Neue STIKO-Empfehlung für Kleinkinder; Hunde screenen Konzert-Besucher auf Corona; Booster-Wirksamkeit

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

17. November 2022

Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.

Corona-Newsblog, Update vom 17. November 2022

Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 199 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 16. November lag der Wert bei 203.

Unsere Themen heute:

  • Labore bestätigen rückläufige Inzidenzen

  • STIKO rät bei Kleinkindern mit Vorerkrankungen zu COVID-19-Impfungen

  • Corona-Testverordnung soll verlängert werden – weniger Geld für Testzentren

  • Praxistest: Hunde erschnüffeln SARS-CoV-2 bei Konzerten

  • Moderna: Studie zeigt Wirksamkeit des BA.4/BA.5-Boosters

  • Nature: Herkunft von SARS-CoV-2 ist – und bleibt – unbekannt

Labore bestätigen rückläufige Inzidenzen

Sprechen die Zahlen wirklich für einen Rückgang des Infektionsgeschehens? Das ist angesichts neuer Datenanalysen der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) recht wahrscheinlich.

In der 45. Kalenderwoche haben Labore insgesamt 469.072 PCR-Tests durchgeführt, verglichen mit 469.639 in Woche 44. Positiv waren 144.766 Tests (Woche 44: 172.714), was einem Rückgang von 16% entspricht. Die Auslastung der Labore bei SARS-CoV-2-PCR-Tests lag unverändert bei 19%.

Alle Daten der letzten Wochen im Überblick:

Quelle: Pressemeldung ALM e.V.

STIKO rät bei Kleinkindern mit Vorerkrankungen zu COVID-19-Impfungen

Heute hat die Ständige Impfkommission am RKI neue Empfehlungen veröffentlicht. Kinder zwischen 6 Monaten bis 4 Jahren mit Risiko für schweres COVID-19 sollten demnach eine vollständige Grundimmunisierung mit Vakzinen erhalten, die für ihre Altersgruppe zugelassen worden sind. Die Risikofaktoren umfassen nicht nur die bekannten Vorerkrankungen wie bei älteren Kindern oder Jugendlichen. Auch Frühgeborene, die ihr 2. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, gehören dazu.

  • Die STIKO rät in 1. Linie zu Comirnaty (3 Impfstoffdosen, je 3 μg, im Abstand von mindestens 3 und 8 Wochen zur jeweils vorangegangenen Impfung).

  • Alternativ kann Spikevax verwendet werden (2 Impfstoffdosen, je 25 μg, im Abstand von mindestens 4 Wochen). Dieser ist jedoch in der für Kleinkinder vorgeschriebenen Dosierung in Deutschland aktuell nicht verfügbar.

  • Haben Kinder bereits eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht, reicht es, 1 Dosis weniger zu verabreichen (sprich 2 Dosen Comirnaty bzw. 1 Dosis Spikevax).

  • Bei genesenen Kindern mit Immundefizienz sollten Ärzte im Einzelfall entscheiden, ob das vollständige Impfschema erforderlich ist.

Corona-Testverordnung soll verlängert werden – weniger Geld für Testzentren

Die momentan gültige Coronavirus-Testverordnung verliert am 25. November 2022 ihre Gültigkeit. Wie geht es weiter? Medien berichten über einen Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit zur „5. Verordnung zur Änderung der Coronavirus-Testverordnung“:

  • Bürgertests sollen bis 7. April 2023 möglich sein; wohl die letzte Verlängerung der Regelung.

  • Für die Durchführung erhalten Ärzte, Apotheker oder nicht-medizinische Mitarbeiter 6 Euro statt bislang 7 Euro pro Schnelltest.

  • Die Pauschale für das Material verringert sich von 2,50 Euro auf 2,00 Euro pro Test.   

  • Das Honorar für überwachte Antigen-Schnelltests, etwa in Betrieben oder vor Großveranstaltungen, sinkt von 5,00 Euro auf 4,00 Euro.

Praxistest: Hunde erschnüffeln SARS-CoV-2 bei Konzerten

Seit Beginn der Pandemie untersuchen Forscher, allen voran Prof. Dr. Holger A. Volk von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, ob Hunde SARS-CoV-2-Infektionen erschnüffeln können. Nach diversen Laborexperimenten haben die Wissenschaftler Ergebnisse eines Massenscreenings bei einer Großveranstaltung veröffentlicht.

8 Hunde wurden darauf trainiert, chemisch inaktivierte, SARS-CoV-2 RT-qPCR-positive Proben zu erkennen. Um die Leistung der Tiere zu bewerten, haben die Forscher bei 4 Konzerten mit insgesamt 2.802 Teilnehmern Real-World-Daten gesammelt.

Den Tieren wurden Schweißproben von 2.802 Teilnehmern präsentiert. Hinzu kamen SARS-CoV-2-spezifische Antigen-Schnelltests und RT-qPCR-Tests; der Infektionsstatus der Teilnehmer war zum Zeitpunkt der Probennahme nicht bekannt.

Die Hunde erreichten eine diagnostische Spezifität von 99,93% (95%-KI: 99,74% bis 99,99%) bzw. eine Sensitivität von 81,58% (95%-KI: 66,58% bis 90,78%). Der Impfstatus, frühere SARS-CoV-2-Infektionen, chronische Krankheiten und Medikamente der Teilnehmer hatten keinen Einfluss auf die Leistung der Hunde.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass SARS-CoV-2-Duftspürhunde in einem realen Szenario eine hohe Diagnosegenauigkeit erreichen“, schreiben Volk und Kollegen. „Dies deutet darauf hin, dass Hunde eine schnelle und zuverlässige Screening-Option für öffentliche Veranstaltungen darstellen, bei denen ein hoher Durchsatz erforderlich ist.“

Moderna: Studie zeigt Wirksamkeit des BA.4/BA.5-Boosters

Per Pressemeldung informiert Moderna über Ergebnisse einer Phase-2/3-Studie mit über 500 Erwachsenen. Die angepassten Kandidaten von Moderna (mRNA-1273.214 und mRNA-1273.222) lösen im Vergleich zu einer Auffrischungsdosis mit dem bereits zugelassenen mRNA-1273 gegen Omikron BA.4/BA.5 eine überlegene Antikörperreaktion aus. Beide bivalenten Impfstoffe erfüllten auch die Kriterien der Nichtunterlegenheit der Immunogenität gegenüber dem ursprünglich zirkulierenden Stamm.

  • Bei Studienteilnehmern mit früherer SARS-CoV-2-Infektion führten experimentelle Impfstoffe zu einer 5,11-fach höheren Konzentration von Antikörpern gegen BA.4 und BA.5 im Vergleich zum zugelassenen Vakzin.

  • Bei Probanden ohne vorherige Infektion fanden Wissenschaftler einer 6,29-fach höheren Antikörperkonzentration

  • Bei allen Teilnehmern lag der Titer gegen BA.4/BA.5 nach der Auffrischungsimpfung im Schnitt um den Faktor 15,1 höher als zuvor.

  • Die Effekte unterscheiden sich in den Gruppen von 18 bis 65 Jahren und über 65 Jahre nicht signifikant.

Nature: Herkunft von SARS-CoV-2 ist – und bleibt – unbekannt

Die Chancen, einen Vorfahren von SARS-CoV-2 zu finden, seien laut Virologen „fast gleich Null“, heißt es in einem redaktionellen Nature-Artikel.

Zum Hintergrund: Analysen der Genome von SARS-CoV-2 und von mehreren eng verwandten Fledermaus-Coronaviren deuten darauf hin, dass sie vor mehreren Jahrzehnten einen gemeinsamen Vorfahren hatten. Es ist jedoch bekannt, dass die Viren RNA-Abschnitte untereinander austauschen.

In der neuesten Analyse, deren Ergebnisse auf dem 7. World One Health Congress in Singapur vorgestellt worden sind, verglichen Wissenschaftler Fragmente von Coronavirus-Genomen. Ihre Analyse deutet darauf hin, dass einige Abschnitte von Fledermaus-Coronaviren und SARS-CoV-2 noch im Jahr 2016 einen gemeinsamen Vorfahren hatten: 3 drei Jahre, bevor SARS-CoV-2 aufgetreten ist.

Die Studie macht deutlich, wie schwierig es sein wird, den direkten Vorfahren von SARS-CoV-2 in Fledermäusen zu finden, wenn man bedenkt, wie häufig sich Coronaviren rekombinieren und wie viel Zeit vergangen ist. „Die Chancen, einen direkten Vorfahren zu finden, sind fast gleich null“, sagt Edward Holmes, Evolutionsvirologe an der Universität Sydney in Australien.

Der direkte Vorfahre von SARS-CoV-2 habe sich wahrscheinlich aus mehreren Viren gebildet und habe sich seitdem in Fledermäusen rekombiniert bzw. sei mutiert, bestätigt Joel Wertheim, Molekularepidemiologe an der University of California, San Diego.

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Kommentar

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