Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 29. Dezember 2022
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 195 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 28. Dezember lag der Wert bei 200. Ein Meldeverzug durch die Feiertage gilt als wahrscheinlich.
Unsere Themen heute:
Pandemie-Ende: Lauterbach mahnt zur Geduld
Corona-Welle in China: Strengere Regeln bei der Einreise
Schützen Medikamente vor Long-COVID?
Multisystem-Entzündungssyndrom bei Kindern (MIS-C): Wissenschaftler finden genetische Risikofaktoren
Pandemie-Ende: Lauterbach mahnt zur Geduld
Wie Medscape im Blog berichtet hat, sehen Experten – allen voran Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin, Berlin, ein Ende der Corona-Pandemie kommen. Wenig überraschend fordern Politiker ein Ende aller Maßnahmen. Prof. Dr. Karl Lauterbach fordert jetzt, mit Augenmaß vorzugehen.
Deutschland sei „in einer üblen Situation, die Krankenhäuser sind total voll, das Personal ist überlastet“, sagt der Bundesgesundheitsminister. Zudem würden weiter täglich 100 bis 150 Menschen mit oder an COVID-19 sterben. „Somit ist eine sehr schnelle Öffnung hier nicht wirklich sinnvoll.“ Es komme „nach 3 Jahren Pandemie noch auf ein paar Wochen nicht an“, sagt er.
Zwar habe sich die Situation etwas entschärft. Jedoch sollten mit Blick auf volle Kliniken, überlastetes Personal und einer Übersterblichkeit nicht alle Maßnahmen sofort fallen gelassen werden.
Corona-Welle in China: Strengere Regeln bei der Einreise
Die Situation in China scheint nach wie vor außer Kontrolle zu sein. Rund 250 Millionen Einwohner sollen sich infiziert haben. Der Mangel an „transparenten Daten“ zum Ausmaß der Coronawelle löse international wachsende Besorgnis aus, hieß es von der US-Regierung.
Medien berichten von überfüllten Krankenhäusern und von Engpässen bei Medikamenten. Vor wenigen Tagen hatte das Land ein Exportverbot für Paracetamol und Ibuprofen verhängt. Italien und die USA verschärfen ihre Regeln für Einreisende. Sie müssen negative Coronatests vorlegen. Andere Länder denken über solche Maßnahmen ebenfalls nach. Deutschland plant vorerst keine Restriktionen. China selbst hat seine zuvor notwendige Quarantäne bei der Einreise gestrichen.
Schützen Medikamente vor Long-COVID?
Angesichts der hohen Zahl von Patienten mit Long-COVID suchen Ärzte nach Möglichkeiten zur Prophylaxe, womöglich mit Erfolg. COVID-OUT, eine randomisierte, 4-fach verblindete, placebokontrollierte klinische Studie der Phase 3, liefert neue Informationen. Untersucht wurde, ob eine frühe ambulante Behandlung von SARS-CoV-2 mit Metformin, Ivermectin oder Fluvoxamin versus Placebo das Risiko von Long-COVID verringern könnte.
Forscher haben 1.125 Erwachsenen im Alter von 30 bis 85 Jahren, die übergewichtig oder fettleibig waren, weniger als 7 Tage lang Symptome aufwiesen und innerhalb von 3 Tagen nach einer dokumentierten SARS-CoV-2-Infektion an der Studie teilnehmen konnten, eingeschlossen. Sie erhielten:
Metformin mit sofortiger Wirkstofffreisetzung, titriert über 6 Tage auf 1.500 mg pro Tag, insgesamt 14 Tage
Ivermectin 430 mcg/kg/Tag für 3 Tage
Fluvoxamin, 50 mg am ersten Tag, dann 50 mg 2-mal täglich über 14 Tage
Placebo
Insgesamt hatten 8,4% von einem Arzt die Diagnose Long-COVID erhalten:
6,3% in der Metformin-Gruppe verus 10,6% in der zugehörigen Kontrollgruppe
8,0% in der Ivermectin-Gruppe versus 8,1% in der zugehörigen Kontrollgruppe
10,1% in der Fluvoxamin-Gruppe versus 7,5% in der zugehörigen Kontrollgruppe.
Die Hazard Ratio (HR) für Long-COVID in der Metformin-Gruppe im Vergleich zur Kontrolle betrug 0,58 (95%-Konfidenzintervall: 0,38 bis 0,88), 0,99 (95%-KI: 0,592 bis 1,643) in der Ivermectin-Gruppe und 1,36 in der Fluvoxamin-Gruppe (95%-KI: 0,785 bis 2,385).
„Als Ergebnis dieser randomisierten Phase-3-Studie wurde in der Metformin-Gruppe im Vergleich zur verblindeten Kontrollgruppe ein relativer Rückgang der Inzidenz von Long- COVID um 42% festgestellt“, schreiben die Autoren. Metformin wird schon länger in Zusammenhang mit COVID-19 erforscht. Die Wirkmechanismen sind unklar.
Multisystem-Entzündungssyndrom bei Kindern (MIS-C): Wissenschaftler finden genetische Risikofaktoren
Das MIS-C kann bei Kindern und Jugendlichen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftreten. Es kommt zu Entzündungen in der Haut, dem Herzen, dem Magen-Darm-Trakt, den Schleimhäute, der Lunge, der Leber und den Nieren. Zwar tritt das MIS-C recht selten auf, die Symptome sind jedoch schwer. Unklar war bislang, wer ein erhöhtes Risiko hat.
Jetzt zeigen Wissenschaftler, dass Mutationen der Gene für OAS und RNase L die Entzündungsreaktion in einigen Immunzelltypen verstärkten. Diese Veränderung kann Entzündungen verursachen. In der Studie wurden Mutationen in einer Untergruppe von Kindern mit MIS-C identifiziert. OAS-Proteine werden durch Interferone als erste Verteidigungslinie gegen Viren induziert. Nach dem Erkennen viraler doppelsträngiger RNA aktivieren OAS-Proteine das Enzym RNase L, um die Vermehrung und Ausbreitung des Virus zu verhindern.
„RNase L wirkt wie eine Schere, um Boten-RNA zu zerschneiden, die in Proteine übersetzt wird, einschließlich Proteine, die als Zytokine bekannt sind und Entzündungen verursachen“, sagt Dr. Robert Silverman vom Cleveland Clinic Lerner Research Institute. „Die autosomal-rezessiven Mutationen in MIS-C verhindern entweder, dass die Schere funktioniert (OAS-Mutationen) oder verhindern, dass die Schere überhaupt hergestellt wird (RNase-L-Mutationen). Sein Fazit: „Diese Ergebnisse bieten wichtige Erkenntnisse darüber, wie OAS-RNase L vor dieser schweren, ungeklärten Komplikation von COVID-19 schützen kann.“
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Credits:
Photographer: © Geparda2
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Nach Pandemie-Ende: Lauterbach rät zur Geduld; Schützen Medikamente vor Long-COVID?, MIS-C und Genetik - Medscape - 29. Dez 2022.
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