PD Dr. Georgia Schilling stellt einen neuen Trend in der Immuntherapie gegen Krebs vor: Welche Tumorpatienten könnte eine Kombitherapie besser als einen Monotherapie helfen?
Transkript des Videos von PD Dr. Georgia Schilling:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Georgia Schilling. Ich bin Chefärztin der onkologischen Rehabilitation der Nordsee-Klinik in Westerland auf Sylt und leitende Oberärztin des Asklepios-Tumorzentrums in Hamburg.
Auf der Suche nach interessanten Artikeln für Sie bin ich auf die Kombinationstherapie aus Avelumab plus Talazoparib gestoßen. Dazu möchte ich Ihnen einen Beitrag der Arbeitsgruppe um PD Dr. Timothy A. Yap aus dem MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas, vorstellen, die diese Kombination bei Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren angewendet hat [1].
In präklinischen Untersuchungen haben PARP-Inhibitoren und Immuncheckpoint-Inhibitoren durchaus eine synergistische Wirkung gezeigt. Bislang wissen wir aber noch nicht, welche Tumoren besonders gut darauf ansprechen beziehungsweise welche molekularen Subtypen einen Nutzen von der Kombinationstherapie haben.
Das war auch die Fragestellung dieser Studie, welche Patienten und welche Entitäten sprechen besonders gut auf die Kombinationstherapie aus Avelumab und dem PARP-Inhibitor Talazoparib an.
Es handelte sich um eine nicht randomisierte Phase-1b- und Phase-2-Basket-Studie. Es gab verschiedene Kohorten: nicht kleinzelliges Bronchial-Karzinom (NSCLC), triple-negatives Mammakarzinom (TNBC), Bronchial-Karzinom mit DNA-Damage (DDR), HER2-negatives, Hormonrezeptor-positives Mammakarzinom, BRCA-mutiertes, Platin-sensibles Ovarialkarzinom, rezidiviertes, Platin-sensibles Ovarialkarzinom, Urothelkarzinom, kastrationsrefraktäres Prostatakarzinom, DDR-positives Kolorektalkarzinom, BRCA- und ATM-mutierte solide Tumoren.
Der primäre Endpunkt der Phase 1b war die dosislimitierende Toxizität, das waren 12 Patienten in dieser Studienphase. Primärer Endpunkt in Phase 2 war das Gesamtansprechen, sekundäre Endpunkte waren die Sicherheit, die Zeit bis zum Erreichen des Ansprechens, die Dauer des Ansprechens und das progressionsfreie Überleben (PFS).
Ergebnisse
Insgesamt wurden 233 Patienten eingeschlossen. Das mediane Alter lag bei 63,2 Jahren, 52,5% waren Männer.
Bei den triple-negativen Mammakarzinomen lag das Gesamtansprechen bei 18,2%, bei den HER2-negativen, Hormon-Rezeptor-positiven Mammakarzinomen mit DNA-Damage betrug es 34,8%. 63,6% der Patientinnen mit Platin-sensiblen BRCA-mutierten Ovarialkarzinomen sprachen an. Es gibt also zwischen den Kohorten deutliche Unterschiede.
Insgesamt war ein Ansprechen häufiger bei BRCA-mutierten Tumoren zu sehen. Ein längeres Ansprechen, also eine andauernde Remission war auch bei den triple-negativen Mammakarzinomen zu sehen, noch länger war es bei den HER2-negativen Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinomen oder bei den BRCA-mutierten Ovarialkarzinomen.
Die häufigsten Grad-3-Toxizitäten waren Blutbildveränderungen wie Anämie, Thrombopenie und Neutropenie in abnehmender Häufigkeit.
Relevanz für die Praxis
Sind die Ergebnisse relevant für uns? Diese Frage kann man m.E. noch nicht beantworten. Das Gesamt-Ansprechen ist insgesamt vergleichbar mit den Raten, wenn PARP- oder Immuncheckpoint-Inhibitoren als Monotherapie eingesetzt werden.
Deshalb ist der logische nächste Schritt, dass man in zukünftigen Studien prospektiv Patienten selektiert – man hat jetzt gesehen, dass die Kohorten unterschiedlich reagieren - und dass man zukünftige Studien in bestimmten molekularen Subgruppen oder bei bestimmten Tumorentitäten durchführt.
In meinem nächsten Beitrag werde ich Ihnen einen Artikel der gleichen Arbeitsgruppe präsentieren, der die Konsequenz aus diesen Daten ist.
Bis dahin sag ich Tschüss und danke fürs Zuhören.
Medscape © 2023
Diesen Artikel so zitieren: Synergien bei Immuntherapien: PARP- plus Checkpoint-Inhibitor – was bringt eine Kombination gegen verschiedene Tumore? - Medscape - 13. Feb 2023.
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