Eine akute SARS-CoV-2-Infektion induziert eine Dysbiose des Darmmikrobioms. Dabei kommt es zu einer Abnahme bestimmter Populationen kommensaler Darmbakterien. Dies geht aus einer Studie hervor, die kürzlich in Molecular Biomedicine veröffentlicht wurde. Wenig überraschend scheinen Antibiotika das Problem zu verstärken [1].
Proben von 60 Personen verglichen
Um die Interaktionen zwischen Wirt und Mikrobiom bei COVID-19 besser zu verstehen, haben Forschende der Columbia University, New York, das Darmmikrobiom von 20 Patienten mit aktiver SARS-CoV-2-Infektion mit 20 genesenen Patienten und 20 nicht infizierten gesunden Kontrollen verglichen. Dazu analysierten sie im Zeitraum von Mai 2020 bis Januar 2021 mittels 16S-rRNA-Sequenzierung die Häufigkeit von Darmbakterien in den Stuhlproben der Probanden aus den jeweiligen Gruppen.
Den Studienergebnissen zufolge wiesen die COVID-19-positiven Patienten im Vergleich zu den genesenen Probanden und den Kontrollen eine Veränderung der Artenzusammensetzung des Mikrobioms auf; mit einer Verarmung der Gattungen Bacteroidaceae, Ruminococcaceae und Lachnospiraceae sowie eine verminderte relative Häufigkeit der Gattungen Faecalibacterium, Adlercreutzia und Eubacterium brachy. Insgesamt war im Vergleich zu früheren Studien aber keine Abnahme der Diversität zu erkennen.
Die Veränderungen in der Artenzusammensetzung des Mikrobioms seien nur vorübergehend, schreiben die Studienautoren. Laut ihren Ergebnissen wies die Darmflora genesener Patienten das gleiche Artenspektrum auf wie vor der Erkrankung.
Dysbiose durch Antibiotika verstärkt
Die Einnahme von Antibiotika während der COVID-19-Erkrankung führte darüber hinaus zu einer signifikanten Abnahme der α- und β-Diversität des Mikrobioms. Die Wissenschaftler identifizierten 55 Bakterienarten, die sich signifikant zwischen COVID-19-positiven Patienten mit und ohne Antibiotikaexposition unterschieden. Allerdings variierte die Zusammensetzung ihrer mikrobiellen Darmgemeinschaft auch in Bezug auf gastrointestionale Symptome und Fettleibigkeit.
Gabe von Probiotika bei COVID-19
Die Studiendaten belegen, dass die Darmflora durch die Infektion mit SARS-CoV-2 unmittelbar beeinflusst wird. Dabei führt insbesondere die Einnahme von Antibiotika, zu einer signifikanten Abnahme der Diversität des Mikrobioms, so das Fazit. Die COVID-19-Behandlung infizierter Personen könne möglicherweise durch präbiotische und durch probiotische Präparate verbessert werden, schreiben die Wissenschaftler ein.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de .
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Diesen Artikel so zitieren: SARS-CoV-2 verändert das Darmmikrobiom: Profitieren Patienten von Präbiotika und von Probiotika? - Medscape - 9. Dez 2022.
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