Körper SARS-CoV-2 bekämpft hat, in den Normalzustand zurück? Oder verändert eine einzelne Infektion es langfristig? Antworten auf diese Fragen liefert eine neue Studie.
Forscher am National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) haben die Immunantworten gesunder Menschen untersucht. Anhand dieser Daten verglichen sie Personen, die noch nie mit SARS-CoV-2 infiziert worden waren und Personen, die leichte Fälle hatten, sich aber erholten.
Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass das Immunsystem von Männern, die sich von leichtem COVID-19 erholt hatten, stärker auf handelsübliche Grippeimpfstoffe reagierte als von Frauen nach leichtem COVID-19 oder von Männern und Frauen, die noch nie infiziert waren.
Die Ergebnisse könnten auch mit einer Beobachtung in Verbindung gebracht werden, die zu Beginn der Pandemie gemacht wurde: Männer starben viel häufiger an einer außer Kontrolle geratenen Immunantwort als Frauen, nachdem sie sich mit dem COVID-19-Virus infiziert hatten. Selbst leichte Fälle von COVID-19, so die neuen Erkenntnisse, könnten bei Männern stärkere Entzündungsreaktionen auslösen als bei Frauen, was zu ausgeprägteren funktionellen Veränderungen des männlichen Immunsystems führt, selbst lange Zeit nach der Genesung.
Laut der Analyse produzierten zuvor infizierte Männer mehr Antikörper gegen Influenza. Sie haben auch erhöhte Interferonspiegel als Reaktion auf Infektionen oder Impfstoffe.
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Credits:
Photographer: © Anyaivanova
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Milliardengrab PCR-Tests?; Neues zu Long-COVID nach leichtem Verlauf; Warnung vor China-Reisen - Medscape - 9. Jan 2023.
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