Neue Liste veröffentlicht: Diese 19 Pilzpathogene könnten laut WHO für Menschen besonders gefährlich werden 

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

4. November 2022

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals eine Priorisierungsliste von Erregern invasiver Pilzinfektionen (Fungal Priority Pathogens List, FPPL) veröffentlicht. Darin aufgeführt sind die für Menschen derzeit 19 bedrohlichsten Pilzpathogene. Die Liste ist laut WHO der erste globale Versuch, Pilzerreger unter Berücksichtigung des Forschungs- und Entwicklungsbedarfs systematisch zu priorisieren [1].

Zunehmende Resistenz, wenige Antimykotika

„Pilzinfektionen nehmen zu, sind immer resistenter gegen Behandlungen und werden weltweit zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit“, sagte Hanan Balkhy, Beigeordnete Generaldirektorin der WHO, Antibiotikaresistenz (AMR). Derzeit stünden nur 4 Arzneimittelklassen zur Behandlung invasiver Mykosen zur Verfügung und nur wenige Antimykotika seien in der klinischen Entwicklung. Außerdem gebe es laut WHO-Bericht Defizite bei einer schnellen und empfindlichen Diagnostik.

 
Pilzinfektionen nehmen zu, sind immer resistenter gegen Behandlungen und werden weltweit zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit. Hanan Balkhy
 

Gründe für die Zunahme der Inzidenz invasiver Mykosen seien die globale Erwärmung sowie die Zunahme des internationalen Reiseverkehrs, berichten WHO-Wissenschaftler. Darüber hinaus stieg die gemeldete Inzidenz invasiver Pilzinfektionen während der COVID-19-Pandemie bei hospitalisierten Patienten signifikant an.

Insbesondere Patienten mit Krebs, HIV/AIDS, Organtransplantationen, chronischen Atemwegserkrankungen und Tuberkulose sind durch invasive Pilzinfektionen gefährdet. Aufgrund zunehmender Resistenzen verbreiteter Pilzinfektionen steigt laut WHO jedoch auch das Risiko in der Allgemeinbevölkerung.

Kategorisierung in 3 Prioritätsgruppen

In der Liste werden die Pilzpathogene in 3 Kategorien unterteilt. Je nach ihrer Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit und/oder ihres neu auftretenden Risikos einer antimykotischen Resistenz erfolgt die Einteilung in „kritische“, „hohe“ oder „mittlere“ Priorität.

Kritische Priorität

  • Cryptococcus neoformans

  • Candida auris

  • Aspergillus fumigatus

  • Candida albicans

Hohe Priorität

  • Nakaseomyces glabrata (Candida glabrata)

  • Histoplasma spp.

  • Eumycetoma causative agents

  • Mucorales

  • Fusarium spp.

  • Candida tropicalis

  • Candida parapsilosis

Mittlere Priorität

  • Scedosporium spp.

  • Lomentospora prolificans

  • Coccidioides spp.

  • Pichia kudriavzeveii (Candida krusei)

  • Cryptococcus gattii

  • Talaromyces marneffei

  • Pneumocystis jirovecii

  • Paracoccidioides spp

Die Autoren der Liste betonen, dass mehr Erkenntnisse erforderlich seien, um auf die wachsende Bedrohung zu reagieren und die Belastung – sowohl durch Krankheiten als auch durch Pilzresistenzen – besser zu verstehen. Regierungen und Institutionen seien außerdem aufgerufen, „Laborkapazitäten zur Diagnose und Überwachung auszubauen“ und allgemein mehr über Prävention und Kontrolle der Infektionen zu informieren“, so die WHO.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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