PD Dr. Georgia Schilling stellt in ihrem Video eine Studie vor, die verdeutlicht, wie wichtig die Auswahl der richtigen Patienten ist. In diesem Fall profitieren solche mit BRCA-Mutationen am meisten.
Transkript des Videos von PD Dr. Georgia Schilling:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Georgia Schilling. Ich bin Chefärztin der onkologischen Rehabilitation in Westerland auf Sylt und leitende Oberärztin des Asklepios-Tumorzentrums in Hamburg.
In meinem letzten Video-Beitrag habe ich Ihnen eine interessante Studie vorgestellt, aus dem MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas, in der es um die Kombinationstherapie von Avelumab und Talazoparib bei fortgeschrittenen Tumoren ging.
Die Kollegen hatten verschiedene Kohorten gebildet und sind zu dem Schluss gekommen ist, dass Studien mit der Kombinationstherapie in einem anderen Setting durchgeführt werden müssen. Die Studien müssen stärker spezifiziert sein und präselektionierte Patientengruppen enthalten. Es sollte keine klassische Basket-Studie sein, sondern sie sollte bestimmte Entitäten oder Subtypen erfassen.
Das hat die Arbeitsgruppe weiterverfolgt und dazu möchte ich Ihnen heute die Studie vorstellen Avelumab plus Talazoparib bei Patienten mit BRCA- oder ATM-Mutationen im fortgeschrittenen Tumorstadium [1].
Man hatte aus der Vorstudie gesehen, dass BRCA-mutierten Ovarialkarzinome offensichtlich mehr profitiert haben als andere Kohorten. Bislang ist weiterhin unklar, welche Patientenpopulationen von der Kombinationstherapie profitieren.
Avelumab ist als Monotherapie zugelassen zur Behandlung von metastasiertem Merkelzell-Karzinom und zur Erstlinien-Erhaltungstherapie von fortgeschrittenen oder metastasiertem Urothelkarzinom.
PARP-Inhibitoren sind zugelassen in der Erhaltungstherapie bei BRCA-assoziierten Tumoren oder auch im rezidivierten Setting.
Wir wissen auch, dass ATM-Mutationen mit einem erhöhten vererbbaren Tumorrisiko einhergehen.
Und es gibt homozygote BRCA-2-Mutationen in uterinen Sarkomen, diese haben anekdotisch auf PARP- Inhibitoren angesprochen. So viel zum Hintergrund, wie die Studienteilnehmer ausgesucht wurden.
Design der Studie
Es war eine nicht randomisierte Phase-2b-Studie. Sie schloss Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren ein, die eine BRCA- oder eine ATM-Mutation aufgewiesen haben.
In der internationalen multizentrischen Studie wurde Avelumab in einer Dosis von 800 mg alle 2 Wochen und Talazoparib in einer Dosis von 1 mg täglich oral gegeben.
Insgesamt wurden 200 Patienten eingeschlossen, und zwar fast 80% kaukasische Patienten, ein kleiner Teil waren asiatisch und afrikanisch stämmige Patienten. 41 waren in der ATM-Kohorte, 159 in der BRCA-Kohorte.
Ergebnisse
In der BRCA-Kohorte fand sich ein Gesamtansprechen von 26,4%. In 9 Fällen wurde sogar eine Komplettremission erreicht. In der ATM Gruppe sprachen dagegen nur 4,9% an.
In der BRCA-Kohorte hat man mehr und dauerhafteres Ansprechen bei den BRCA-assoziierten Tumoren gefunden, also bei Ovarialkarzinom, Prostatakarzinom, Mamma- oder Pankreaskarzinom, gegenüber den Tumoren, die nur einen BRCA-Mutationsnachweis hatten.
Bei der Behandlung der uterinen Sarkome hatte man in der Studie 3 Patienten mit einem anhaltenden Ansprechen noch nach 24 Monaten. Das ist schon bemerkenswert, finde ich. Nach 2 Jahren haben diese Patienten immer noch auf die Kombination angesprochen.
Ein zahlenmäßig höheres Ansprechen hat man auch gefunden, wenn eine BRCA-Mutation und eine hohe Mutationslast vorgelegen haben.
Insgesamt war die Kombination, wie auch in der anderen Studie, sehr gut verträglich.
Bedeutung für die Praxis
Was heißt das für uns? Man hatte eine prädefinierte Ansprechrate von 40%. Die wurde in keiner Kohorte erreicht – das war enttäuschend. Was wir aber sehen ist, dass der Nutzen bei nicht BRCA-assoziieren Tumoren minimal ist.
Es gibt aber Antitumor-Aktivität bei BRCA-assoziierten Tumoren mit nachweisbaren Mutationen und uterinen Sarkomen. Wie gesagt, fand ich dies bei den uterinen Sarkomen am spannendsten. Das waren insgesamt 6 Patienten, 5 von 6 haben angesprochen und 3 davon haben diese lange Ansprechdauer gezeigt. Das sind Tumoren, die eine homozygote BRCA2-Deletion aufgewiesen haben.
Vielleicht profitieren Patienten mit homozygoten BRCA-2-Deletionen besonders gut von der Kombination. Man wird also weitere Studien bei den BRCA-assoziierten Tumoren durchführen
Ich bin gespannt, was die Kollegen aus dem MD Anderson Cancer Center demnächst hierzu publizieren und natürlich werde ich Ihnen auch dann davon berichten.
Bis dahin
Tschüss.
Medscape © 2023
Diesen Artikel so zitieren: „Das ist bemerkenswert“: Immun-Kombi-Therapie gegen Metastasen – bei BRCA-Mutationen deutlicher Vorteil - Medscape - 6. Mär 2023.
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