Schon länger ist bekannt, dass selbst ein relativ geringer Koffeinkonsum in der Schwangerschaft mit einem niedrigeren Geburtsgewicht und einem erhöhten Risiko für Mangelgeburten (Geburtsgewicht unter 2.500 g) assoziiert ist. Jetzt hat eine US-amerikanische Kohortenstudie gezeigt, dass auch das spätere Längenwachstum und die Gewichtsentwicklung durch die Koffeinexposition im Uterus beeinflusst werden [1].
Kohorte 1 mit knapp 800 Schwangeren
Katherine Grantz vom National Institute of Child Health and Human Development in Bethesda/Maryland, USA, hat gemeinsam mit ihrem Team in 2 Kohorten Assoziationen zwischen der pränatalen Koffein-Exposition und der späteren Größen- und Gewichtsentwicklung untersucht.
Im Rahmen der ECHO-Studie („Environmental Influences on Child Health Outcomes“) waren zwischen 2009 und 2013 die Plasmaproben von 788 Schwangeren archiviert worden. In diesen Proben wurden jetzt die Konzentrationen von Koffein und seinem langlebigeren Metaboliten Paraxanthin bestimmt und in Bezug zu Größe und Gewicht der Kinder im Alter von 7 Jahren gesetzt.
Im Schulkindalter bis zu 2 cm kleiner
Die Laborwerte sprachen für einen durchschnittlichen täglichen Koffeinkonsum von 50 mg, dies entspricht etwas mehr als einer halben Tasse Filterkaffee.
In der 4. Quartile der Koffeinkonzentration war bei den 7-Jährigen der z-Score des Längenwachstums signifikant geringer als in der 1. Quartile – die Kinder waren im Mittel um 1,5 cm kleiner. Beim Körpergewicht zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen der 3. und 1. Quartile, der etwa 1,1 kg Körpergewicht entsprach. Der BMI unterschied sich nicht zwischen den Quartilen. Für Paraxanthin wurden ähnliche Zusammenhänge gefunden.
Kohorte 2 mit rund 1.600 Müttern
Die 2. Kohorte umfasste 1.622 Mutter-Kind-Paare des Collaborative Perinatal Projects aus den 1960er- und 1970er-Jahren, von denen ebenfalls noch Serumproben vorlagen. Der Koffeinkonsum der Schwangeren war hier mit im Mittel 200 mg/d deutlich höher. Auch in dieser Kohorte waren die Kinder von Frauen in der höchsten Quintile deutlich kleiner als in der niedrigsten Quintile. Im Alter von 4 Jahren machte dieser Unterschied 0,68 cm aus, bei den 8-Jährigen 2,2 cm.
Unklare Mechanismen
Der mögliche Mechanismus ist unklar, schreiben die Autoren. Sie weisen aber darauf hin, dass Koffein ein plazentagängiges Neurostimulans sei, das vom Fötus nicht verstoffwechselt werde und sich im fetalen Gewebe anreichere.
Einschränkend geben die Autoren zu bedenken, dass viele mögliche Einflussfaktoren wie Schwangerschaftserbrechen, mütterliche Ernährung und die Größe der Eltern nicht berücksichtigt worden seien. Außerdem ließen sich die beiden Kohorten wegen des Zeitunterschiedes nicht direkt vergleichen.
Frage nach der klinischen Relevanz
In dieser retrospektiven Kohortenanalyse über den Koffeinkonsum während der Schwangerschaft und das Wachstum von Kindern zeigte sich, dass der mütterliche Koffeinkonsum selbst in Mengen, die unter den derzeit empfohlenen Richtlinien von weniger als 200 mg pro Tag während der Schwangerschaft lagen, mit einer geringeren Körpergröße des Kindes verbunden war, die im Alter von 4 Jahren begann und bis zum Alter von 8 Jahren anhielt.
Ob der nachgewiesen Größenunterschied von etwa 2 cm auch klinisch relevant ist, lässt sich nicht beurteilen. In weiteren Studien sollte untersucht werden, ob sich der Größenunterschied bis ins Erwachsenenalter fortsetzt und mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einhergeht.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Coliquio.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Schwangere, Finger weg vom Kaffee? Schon geringe Mengen an Koffein sind einem niedrigeren Geburtsgewicht assoziiert - Medscape - 26. Jan 2023.
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