Personen, die zuvor wegen Pneumonie hospitalisiert wurden, weisen eine um 53% höhere Inzidenz kognitiver Beeinträchtigungen und Demenz auf als die Allgemeinbevölkerung, ergab eine populationsbasierte Kohortenstudie im Vereinigten Königreich. Der Effekt wurde in allen Altersgruppen beobachtet, nicht nur bei älteren Personen. Das höchste Risiko lag innerhalb von 1 Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt vor [1].
Studie mit mehr als 55.000 Teilnehmern
Detaillierte Einblicke liefert eine populationsbasierte Kohortenstudie mit 55.808 Patienten, die Pneumonie-bedingt hospitalisiert wurden (2002-2017). Hinzu kamen nach Geschlecht, Alter und Praxis abgestimmten Kontrollteilnehmern aus der Allgemeinbevölkerung (n= 206.108). Die genutzte Datenquelle war die britische Datenbank Hospital Episode Statistics, die mit der britischen Clinical Practice Research Database verknüpft ist.
Assoziation zwischen Pneumonie-bedingter Hospitalisierung und Demenz
Bei Patienten, die zuvor Pneumonie-bedingt hospitalisiert wurden, war die Inzidenz kognitiver Beeinträchtigungen und Demenz höher (18 pro 1.000 Personenjahre) als bei den abgestimmten Kontrollpersonen (13,2 pro 1.000 Personenjahre; p<0,0001). Relativ gesehen wies die hospitalisierte Kohorte nach Bereinigung um Rauchen, BMI, Depression und andere Risikofaktoren eine um 53% höhere Inzidenz kognitiver Beeinträchtigungen und Demenz auf (aHR: 1,53; 95 %-KI: 1,46-1,61).
Das Risiko 1. im ersten Jahr nach der Hospitalisierung am höchsten – ein Anstieg von 89 % (aHR: 1,89; 95 %-KI: 1,75–2,05) im Vergleich zu den abgestimmten Kontrollteilnehmern. Es variierte nach Alter, wobei das Risiko bei Erwachsenen im Vergleich zu abgestimmten Kontrollteilnehmern im Alter von 45-60 Jahren am höchsten war (aHR: 2,19; 95 %-KI: 1,65-2,90).
Das absolute Risiko nahm mit dem Alter zu, sodass das niedrigste Risiko bei Erwachsenen im Alter von 18–44 Jahren (1,4 pro 1.000 Personenjahre) und das höchste bei Personen im Alter von > 83 Jahren (47,2 pro 1.000 Personenjahre) bestand.
Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die keine Aussagen zu Kausalitäten ermöglicht. Fehlklassifizierungen der Diagnosen durch Ärzte sind möglich.
Risiken für Patienten minimieren
Was bringt die Studie für die Praxis? Ärzte sollten grundsätzlich versuchen, Pneumonie-bedingte Hospitalisierungen durch Impfungen gegen COVID-19, saisonale Grippe und Pneumokokken zu verhindern. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollten Ärzte ein aktives Screening auf kognitive Beeinträchtigungen in Erwägung ziehen, sowie präventive Maßnahmen zum Verhindern eines kognitiven Verfalls, wie z. B. Raucherentwöhnung, Behandlung von Depression, verstärkte körperliche Aktivität und stärkere Sozialisierung.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Pneumonie-bedingte Hospitalisierung – ein möglicher Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigung und für Demenz - Medscape - 25. Jan 2023.
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