Therapie schwerer Depressionen: Elektrokrampftherapie vor Ketamin – doch das letzte Wort ist nicht gesprochen

Michael Simm

Interessenkonflikte

13. Januar 2023

Eine mangels Studien eher kleine Meta-Analyse zeigt, dass die Elektrokrampftherapie gegen schwere Depressionen wirksamer ist als Ketamin. Bei der Auswirkung auf Kognition und Gedächtnis gab es keine Unterschiede. Die Nebenwirkungen waren unterschiedlicher Natur, in der Schwere aber ähnlich [1]

Ketamin und Elektrokrampftherapien im Vergleich

Zum Hintergrund: Für Patienten mit schweren, therapieresistenten Depressionen gibt es schon seit längerem die Elektrokrampftherapie (EKT), und in jüngster Zeit werden auch – meist im experimentellen Setting – Behandlungsversuche mit Ketamin unternommen. Die relative Wertigkeit der beiden Ansätze war bislang unbekannt.

Deshalb haben Forscher eine systematische Übersicht und Meta-Analyse zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit von Ketamin versus EKT bei Patienten mit einer schweren depressiven Episode durchgeführt. Grundlage ihrer Arbeit waren Literaturrecherchen in den Datenbanken PubMed, MEDLINE, Cochrane Library und Embase. Zusätzlich wurden alle US-amerikanischen und europäischen Studienregister sowie Google Scholar durchsucht.

Nur wenige Studien untersuchen die Fragestellung – EKT schneidet besser ab

Gefunden wurden 6 Studien mit zusammen 340 Patienten (162 für die ET, 178 für Ketamin). Alle Studien wurden stationär durchgeführt, 5 davon waren randomisierte klinische Studien.

Die standardisierte mittlere Differenz bei der Veränderung depressiver Symptome favorisierte die EKT (SMD -0,69; 95%-Konfidenzintervall -0,89 bis -0,48). Studien, die Kognition/Gedächtnis oder schwere Nebenwirkungen zum Ziel hatten, zeigten keine signifikante Differenz zwischen den beiden Methoden.

Unter Ketamin waren Kopfschmerzen und Muskelschmerzen nach der Therapie seltener, nach der EKT gab es weniger Sehstörungen, Schwindel und transiente Symptome einer Dissoziation bzw. Depersonalisierung.

Offene Fragen

Die Meta-Analyse deutet zwar auf eine Überlegenheit der EKT hin. Allerdings war die Zahl der eingeschlossenen Patienten ziemlich klein und die Studien – wie die Autoren anmerken – von niedriger bis moderater Qualität.

Der Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....