Die Entscheidung, Wiederbelebungsmaßnahmen bei einem Herzstillstand zu beenden, gehört mit zu den schwierigsten in der Medizin. Das gilt auch für Reanimationsteams im Krankenhaus. In einer dänischen Registerstudie wurden nun Assoziationen der Länge der Reanimationsmaßnahmen mit dem Langzeitüberleben und dem funktionellen Status der Patienten erforscht [1].
Kaum Informationen aus älteren Studien
Zum Hintergrund: Die Evidenz für die richtige Zeitdauer einer Reanimation ist gering und beruht größtenteils auf Beobachtungsstudien bei ausgesuchten Patienten, Fallberichten und Expertenmeinungen. Zudem wurden bislang meist nur der Erfolg der Wiederbelebung und das kurzfristige Outcome der Patienten berücksichtigt.
So wurde in einer früheren Studie gezeigt, dass Patienten mit der längsten mittleren Reanimationsdauer bessere Chancen auf das Erreichen einer spontanen Zirkulation haben und das Krankenhaus eher lebend verlassen als diejenigen mit der kürzesten Reanimationszeit. Bei der neurologischen Funktion bei Krankenhausentlassung bestand kein Unterschied zwischen beiden Gruppen. Diese Ergebnisse mach die Entscheidung, die Reanimation abzubrechen, nicht gerade leichter. Oft bleibt aber die Fragen, was nach einem Jahr aus den wiederbelebten Patienten geworden ist.
Design der Studie
Dieser Fragestellung sind Harman Yonis vom Nordsjællands Hospital in Hillerød, Dänemark, und sein Team jetzt nachgegangen. Sie nutzten dazu das landesweite Danish in-hospital cardiac arrest-Register, in dem zwischen 2013 und 2019 Daten von 8.727 Patienten (mittleres Alter 74 Jahre, 63,1 % Männer)) mit einem Herzstillstand im Krankenhaus und entsprechenden Wiederbelebungsmaßnahmen erfasst wurden.
Diese Patienten wurde je nach Länge der Wiederbelebungsmaßnahmen in 4 Gruppen eingeteilt:
Gruppe A < 5 min.
Gruppe B 5-11 min.
Gruppe C 12-20 min.
Gruppe D ≥ 21 min.
Die mittlere Dauer der Wiederbelebungsmaßnahmen lag bei 12 Minuten.
Bessere Überlebenschancen bei kürzer Reanimationszeit
Bei 4.604 Patienten (53,1 %) kam es zu einer Rückkehr der spontanen Zirkulation. In der Gruppe A (n=1.948) mit der kürzesten Reanimationsdauer war das 30-Tages-Überleben mit 62% am höchsten. In dieser Gruppe war das Reanimationsteam auch am schnellsten vor Ort (120 vs. 180 sec.) und der Anteil von Patienten mit einem initial nicht schockbaren Rhythmus war geringer (44,5% vs. 77,9%; 87,9% in den Gruppen B-D).
In der Gruppe B lag die 30-Tages-Überlebensrate bei 32,7 %, in Gruppe C bei 14,4 % und in Gruppe D nur noch bei 8,1 %. Nach einem Jahr lagen die Überlebensraten in Gruppe A bei 50,4%, in Gruppe B bei 25,1%, in Gruppe C bei 11,1% und in Gruppe D bei 6,6%.
Überlebende zumeist ohne Hirnschaden
Bei 2.380 Patienten, die 30 Tage überlebten hatten und nicht schon vor dem Herzstilland einen hypoxischen Hirnschaden hatten oder im Pflegeheim lebten, wurde nach dem Anteil von Personen geschaut, die nach 1 Jahr ohne hypoxischen Hirnschaden und nicht im Pflegeheim lebten.
Auch hier war der Anteil in Gruppe A mit 80,4% am größten, aber auch in den anderen 3 Gruppen relativ hoch (73,3%, 67,2% und 73,3%). Im Vergleich zu Gruppe A war die Chance auf ein Überleben ohne bleibenden Hirnschaden in den Gruppen B und D 9% geringer (RR 0,91) und in Gruppe C 16% (RR 0,84).
Die Untersuchung hat somit gezeigt, dass die Überlebenschancen bei längerer Reanimation relativ gering sind. Wer aber die ersten 30 Tage überlebt, hat gute Chancen, ohne bleibenden Hirnschaden zu bleiben und nicht ins Pflegeheim zu müssen – das gilt auch für Patienten mit längerer Reanimationsdauer.
Als Limitation geben die Autoren u.a. an, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und die nachgewiesenen Assoziationen nicht kausal sein müssen.
Der Beitrag ist im Original erschiene auf Coliquio.de.
Credits:
Photographer: © Sudok1
Lead Image: Dreamstime
Medscape Nachrichten © 2022 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Dauer der Reanimation nach einem Herzstillstand: Wie sind die langfristigen Outcomes nach 12 Monaten? - Medscape - 2. Nov 2022.
Kommentar