Fall: Weihnachtsüberraschung – die unbemerkte Reise einer Nadel von den Bronchien bis zum Darm

Dr. Thomas Kron

Interessenkonflikte

22. Dezember 2022

An Heiligabend bekommt eine 14-Jährige plötzlich Husten, nachdem sie eine spitze Nadel, die sie zum Befestigen ihres Kopftuches nutzt, aspiriert hat. In der Notaufnahme der Charité klagte sie über etwas Husten und leichte Thoraxschmerzen, aber nicht über Atemnot.

Körperliche und apparative Untersuchungen

Die Thorax-Röntgenaufnahme zeigte eine Nadel im rechten Hauptbronchus. Jedoch ergab die Bronchoskopie einige Stunden später, da die Patientin zuvor nicht nüchtern war, keine Fremdkörper bei unauffälligen Schleimhäuten. 

Therapie und Verlauf

Im OP ergab die Röntgenuntersuchung, dass die Nadel nun hinter das Zwerchfell ragte. Eine sofort durchgeführte gastro-ösophageale Endoskopie zeigte kein Fremdkörper und intakte Schleimhaut.  Beim Röntgenbild des Abdomens am Tag danach war die Nadel im kleinen Becken sichtbar. Am 3. Tag wurde die Nadel auf natürliche Weise ausgeschieden. 

Diskussion

Die Aspiration oder das Verschlucken scharfer Nadeln kann zu schwerwiegenden Verletzungen bis hin zur Perforation führen. Die Jugendliche hatte allerdings weder lokale Verletzungen der Bronchialschleimhaut noch des Magen-Darm-Trakts. Dies sei den Autoren zufolge besonders bemerkenswert, da es keine andere Erklärung dafür gebe, als dass die primär aspirierte Nadel durch Husten in den Mund und dann in die Speiseröhre und den Magen-Darm-Trakt gelangt sei. Dieser Vorgang sei von der Patientin jedoch nicht bemerkt worden. Schmerzen oder andere Beschwerden habe sie zu keinem Zeitpunkt gehabt.

Zur Aspiration von Nadeln kann es kommen, wenn man mit einer Nadel zwischen den Zähnen plötzlich husten oder lachen muss. Kein Einzelfall: Die Autoren hatten bereits früher eine junge Frau nach einer Nadelaspiration behandelt. Sie wollte Poster in ihrem Zimmer aufhängen; die Nadel war zwischen ihren Zähnen. Zur Aspiration kam es, als sie plötzlich lachen musste. 

Kinder und Jugendliche sollten daher davor gewarnt werden, Nadeln mit den Zähnen zu fixieren, um so beide Hände frei zu haben, warnen die Autoren. Der Fall der in den Darm gewanderten Nadel erinnere zudem daran, aspirierte Fremdkörper so früh wie möglich zu diagnostizieren, um ein Wandern zu verhindern, was weitere Risiken und diagnostische und therapeutische Verfahren nach sich ziehen könne, heißt es im Artikel. 

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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