Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 28. November 2022
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 178 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 27. November lag der Wert bei 183.
Unsere Themen heute:
RKI: Weniger Infizierte – weniger Patienten auf der Intensivstation
Seit Freitag strengere Regelungen für kostenlose Bürgertests
Erst Corona, dann RSV?
COVID-19-Impfstoffe: AkdÄ warnt vor Verwechslungen
Keine Maskenpflicht – mehr Asthma-Exazerbationen
COVID-19-Impfungen scheinen nicht zu mehr Herpes Zoster zu führen
RKI: Weniger Infizierte – weniger Patienten auf der Intensivstation
„Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz der gemeldeten Fälle mit einem labordiagnostischen Nachweis von SARS-CoV-2 ist in Meldewoche (MW) 46 im Vergleich zur MW 44 in allen Altersgruppen und Bundesländern weiter gesunken“, schreibt das RKI im aktuellen Wochenbericht. Der bundesweite Rückgang lag bei 17%. Der Anteil neuer Sublinien von BA.5, insbesondere BQ.1.1, nimmt weiter zu – auf mittlerweile 9% (Vorwoche: 8%).
Noch ein Blick ins DIVI-Register: Die Zahl der auf einer Intensivstation behandelten Personen mit COVID-19 war in Woche 46/2022 geringer als in der Vorwoche (925 versus 1.017 Personen).
Seit Freitag strengere Regelungen für kostenlose Bürgertests
Seit letzten Freitag gelten neue Rahmenbedingungen für Bürgertests. Kostenlose Antigen-Schnelltests gibt es weiterhin für Besucher von Krankenhäusern und Altenheimen, aber auch für Corona-Infizierte zum Freitesten. Dafür erhalten Testzentren statt 9,50 Euro nur noch 8,00 Euro pro Test. Sie sind nicht verpflichtet, zu überprüfen, ob Kunden tatsächlich die Voraussetzungen erfüllen, um gratis untersucht zu werden. Die Möglichkeit, sich bei sonstigen Anlässen gegen eine Zuzahlung von 3 Euro freitesten zu lassen, entfällt. Viele Apotheken haben mittlerweile den Betrieb von Testzentren eingestellt.
Erst Corona, dann RSV?
Während die Zahl an COVID-19-Patienten stetig sinkt, infizieren sich Menschen immer häufiger mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). „Insbesondere bei Kleinkindern führt die weiter ansteigende RSV-Aktivität vermehrt zu Arztkonsultationen und Krankenhauseinweisungen“, schreibt das RKI. Teilweise müssen Ärzte sie intensivmedizinisch behandeln. Ob Kinderkliniken überlastet werden, ist unklar.
Alles in allem beobachten Ärzte mehrere Effekte:
Die Saisonalität verschiebt sich. RSV- aber auch Influenza-Wellen beginnen früher als vor COVID-19, aktuell schon Ende Oktober.
Ein Großteil der Kinder infizierte sich vor der Pandemie bereits in jungen Jahren mit RSV; spätere Reinfektionen fielen milder aus. Durch Kita- und Krippenschließungen verschieben sich die Erstinfektionen zeitlich nach hinten. Mögliche Folgen sind bislang unklar.
Auch die saisonale Influenza-Welle könnte problematisch werden. Pädiater aus den USA warnen bereits vor Dreifachinfektionen mit SARS-CoV-2, Grippe und RSV.
COVID-19-Impfstoffe: AkdÄ warnt vor Verwechslungen
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat nach Verwechslungen eine Information zu bivalenten COVID-19-Booster-Impfstoffen veröffentlicht. Darüber hat Univadis.de berichtet.
Der Zulassungsinhaber informiert über Fälle versehentlicher Unterdosierungen der bivalenten Spikevax-Auffrischungs-(Booster-)Impfstoffe (blaue Kappe: Spikevax® bivalent Original/Omicron BA.1, Spikevax® bivalent Original/Omicron BA.4-5).
Meist lag eine Verwechslung der Dosis vor, da die Auffrischungsdosis für den ursprünglichen monovalenten Spikevax®-Impfstoff (rote Kappe) 0,25 ml (50 µg) betrug. Die korrekte Dosierung für die bivalenten Spikevax® Auffrischungsimpfstoffe (blaue Kappe) beträgt 0,5 ml (50 µg).
Keine Maskenpflicht – mehr Asthma-Exazerbationen
Erwachsene mit Asthma haben ein etwa doppelt so hohes Risiko für einen schweren Asthmaanfall, nachdem die COVID-19-Beschränkungen in Großbritannien gelockert wurden, so eine neue Studie der Queen Mary University of London.
Die Studie analysierte Daten von 2.312 britischen Erwachsenen mit Asthma, die zwischen November 2020 und April 2022 an der Studie COVIDENCE UK von Queen Mary teilnahmen. Einzelheiten zur Verwendung von Gesichtsbedeckungen, sozialer Vermischung und Asthmasymptomen wurden über monatliche Online-Fragebögen erhoben.
Die Lockerung der COVID-19-Beschränkungen ab April 2021 ging einher mit einer geringeren Verwendung von Masken (p < 0,001), einer erhöhten Häufigkeit von Besuchen in Innenräumen an öffentlichen Orten und in anderen Haushalten (p < 0,001) und einem Anstieg der Inzidenz von COVID-19 (p < 0,001), Nicht-COVID-19-Atemwegsinfektionen (p < 0,001) und schweren Asthmaexazerbationen (p = 0,007).
Das Auftreten von Nicht-COVID-19-Atemwegsinfektionen war unabhängig von anseren Parametern mit einem erhöhten Risiko einer Asthma-Exazerbation assoziiert (Odds Ratio: 5,75; 95%-Konfidenzintervall: 4,75 bis 6,97).
Während der strengen Corona-Regeln gaben 1,7% der Teilnehmer an, im Vormonat einen schweren Asthmaanfall gehabt zu haben. Im Januar 2022 hat sich dieser Anteil auf 3,7% mehr als verdoppelt.
COVID-19-Impfungen scheinen nicht zu mehr Herpes Zoster zu führen
Zahlreiche Fallstudien haben über Herpes-Zoster-Infektionen nach COVID-19-Impfungen berichtet. Doch sind Vakzine tatsächlich mit einem höheren Risiko assoziiert? Oder handelt es sich nur um einzelne, medial stark beachtete Beiträge? Diese Frage sollte eine Kohortenstudie klären. Als Zeitfenster wählten die Forscher 30 Tage nach der 1. COVID-19-Impfung, alternativ die Zeit bis zum Datum der 2. Impfdosis. Alle Informationen stammten aus dem Optum Labs Data Warehouse, einer US-Datenbank.
Insgesamt 2.039.854 Personen, die zwischen dem 11. Dezember 2020 und dem 30. Juni 2021 eine beliebige Dosis eines COVID-19-Impfstoffs erhalten hatten, wurden in die Studie aufgenommen.
1.451 Patienten mit einer Herpes-Zoster-Diagnose wurden in die primäre statistische Analyse aufgenommen. Hier zeigte sich, dass nach Adjustierung Impfungen nicht mit einem erhöhten Herpes-Zoster-Risiko verbunden waren (Inzidenzratenverhältnis 0,91; 95%-KI: 0,82-1,01; p = 0,08).
In der vergleichenden Kohortenanalyse war die COVID-19-Impfung nicht mit einem höheren Herpes-Zoster-Risiko verbunden als die Influenza-Impfung im präpandemischen Zeitraum:
1. Dosis des COVID-19-Impfstoffs: Hazard Ratio 0,78 (95%-KI: 0,70-0,86; p < 0,001)
2. Dosis des COVID-19-Impfstoffs: HR, 0,79 (95%-KI: 0,71-0,88; p < 0,001)
Für die frühe Pandemiephase geben die Autoren im Vergleich zu Influenza-Impfungen an:
1. Dosis des COVID-19-Impfstoffs: HR: 0,89 (95%-KI: 0,80-1,00; p = 0,05)
2. Dosis: HR: 0,91 (95%-KI: 0,81-1,02; p = 0,09)
Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, „Bedenken von Patienten und Ärzten hinsichtlich des Sicherheitsprofils der COVID-19-Impfstoffe auszuräumen“, hoffen die Autoren.
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Credits:
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Erst Corona, dann RSV?; Verwechslungen von Impfstoffen; strengere Regeln bei Bürgertests, mehr Asthma-Anfälle ohne Maskenpflicht - Medscape - 28. Nov 2022.
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