Impfstoffeffektivität sinkt rasch; IQWiG bewertet Paxlovid®; wieder mehr Tests und höhere Positivrate 

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

6. Oktober 2022

Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.

Corona-Newsblog, Update vom 6. Oktober 2022

Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 462 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 5. Oktober lag der Wert bei 414. Die Zahlen steigen stetig an. Zuletzt hatte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) vom „Beginn einer Herbst- und Winterwelle“ gesprochen. 

Unsere Themen heute:

  • Wieder mehr Tests auf SARS-CoV-2-Infektionen – höhere Positivrate

  • Bundesregierung: Hohe Impfquoten in medizinischen Einrichtungen

  • Nachlassende Wirksamkeit von Vakzinen gegen schweres COVID-19 

  • IQWiG: Daumen hoch für Paxlovid®

„Die Anzeichen für eine Herbst-Infektionswelle verdichten sich“, heißt es auch in einer Pressemeldung der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Laut Datenanalysen haben Labormediziner in Woche 39 insgesamt 724.802 SARS-CoV-2-PCR-Tests durchgeführt: rund 26% mehr als in der Vorwoche. 

Die Positivrate stieg von 39,2 (Woche 38) auf 49,1% (Woche 39). „Die hohe Positivrate ist weiterhin ein Hinweis auf eine Untererfassung von COVID-19-Infektionen, da nicht mehr alle symptomatischen Personen mit positivem SARS-CoV-2-Antigentest zur Bestätigung mit einem PCR-Test untersucht werden“, schreiben ALM-Experten. Sie geben eine Auslastung der Labore von 29% an; in der Vorwoche waren es 23%. 

Alle Daten der letzten Wochen im Überblick:

© Pressemeldung ALM e.V. 

Bundesregierung: Hohe Impfquoten in medizinischen Einrichtungen

Angesichts der Herbst- und Winterwelle rücken Impfquoten wieder in den Fokus. RKI-Zahlen zufolge sind bislang 64,8 Millionen Einwohner (77,8% der Bevölkerung) mindestens 1-mal geimpft. Und 51,7 Millionen (62,2 %) haben zusätzlich 1 Auffrischungsimpfung erhalten. 8,2 Millionen (9,8 %) bekamen die n2. Auffrischungsimpfung.

Doch wie sieht es bei medizinischen Fachkräften aus? Dazu hat jetzt die Bundesregierung Stellung bezogen. Als Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD schreibt sie, in der stationären Pflege hätten 93% mindestens 2 Impfungen und 72% 3 Impfungen erhalten; nicht geimpft seien 5%, jeweils Stand Juni 2022. In der ambulanten Pflege hätten 94% mindestens 2 Impfungen und 78% 3 Impfungen. Diese gehe aus dem freiwilligen Impfquotenmonitoring hervor, Stand April 2022. Bei Mitarbeitern in Klinken seien 95% mindestens 2-mal und 87% mindestens 3-mal geimpft worden. 

Nachlassende Wirksamkeit von Vakzinen gegen schweres COVID-19 

Doch wie lange schützen Impfstoffe wirklich? Dieser Frage sind US-Forscher jetzt nachgegangen. Ärzte haben 893.461 Erwachsene, die in eines von 261 Krankenhäusern oder in eine von 272 Notaufnahmen oder 119 Notfallambulanzen wegen möglicher COVID-19-Beschwerden eingeliefert wurden, auf SARS-CoV-2 getestet. Die Studie lief vom 17. Januar 2021 bis 12. Juli 2022, also auch während der Präsenz von Omikron. 

  • Im stationären Bereich wurden Daten von 45.903 Personen, die nachweislich COVID-19 hatten, mit Daten von 213.103 Personen, die andere infektiöse Atemwegserkrankungen hatten, verglichen. 

  • In der Notaufnahme gab es 103.287 COVID-19-Patienten und 531.168 Kontrollen.

  • Während der Omikron-Welle betrug die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen schweres COVID-19 mit stationärem Aufenthalt innerhalb von 2 Monaten nach der 3. Dosis 89 % (95%-Konfidenzintervall 88% bis 90 %).

  • Die Wirksamkeit schwächte sich jedoch 4 bis 5 Monate nach der 3. Dosis auf 66% (95%-KI 63 % bis 68 %) ab. 

  • Die Wirksamkeit des Impfstoffs bei 3 Dosen zur Vermeidung von Behandlungen in der Notaufnahme betrug anfangs 83% (95%-KI 82 % bis 84 %)

  • Sie nahm nach 4 bis 5 Monaten auf 46% (95%-KI 44% bis 49%) ab. 

Der Rückgang war in allen Untergruppen zu beobachten, auch bei jungen Erwachsenen und nicht immungeschwächten Personen. Bei immungeschwächten Personen war der Effekt jedoch stärker. „Unsere Ergebnisse unterstützen Empfehlungen für eine Auffrischungsdosis nach einer 1. Impfserie und die Erwägung zusätzlicher Auffrischungsdosen“, so das Resümee der Autoren. 

IQWiG: Daumen hoch für Paxlovid®

Neben Impfungen haben Firmen im Laufe der Pandemie mehrere Arzneistoffe entwickelt; nicht alle erfüllten die hohen Erwartungen. Jetzt hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Daten zu Paxlovid® ausgewertet und ein positives Fazit gezogen. 

„In der Gesamtschau zeigen sich für Erwachsene mit COVID-19, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 besteht, ausschließlich positive Effekte von Nirmatrelvir/Ritonavir im Vergleich zur Therapie nach ärztlicher Maßgabe“, heißt es im Bericht. 

Für die Endpunkte Gesamtmortalität und schweres COVID-19 ergebe sich jeweils ein Anhaltspunkt für einen „erheblichen Zusatznutzen“. Für die Endpunkte Bedarf intensivmedizinischer Betreuung aufgrund jeglicher Ursache und Linderung von COVID-19-Symptomen bis Tag 28 fand das Institut Hinweise auf einen „geringen Zusatznutzen“.

Aufgrund fehlender Daten äußert sich das IQWiG nicht zu Nebenwirkungen. Auf Grundlage der verfügbaren Informationen würden jedoch „keine negativen Effekte in einem Ausmaß vermutet, welches einen Zusatznutzen infrage stellen könnten“. 

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Kommentar

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