Digitaler Booster für Herz-Reha: VALENTINE-Studie zeigt auf, ob sich Patienten über eine Smartwatch zu Sport motivieren lassen

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

17. November 2022

Chicago – Inwieweit können mobile Gesundheitstechnologien die kardiale Rehabiliation verbessern? Erste Ergebnisse der VALENTINE-Studie zeigen nach 6 Monaten keine signifikanten Verbesserungen, deuten aber auf mögliche Unterschiede nach 3 Monaten hin, berichtete Dr. Jessica Golbus, Kardiologin an der University of Michigan in Ann Arbor und Studienautorin der VALENTINE-Studie, auf den Scientific Sessions 2022 der American Heart Association (AHA) [1].

Die physische Aktivität von Patienten bei kardialen Reha-Maßnahmen ist häufig suboptimal und nimmt im Lauf der Zeit ab – was das Risiko für kardiale Ereignisse erhöht, erinnerte Golbus. In VALENTINE untersuchen Golbus und ihre Kollegen, ob eine mobile Anwendung und kontextabhängige Smartwatch-Benachrichtigungen die körperliche Aktivität von Patienten mit niedrigem und mittlerem Risiko, die an einer zentrumsbasierten kardiologischen Reha-Maßnahme teilnehmen, steigern können. Außerdem prüfen sie, ob ein solcher Einsatz den Patienten dabei helfen kann, die Vorteile über einen Zeitraum von 6 Monaten aufrechtzuerhalten.

Im März 2022 konnten 220 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren mit folgenden Indikationen aufgenommen werden:

  • koronare Herzkrankheit (einschließlich akuter Koronarsyndrome und stabiler Angina pectoris) nach perkutaner koronarer Intervention (PCI),

  • koronare Herzkrankheit nach koronarer Bypassoperation (CABG),

  • Klappenreparatur oder -ersatz (entweder chirurgisch oder perkutan),

  • koronare Herzkrankheit oder ein akutes Koronarsyndrom, das keine Revaskularisierung erfordert.

Wie Golbus berichtete, waren 38% der Patienten 65 Jahre oder älter, 31% waren Frauen. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in die Kontrollgruppe (n=111) oder in die Interventionsgruppe (n=112) der Studie eingeteilt. Beide Gruppen erhielten eine kompatible Smartwatch (Fitbit Versa 2 oder Apple Watch 4) und die übliche Betreuung.

Motivierend formulierte Interventionen

Die Teilnehmer der Interventionsgruppe erhielten zusätzlich eine adaptive Just-in-Time-Intervention (JITAI) in Form von kontextabhängigen Benachrichtigungen, die zu geringer körperlicher Aktivität und Bewegung über den Tag verteilt aufforderten. Die Interventionen waren motivierend formuliert und lauteten beispielsweise so: „Wie wäre es mit einem 10-minütigen Spaziergang im Freien? Genießen Sie die Farben der Natur und tanken Sie frische Luft!“

Darüber hinaus konnten die Teilnehmer der Interventionsgruppe ihre Aktivität mobil nachverfolgen und erhielten per Mail wöchentliche Berichte über das Ausmaß ihrer Aktivität.

Die Teilnehmer trugen ihre Smartwatches im Median 181 Tage lang; 90% der Teilnehmer trugen ihre Uhren an mindestens 75% der Studientage. Golbus wies darauf hin, dass die Tragedauer der Uhren im Verlauf der Studie nicht abnahm.

Die Teilnehmer in der Interventionsgruppe erhielten während der Studiendauer im Durchschnitt 163,1 Aktivitäts-Benachrichtigungen und 82,9 Trainings-Benachrichtigungen.

Primärer Endpunkt der Studie war die Veränderung der 6-Minuten-Gehstrecke nach 6 Monaten und die Veränderung der durchschnittlichen täglichen Schrittzahl.

Spiegelt die 6-Minuten-Gehstrecke die funktionale Kapazität wider?

Zu Studienbeginn erreichten die Teilnehmer der Interventionsgruppe 508 Meter bei der 6-Minuten-Gehstrecke, die Teilnehmer der Kontrollgruppe erreichten 490 Meter.

Nach 3 Monaten nahm die 6-Minuten-Gehstrecke bei den Fitbit-Teilnehmern zu (+66 Meter; p=0,03), nicht aber bei den Apple Watch-Teilnehmern (-6 Meter; p=0,72) – jeweils im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Nach 6 Monaten stieg die 6-Minuten-Gehstrecke in der Kontrollgruppe auf 505 Meter und in der Interventionsgruppe auf 527 Meter.

Die Veränderung der 6-Minuten-Gehstrecke nach 6 Monaten zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe war bei allen Smartwatch-Typen nicht signifikant (+33 Meter Apple Watch, -22 Meter Fitbit; p=0,21).

 
Eine mobile Gesundheitsintervention verbesserte die 6-Monats-Ergebnisse nicht, deutete aber auf mögliche Unterschiede bei den Zwischenergebnissen nach 3 Monaten hin. Dr. Jessica Golbus
 

„Bei den Patienten, die an einer zentrumsbasierten kardialen Rehabilitation teilnahmen und routinemäßig eine Smartwatch erhielten, verbesserte eine mobile Gesundheitsintervention die 6-Monats-Ergebnisse nicht, deutete aber auf mögliche Unterschiede bei den Zwischenergebnissen nach 3 Monaten hin“, fasste Golbus die Ergebnisse zusammen.

Sie gab zu bedenken, dass die 6-Minuten-Gehstrecke „möglicherweise die funktionale Kapazität nicht angemessen widerspiegelt.“ Fraglich sei auch, ob sich die Ergebnisse – aufgenommen waren Patienten mit niedrigem und intermediärem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse – auf Hochrisiko-Patienten übertragen lassen.

Weitere Analysen seien erforderlich, um die optimalen Rahmenbedingungen zu erforschen, unter denen digitale Interventionen erfolgversprechend eingesetzt werden können.

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