Mehr Stress am Arbeitsplatz oder zu Hause – mehr Schlaganfälle: So lässt sich das Risiko reduzieren

Kelli Whitlock Burton

Interessenkonflikte

2. Januar 2023

Menschen mit viel Stress haben ein deutlich höheres Risiko für einen Schlaganfall als Personen mit geringem Stresslevel. Aber das Risiko sinkt, wenn Stressgeplagte das Gefühl haben, ihr Arbeits- und Privatleben unter Kontrolle zu haben [1]. Diese Ergebnisse stammen aus der INTERSTROKE-Studie, einer internationalen Fall-Kontroll-Studie über Risikofaktoren für den 1. Schlaganfall.

„Personen, die über viel Stress in der Arbeit berichteten, aber das Gefühl hatten, ihr Arbeitsleben gut unter Kontrolle zu haben, hatten jedoch ein geringeres Risiko als Menschen, die glaubten, im Beruf kaum Einfluss zu haben“, erklärt die Studienleiterin Catriona Reddin gegenüber Medscape. Sie ist Doktorandin an der University of Galway, Irland.

Probanden aus 32 Ländern

Die INTERSTROKE-Studie umfasst mehr als 25.000 Schlaganfallpatienten und Kontrollen aus 32 Ländern, die zwischen 2007 und 2015 rekrutiert worden sind. Die aktuelle Untersuchung basiert auf Daten von 13.350 Fällen und 13.462 Kontrollen.

Jeder Fall wurde hinsichtlich des Geschlechts und des Alters mit einer Kontrollperson aus demselben Schlaganfallzentrum oder Einzugsgebiet verglichen. Die Fälle umfassten Patienten, die sich mit einem ersten ischämischen oder hämorrhagischen akuten Schlaganfall vorstellten und deren Daten innerhalb von 72 Stunden nach Krankenhauseinweisung oder 5 Tagen nach Auftreten der Symptome vom Studienteam erfasst wurden.

Alle Teilnehmer füllten einen standardisierten Fragebogen zur Messung von Stress zu Hause oder am Arbeitsplatz, zu finanziellem Stress und zu belastenden Lebensereignissen aus.

Schlaganfälle häufiger bei Gestressten

Personen mit einem Schlaganfall gaben im Vergleich zu den Kontrollpersonen häufiger ein hohes Maß an häuslichem Stress an (14,2% vs. 9,6%). Nach Kontrolle von Geschlecht, Alter und einer Reihe anderer Risikofaktoren war hoher Stress zu Hause mit einem signifikant erhöhten Risiko für alle Schlaganfallarten (bereinigte Odds Ratio [aOR] 1,95; 95%-KI 1,77-2,15), für ischämische Schlaganfälle (aOR 1,82; 95%-KI 1,63-2,03) und für intrazerebrale Blutungen (aOR 2,55; 95%-KI 2,05-3,18) assoziiert.

Hoher Arbeitsstress wurde auch häufiger von Schlaganfallpatienten als von Kontrollen genannt (23,1% gegenüber 15,4%). Solche Belastungen waren mit einem signifikanten Anstieg des Risikos für alle Schlaganfallarten (aOR 2,70; 95 %-KI 2,25-3,23), für ischämische Schlaganfälle (aOR 2,27; 95%-KI 1,85-2,78) und für intrazerebrale Blutungen (aOR 5,20; 95%-KI 3,48-7,77) verbunden.

„Die Assoziation zwischen Stress und Schlaganfall blieb auch nach Adjustierung für kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Rauchen signifikant, was darauf hindeutet, dass die Assoziation unabhängig von diesen kardiovaskulären Risikofaktoren sein könnte“, sagte Reddin.

Das Schlaganfallrisiko verringern

Die Forscher fanden jedoch heraus, dass das Gefühl, die Kontrolle über das Arbeits- und Privatleben zu haben, das Schlaganfallrisiko verringern kann.

Obwohl viel Stress immer noch mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert war, erwies sich dieses Risiko als geringer, wenn Betroffene das Gefühl hatten, bei der Arbeit (OR 2,20 vs. 2,70; p = 0,008) und zu Hause (OR 1,69 vs. 2,40; p < 0,001) mehr Kontrolle zu haben als bei Personen mit gefühlt weniger Einflussmöglichkeiten.

Stress ist ein bekannter Risikofaktor für zerebrovaskuläre Ereignisse. Viele Fachgesellschaften empfehlen in Leitlinien die Bewältigung von psychosozialem Stress zur Vorbeugung von Schlaganfällen und der koronaren Herzkrankheit. Welche Methode zur Stressbewältigung ideal ist, war bislang unbekannt.

Diese neue Studie legt nahe, dass eine Möglichkeit darin bestehen könnte, Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass die Angestellte mehr Kontrolle über die Geschehnisse im Job haben.

Dr. Mitchell Elkind, Chief Clinical Science Officer bei der American Heart Association, kommentierte die Ergebnisse für Medscape. Sie erklärte, dass Interventionen gegen Stress auf Unternehmensebene oder von Angestellten selbst durchgeführt werden könnten.

„Die spezifischen Maßnahmen hängen wahrscheinlich von vielen Faktoren ab, einschließlich der Art der Arbeit und des Arbeitsplatzes“, so Elkind. Als Möglichkeiten, mehr Kontrolle zu erlangen, nennt sie flexiblere Arbeitszeiten oder die Beteiligung an Unternehmensentscheidungen, soweit dies möglich ist.

Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus Medscape.com übersetzt und adaptiert.

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