Schwanger während Brustkrebstherapie: Unterbrechung der endokrinen Therapie erhöht nicht die Rezidivrate

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

13. Dezember 2022

San Antonio – Junge Frauen mit frühem, Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom können die endokrine Therapie für eine Schwangerschaft vorübergehend unterbrechen, ohne dass ihr Rezidivrisiko steigt. Nach einem medianen Follow-up von 41 Monaten lag die 3-Jahres-Rezidivrate bei Unterbrechung der endokrinen Therapie bei 8,9%. Diese Rate war mit der einer externen Kontroll-Kohorte aus der SOFT/TEXT-Studie vergleichbar.

Prof. Dr. Ann Partridge, Dana Farber Cancer Institute, Boston, hatte diese ersten Ergebnisse der prospektiven einarmigen POSITIVE-Studie (Pregnancy Outcome and Safety of Interrupting Therapy for women with endocrine responsIVE breast cancer) beim San Antonio Breast Cancer Symposium 2022 vorgestellt [1].

„Die POSITIVE-Studie liefert wichtige Daten zur Unterstützung junger Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium, die an einer Schwangerschaft interessiert sind und hierzu eine Auszeit von der endokrinen Therapie nehmen“, sagte Partridge. Diese Daten würden belegen, dass die Implementierung einer Patienten-orientierten Beratung zu Fragen der Schwangerschaft bei Behandlung und Nachbeobachtung junger Frauen mit Brustkrebs wichtig seien.

Als Pluspunkte für die Studie vermerkte Diskutantin Prof. Dr. Jennifer K. Litton, MD Anderson Cancer Center, Houston, dass erstmals versucht wurde, diese schwierige Frage aufzugreifen, und dies in internationaler Zusammenarbeit. Die Ergebnisse ermöglichten einen ersten Einblick in die Sicherheit eines Vorgehens, das bislang schon eingesetzt worden ist.

 
Die POSITIVE-Studie liefert wichtige Daten zur Unterstützung junger Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium, die an einer Schwangerschaft interessiert sind ... Prof. Dr. Ann Partridge
 

Eher negativ beurteilte Litton das Design der Studie mit einem Arm, den Vergleich mit einer historischen Kontrolle sowie das Fenster von 18 bis 30 Monaten mit endokriner Therapie vor Einschluss in die Studie. Außerdem hält sie eine längere Nachbeobachtungszeit bei einem Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom für erforderlich, wenngleich die frühen Ergebnisse vielversprechend seien.

Schwanger nach Brustkrebs

Viele junge Frauen mit einem Mammakarzinom möchten noch Kinder bekommen. Retrospektive Studien haben gezeigt, dass eine Schwangerschaft bei Brustkrebs-Patientinnen den Verlauf der Erkrankung nicht verschlechtert, unabhängig vom Hormonrezeptor-Status.

Das POSITIVE-Konsortium untersuchte in der einarmigen Studie prospektiv die Frage, ob es in Bezug auf Mammakarzinom-Rezidive sicher ist, die endokrine Therapie zu unterbrechen, um schwanger zu werden. Es schloss prämenopausale Frauen mit Kinderwunsch im Alter bis zu 42 Jahren ein, die mindestens 18 und nicht mehr als 30 Monate mit einer endokrinen Therapie wegen eines Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom im Stadium I bis III behandelt worden waren.

Nach der Unterbrechung der endokrinen Therapie folgte eine 3-monatige Wash-out-Periode, anschließend hatten die Frauen 2 Jahre Zeit, um schwanger zu werden, das Kind zu gebären und zu stillen. Eine Wiederaufnahme der endokrinen Therapie wurde stark empfohlen, um die geplante Behandlungszeit von 5 bis 10 Jahren zu komplettieren.

Als externe Kontrolle diente eine Kohorte von 1.499 Patientinnen aus der SOFT/TEXT-Studie. Primärer Endpunkt war das Brustkrebs-freie Intervall (BCFI), also die Zeit von der Aufnahme in die Studie bis zum ersten Krankheitsrezidiv.

Patientinnen meist im Stadium I und II

Zwischen Dezember 2014 und Dezember 2019 wurden in 20 Ländern in Nordamerika, Europa, Asien und Australien 516 Frauen im medianen Alter von 37 Jahren in die Studie aufgenommen. 75% hatte noch keine Kinder, 21% hatten 1 Kind und 4% 2 oder mehr Kinder.

Die Mehrzahl der Frauen (94%) befand sich im TNM-Stadium I und II, bei 66,3% waren keine Lymphknoten befallen. 62% hatten eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten. Im Median dauerte es von der Diagnose bis zur Studienaufnahme 29 Monate.

Nach einem medianen Follow-up von 41 Monaten war es bei 44 Frauen zu einem Rezidiv gekommen, die 3-Jahres-Rate lag bei 8,9% und war damit ähnlich wie in der externen Vergleichsgruppe der SOFT/TEXT-Studie mit 9,2%.

Von 497 Frauen, deren Schwangerschafts-Status überprüft wurde, waren 368 (74,0%) mindestens einmal schwanger, 317 (63,8%) hatten mindestens eine Lebendgeburt. Insgesamt kamen 365 Babys zur Welt (335 einzelne Kinder und 15 Zwillingspaare). 34% der Kinder wurden mit Hilfe eines Kaiserschnitts geboren. 62% der 317 schwangeren Frauen stillten ihre Kinder.

Komplikationen traten bei 11% der Schwangerschaften auf, vor allem Hypertonie/Präeklampsie (3%) und Diabetes (2%). 92% der Kinder wiesen ein normales Geburtsgewicht auf, 96% hatten keine angeborenen Anomalien.

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Kommentar

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