Omega-3 als Prävention für Herz-Kreislauf-Patienten: Eicosapentaen-Säure könnten zusätzlich zu Statin das Risiko mindern

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

14. November 2022

Chicago – Hochgereinigte Eicosapentaen-Säure (EPA, Icosapent-Ethyl) verringert zusätzlich zu Statinen gegeben möglicherweise unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK). Dies ergab die japanische RESPECT-EPA-Studie, die Dr. Hiroyuki Daida, Juntendo Universität, Tokio, Japan, bei den Scientific Sessions 2022 der American Heart Association (AHA) präsentiert hat [1].

Dr. Hiroyuki Daida

In der unverblindeten, randomisierten Studie ergab sich bei zusätzlicher Gabe von EPA eine knapp nicht signifikante Verringerung des kombinierten primären Endpunkts aus kardiovaskulärem Tod, nicht-tödlichem Myokardinfarkt (MI), nicht-tödlichem ischämischem Schlaganfall, instabiler Angina und koronarer Revaskularisation im Vergleich zu alleiniger Statin-Einnahme.

Für Diskutantin Prof. Dr. Pam Taub, Universität von Kalifornien, San Diego, sind die unterschiedlichen Ergebnisse mit EPA in verschiedenen Studien ein sehr polarisierendes Thema. Ihrer Meinung nach hatte die RESPECT-EPA Studie mit 2.460 Teilnehmern zu wenig Power, dennoch habe sie einen gewissen Nutzen gezeigt, dessen Ausmaß jedoch unklar sei.

Sie wies darauf hin, dass auch hier wie in allen EPA-Studien ein Signal für neu aufgetretenes Vorhofflimmern beobachtet worden ist, wenngleich die absolute Risikoerhöhung eher gering ist.

Ihrer Meinung nach sind weitere Daten erforderlich, um Klarheit darüber zu bekommen, welche Patienten den größten Nutzen aus einer EPA-Einnahme ziehen können. Jedoch könnten Ärzte in der klinischen Praxis die Zugabe von EPA zur Verringerung des Restrisikos bei Patienten in der Sekundärprävention in Betracht ziehen.

EPA in der Sekundärprävention

Im Jahr 2005 konnte in der japanischen EPA Lipid Intervention Studie (JELIS) erstmals ein positiver Effekt von hochgereinigter EPA auf kardiovaskuläre Endpunkte bei Patienten mit und ohne KHK gezeigt werden. In den letzten Jahren haben widersprüchliche Ergebnisse in verschiedenen Studien wie REDUCE-IT oder STRENGTH zu einer intensiven Diskussion über den Nutzen einer EPA-Gabe zusätzlich zur Standardtherapie mit Statinen geführt.

In der offenen RESPECT-EPA-Studie wurde nun bei KHK-Patienten randomisiert untersucht, wie sich die Gabe von hochgereinigter EPA zusätzlich zu Statinen auf kardiovaskuläre Ereignisse auswirkt im Vergleich zu alleiniger Statin-Einnahme.

Alle in die Studie aufgenommenen KHK-Patienten wiesen einen niedrigen EPA/Arachidonsäure-Quotienten (< 0,4) auf und hatten mindestens 1 Monat vor Einschluss in die Studie ein Statin eingenommen.

In die Studie wurden ab 1. November 2013 über 4 Jahre Patienten aufgenommen, die weitere 4 Jahre nachbeobachtet wurden. Zunächst wurden 1.249 Patienten in die EPA-Gruppe mit EPA (1,8 g/Tag) plus Statin und 1.257 Patienten in die Kontrollgruppe mit Statin randomisiert. Die Zahl der Therapieabbrüche (398 bzw. 267) und Protokollverletzungen (225 bzw. 51) war in beiden Gruppen hoch.

In die Endpunkt-Analyse flossen die Daten von 1.225 Patienten in der EPA-Gruppe und 1.235 Patienten in der Kontrollgruppe ein, obwohl es bei der Nachbeobachtung nach 6 Jahren weniger als 400 Patienten in jedem Arm gab.

Primärer Endpunkt knapp an der Signifikanz vorbei

Der primäre Endpunkt, die Kombination aus kardiovaskulärem Tod, nicht-tödlichem Myokardinfarkt, nicht-tödlichem ischämischem Schlaganfall, instabiler Angina pectoris und koronarer Revaskularisation, zeigte eine knapp nicht signifikante Reduktion in der EPA-Gruppe (10,9% vs. 14,9%; Hazard Ratio [HR], 0,785; p=0,0547).

Im sekundären Endpunkt, einer Kombination aus plötzlichem Herztod, Herzinfarkt, instabiler Angina pectoris und koronarer Revaskularisation, zeigte EPA eine signifikante Reduktion mit einer Ereignisrate von 8,0% vs. 11,3% in der Kontrollgruppe (HR 0,734; p=0,0306).

Weder Gesamtsterblichkeit noch kardiovaskulär bedingte Sterblichkeit wurden durch die EPA-Einnahme signifikant verändert.

In der EPA-Gruppe waren gastrointestinale Störungen mit 3,4% versus 1,2% in der Kontrollgruppe sowie neu aufgetretenes Vorhofflimmern mit 3,1% versus 1,6% signifikant häufiger (p<0,001 bzw. 0,017).

Die Ereignisrate in der RESPECT-EPA-Studie war niedriger als erwartet, was nach Aussage von Daida darauf hindeutet, dass die Studie möglicherweise zu wenig Power hatte. Weitere Einschränkungen waren das offene Design und die Tatsache, dass die meisten Studienteilnehmer Japaner waren, deren EPA-Ausgangswerte vermutlich relativ höher als die der Bevölkerung westlicher Länder sind.

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