OP-Masken so effektiv wie FFP-2? Was China jetzt braucht; weitere mRNA-Vakzine in der Pipeline; neue Impfstoffverordnung

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

1. Dezember 2022

Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.

Corona-Newsblog, Update vom 1. Dezember 2022

Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 202 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 30. November lag der Wert bei 197. „Jetzt beginnt die Winterwelle“, kommentiert Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf Twitter . „Wir sind gut vorbereitet. Der Einzelne und die Länder müssen nur mitmachen.“

Unsere Themen heute:

  • BMG will Coronavirus-Impfverordnung erneut anpassen

  • China: Die Null-COVID-Strategie ist gescheitert – und jetzt?

  • Studie: Chirurgische Masken und N95-/FFP-2-Masken scheinen ähnlich gut zu schützen

  • Photonenzählendes CT zeigt mehr Lungenschäden nach COVID-19

  • Lehren aus Corona: Durchbruch für mRNA-Impfstoffe gegen andere Infektionen?

BMG will Coronavirus-Impfverordnung erneut anpassen

Wenig überraschend will Lauterbach die Coronavirus-Impfverordnung erneut anpassen; sie läuft zum 31. Dezember planmäßig aus. Impfzentren wird es nicht mehr geben; einige Bundesländer hatten bereits angekündigt, sich aus der Finanzierung zurückzuziehen. Für Impfwillige stehen Arztpraxen und Apotheken bereit.

Zwischen 1. Januar und 7. April plant Lauterbach, Impfungen aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zu finanzieren. Danach will er Krankenkassen in die Pflicht nehmen. Änderungen an der Vergütung hat der Minister nicht angedacht.

China: Die Null-COVID-Strategie ist gescheitert – und jetzt?

Tausende Menschen demonstrieren gegen „Null-Covid-Strategie“ der chinesischen Regierung mit Lockdowns, Massentests und Quarantäne. Lange wird sich die Bewegung nicht unterdrücken lassen, doch welchen Spielraum haben Politiker aus wissenschaftlichem Blickwinkel?

„Es scheint leider nur eine gewisse Grundimmunität in der Bevölkerung zu geben, da es keine großen Impfkampagnen gab und dazu ein großes Misstrauen gegenüber der Regierung, besonders in der älteren Bevölkerung, vorherrscht, wie wir es beispielsweise aus Hongkong kennen“, kommentiert Dr. Björn Meyer. Er arbeitet am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankhaushygiene, Universitätsklinikum Magdeburg. Meyer: „Leider ist genau diese ältere Bevölkerung auch der Teil, der am stärksten gefährdet ist.“ Somit sehe China zunächst vor der schwierigen Entscheidung, wie man eine neue Übergangspolitik in der Pandemie angehen könne.

Die fehlende Immunität gehe einher „mit den gleichen Problemen wie wir sie auch aus den vergangenen fast 3 Jahren kennen, wenn kaum Maßnahmen bestehen: hohe Krankheitslasten und mögliche Überlastungen des Gesundheitssystems“, so Meyer.  Seine Sorge: „Würde man alle Maßnahmen fallenlassen, würde dies dazu führen, dass rund 1,4 Milliarden Menschen am globalen Infektionsgeschehen teilnehmen und dadurch generell die Evolution des Virus mit beeinflussen.“

Sein Fazit: „Es bleibt somit abzuwarten, wie China seine Pandemiepolitik ändert und ob präventive Maßnahmen wie Impfkampagnen den großen Druck auf das Gesundheitssystem abschwächen können. Ansonsten kann man China mit Europa im Frühjahr 2021 vergleichen, bevor ein Großteil der Bevölkerung geimpft war.“

Studie: Chirurgische Masken und N95/FFP-2-Masken scheinen ähnlich gut zu schützen

Laut der ersten randomisierten Studie, in der die beiden Arten von Masken getestet wurden, könnten normale medizinische Masken einen ähnlichen Schutz wie N95- bzw. FFP2-Masken bieten, speziell im Gesundheitsbereich. Darüber hat Medscape.com berichtet.

Eingeschlossen wurden 1.009 Mitarbeiter des Gesundheitswesens aus Kanada, Israel, Pakistan und Ägypten, die nicht gegen SARS-CoV-2 geimpft und zuvor nicht mit dem Virus infiziert worden waren. Die Teilnehmer wurden zufällig 2 Gruppen zugewiesen, um 10 aufeinanderfolgende Wochen lang entweder eine medizinische Maske oder eine N95-Maske zu tragen. Alle Untersuchungen liefen zwischen Mai 2020 und März 2022.

PCR-Tests bestätigten, dass COVID-19 bei 52 von 497 (10,46%) Teilnehmern in der Gruppe mit medizinischer Maske auftrat, gegenüber 47 von 507 (9,27%) in der N95-Gruppe. Die Hazard Ratio (HR) lag bei 1,14 an (95%-KI 0,77 bis 1,69).

Als Methodische Einschränkungen sprechen die Autoren Unterschiede zwischen den Ländern an, aber auch die Gefahr, sich im Haushalt – und nicht am Arbeitsplatz – infiziert zu haben. Auch verschiedene im Studienzeitraum zirkulierende Varianten könnten zu Unterschieden geführt haben.

Photonenzählendes CT zeigt mehr Lungenschäden nach COVID-19

Neue CT-Scanner mit höherer Auflösung, die photonenzählenden CT (PCD-CT), liefern präzisere Einblicke in Langzeit-Schäden von COVID-19. Das zeigt eine neue Studie.

Konventionelle CTs zeigte Lungenanomalien nach COVID-19 bei 15 von 20 (75%) Teilnehmern. Die PCD-CT identifizierte bei der Hälfte der Teilnehmer zusätzliche Lungenanomalien. Meist handelte es sich um Bronchiektasien. In diesen Aussackungen sammelt sich verstärkt Bronchialschleim an, der sich kaum noch abhusten lässt.

Patienten mit anhaltenden Symptomen nach COVID-19 können irreversible Lungenschäden entwickeln, nämlich Lungenfibrosen. Die konventionelle CT ist eine der primären Methoden zur Erkennung und Diagnose von Lungenfibrose, kann jedoch die subtilen Anomalien übersehen, die auf eine Fibrose im Frühstadium hinweisen.

Lehren aus Corona: Durchbruch für mRNA-Impfstoffe gegen andere Infektionen?

Weltweit zirkuliert neben SARS-CoV-2 und Influenza auch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Die Zahl an RSV-Infektionen steigt in Deutschland momentan rapide an. Eine aktive Immunisierung gegen RSV ist derzeit nicht möglich. Doch die Forschung läuft auf Hochtouren. Und die COVID-19-Pandemie hat Arbeiten zur Entwicklung von mRNA-Impfstoffen in dem Bereich beschleunigt.

Moderna testet einen RSV-Impfstoff in einer Studie  bei Erwachsenen über 60 Jahren. Grundlage ist derselben mRNA-Technologie, welche bei COVID-19-Impfstoffen von Moderna verwendet wird. Die Technologie ist auch Teil der experimentellen mRNA-1230 des Unternehmens, die gegen COVID-19, Influenza und RSV wirken soll. Moderna begann im Oktober 2022 mit einer Phase-1-Studie des Impfstoffs (NCT05585632), für die Erwachsene im Alter von 50 bis 75 Jahren rekrutiert werden. 

Pfizer und BioNTech gaben im November bekannt, dass Teilnehmern in einer Phase-1-Studie einen experimentellen, mRNA-basierten Kombinationsimpfstoff bekommen haben. Die Forscher kombinieren einen Influenza-Impfstoffkandidaten von Pfizer, qIRV (22/23), der sich derzeit in Phase 3 der klinischen Entwicklung befindet, und einen zugelassenen COVID-19-Impfstoff. In beiden Fällen handelt es sich um mRNA-basierte Vakzine.

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Kommentar

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