Jeden Cent wert: Screening von Vorhofflimmern mit Wearables ist kosteneffizient. Welche Geräte am besten abschneiden

Fran Lowry

Interessenkonflikte

20. Oktober 2022

In einer neuen Studie hat sich das Screening auf Vorhofflimmern mit tragbaren Geräten (sog. Wearables) gegenüber keinem Screening oder einem Screening mit herkömmlichen Methoden als kosteneffektiv erwiesen.

„Ein nicht diagnostiziertes Vorhofflimmern ist eine wichtige Schlaganfallursache. Das Screening auf Vorhofflimmern mit Geräten, die einfach am Handgelenk getragen werden, kann dabei helfen, Schlaganfälle zu verhindern, doch leider weiß man bisher nicht, wie kosteneffizient diese Maßnahme ist“, schreiben Dr. Wanyi Chen vom Massachusetts General Hospital in Boston, USA, und sein Team in ihrer Arbeit im JAMA Health Forum[1].

„In dieser Studie wurden erstmals verschiedene Screening-Strategien für das Vorhofflimmern unter Verwendung von Wearables simuliert. Nach den vorliegenden Ergebnissen sind sie, vor allem bei Nutzung am Handgelenk, in einer älteren Bevölkerungsgruppe als kosteneffektiv zu betrachten“, kommentiert Dr. Emma Svennberg vom Karolinska University Hospital in Stockholm gegenüber Medscape.

8 Strategien beim Vorhofflimmern-Screening

Die Forschenden verwendeten ein Mikrosimulationsmodell mit Entscheidungsanalyse, um die Kosteneffizienz dieser Geräte beim Screening auf nicht diagnostiziertes Vorhofflimmern zu bewerten.

Das Modell umfasste 30 Millionen simulierte Personen, deren Alter, Geschlecht und Komorbiditätsprofil der US-Bevölkerung im Alter von mindestens 65 Jahren entspricht.

Damit wurden 8 Strategien beim Vorhofflimmern-Screening untersucht: 6 mit am Handgelenk getragenen Geräten (entweder Uhr- oder Band-Photoplethysmografie mit oder ohne Uhr- oder Band-EKG) und 2 mit herkömmlichen Methoden (d.h. Pulsabtastung und 12-Kanal-EKG) im Vergleich zu keinem Screening.

Das primäre Outcome war das inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Verhältnis, definiert als US-Dollar pro qualitätskorrigiertem Lebensjahr (QALY, quality adjusted life years). Zu den sekundären Outcomes gehörten die Zahl der Schlaganfälle und der schweren Blutungen.

In dem Modell betrug das Durchschnittsalter 72,5 Jahre, das Geschlechterverhältnis war ausgewogen.

Handgelenk-Screening kosteneffektiv

Alle 6 Screening-Strategien mit Geräten am Handgelenk wurden als kosteneffektiver eingeschätzt als kein Screening. Das Modell zeigte, dass die Bandbreite der gewonnenen QALYs im Vergleich zu keinem Screening zwischen 226 und 957 pro 100.000 Personen lag.

Die Handgelenkgeräte waren auch mit einem größeren relativen Nutzen verbunden als das herkömmliche Screening, da die Spanne der gewonnenen QALYs im Vergleich zu keinem Screening bei -116 bis 93 pro 100.000 Personen lag.

Die Schlaganfallhäufigkeit sank im Vergleich zu keinem Screening um 20 bis 23 pro 100.000 Personenjahre, allerdings wurde auch ein Anstieg schwerer Blutungen um 20 bis 44 pro 100.000 Personenjahre errechnet.

Insgesamt war die bevorzugte Strategie für das Screening die tragbare Fotoplethysmografie, gefolgt vom tragbaren EKG mit Patch-Monitor-Bestätigung. Diese Strategie wies ein inkrementelles Kosten-Effektivitäts-Verhältnis von 57.894 $ pro QALY auf und „lag damit innerhalb des Akzeptanzbereiches von 100.000 $ pro QALY“, so die Autoren.

 
Innerhalb spezifischer Screening-Anforderungen für das Vorhofflimmern sind Wearables wahrscheinlich ein wichtiger Bestandteil eines kosteneffektiven Screenings. Dr. Wanyi Chen und Kollegen
 

Die Kosteneffektivität des Screenings blieb über mehrere klinisch relevante Szenarien hinweg stabil – so auch ausgehend von einer Allgemeinbevölkerung von mindestens 50 Jahren mit erhöhten Schlaganfallrisikofaktoren, berichten sie weiter.

„Innerhalb spezifischer Screening-Anforderungen für das Vorhofflimmern sind Wearables wahrscheinlich ein wichtiger Bestandteil eines kosteneffektiven Screenings“, schlussfolgern sie.

Studie basiert auf modellierten Daten

„Ich finde diese Studie sehr interessant, da die Akzeptanz von Wearables in der Allgemeinbevölkerung hoch ist und weiter steigt, sodass viele Träger sich selbst auf Herzrhythmusstörungen untersuchen werden (selbst wenn die Empfehlungen von medizinischer Seite anders lauten), und die potenziellen Kosten für die Gesellschaft bisher unbekannt waren“, sagt Svennberg, die selbst nicht an der Untersuchung mitgewirkt hat.

„Natürlich ist keine Studie ohne Fehler, und hier muss man feststellen, dass ihr nur modellierte Daten und kein RCT zum Wearable-Screening zugrunde liegen … Daher fehlen echte klinische Ergebnisse“, fügt Svennberg hinzu.

Die große STROKESTOP-Studie, an der sie federführend beteiligt war, „präsentierte auf dem Jahreskongress der ESC 2021 (European Society of Cardiology) Daten auf der Grundlage echter klinischer Ergebnisse und belegte dabei die Kosteneffizienz“, so Svennberg.

Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

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