In ihrer mittlerweile 22. Aktualisierung zur COVID-19-Impfung rät die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Ärzten, bei Auffrischungsimpfungen vorzugsweise Omikron-angepasste, bivalente Vakzine einzusetzen. Ihre Empfehlung gilt für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren [1].
„Dies gilt sowohl für die BA.1- als auch die BA.4/5-adaptierten Impfstoffe, da beide im Vergleich zu den bisherigen monovalenten mRNA-Impfstoffen eine verbesserte Antikörperantwort gegenüber verschiedenen Omikron-Varianten auslösen und gegenüber dem Wildtyp-Virus eine gleichbleibend gute Antikörperantwort erzielen“, heißt es in einer Pressemeldung.
Empfehlungen zur Drittimpfung
Die STIKO rät allen Personen ab 12 Jahren – soweit noch nicht geschehen – zur Drittimpfung, vorzugsweise mit einem Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoff. Dies sollte 6 Monate nach der Grundimmunisierung oder nach einer überstandenen Infektion mit SARS-CoV-2 geschehen.
Comirnaty® Original/Omicron BA.1 oder Comirnaty® Original/Omicron BA.4/BA.5 (BioNTech/Pfizer) können ab dem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden. Bei Personen ab 30 Jahren ist Spikevax® bivalent Original /Omicron BA.1 (Moderna) eine Alternative.
Empfehlungen zur Viertimpfung
Auch bei Viertimpfungen spricht sich die STIKO dafür aus, „vorzugsweise“ Omikron-adaptierte Impfstoffe einzusetzen. Der 2. Booster sollte im Abstand von 6 Monaten zur Drittimpfung oder zu einer SARS-CoV-2-Infektion gegeben werden.
Die Zielgruppen selbst haben sich nicht verändert:
Generell alle Personen ab 60 Jahren
Speziell Personen ab 12 Jahren mit Vorerkrankungen oder mit Immundefizienz
Speziell Mitarbeiter im medizinischen Bereich und in der Pflege
Empfehlungen zur Fünftimpfung
Nach ärztlicher Einschätzung plädiert die STIKO in bestimmten Fällen sogar für eine Fünftimpfung. Dazu zählen besonders gefährdete Personen, etwa Hochbetagte, oder Patienten mit Immundefizienz. Auch hier gilt die bekannte 6-Monats-Regel zum zeitlichen Abstand.
Empfehlungen für Kinder- und Jugendärzte
Speziell bei Kindern zwischen 5 und 11 Jahren mit Risikofaktoren für schweres COVID-19 bleibt die STIKO bei ihrem Rat aus der 21. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung. Ärzte sollten monovalente Wildtyp-Impfstoffe einsetzen.
Empfehlungen zur Grundimmunisierung
In ihrer Pressemeldung betont die STIKO, adaptierte Impfstoffe seien bisher nicht für die Grundimmunisierung zugelassen. Sie verweist vielmehr auf die Liste aller zugelassenen Impfstoffe des Paul-Ehrlich-Instituts.
Wann kommen klinische Daten?
Trotz der STIKO-Empfehlung bleiben etliche Fragen offen, vor allem zur Effektivität. Deshalb hat das Science Media Center mehrere Experten befragt.
„Wir können keine Aussagen treffen, ob die Benutzung dieser bivalenten Impfstoffe tatsächlich noch einmal zu einer Verbesserung der klinischen Wirksamkeit im Sinne der Verhinderung von jedweden Infektionen oder auch von leichten Infektionen oder symptomatischen Infektionen jeglicher Schwere führt“, so Prof. Dr. Christian Bogdan. Er ist Mitglied der STIKO. „Das ist einfach dem Umstand geschuldet, dass die Untersuchungsbeobachtungsdauer zu kurz ist und die Zahl der Fälle, die derzeit aufgetreten ist, zu gering ist.“
Man müsse aber betonen, dass Antikörperdaten vorlägen, die zumindest in die richtige Richtung gingen, so Bogdan weiter. „Das heißt also, dass in jedem Fall eine Verbesserung der Immunantwort auf Antikörperbasis zu sehen ist, die nicht in jedem Fall vielleicht eine sehr dramatische Erhöhung ist, aber es ist in jedem Fall so, dass mehr Antikörper gemacht werden.“
Trotz dieser Unklarheiten ist Bogdan optimistisch: „Wir haben jetzt 3 adaptierte Impfstoffe, die man mit gutem Gewissen einsetzen kann, die uns eine Verbreiterung der Immunantwort erlauben.“ Zudem könnten auch die bestehenden Impfstoffe weiter verwendet werden.
Die neuen Regelungen hält er für sinnvoll: In Deutschland sei mittlerweile eine Situation erreicht, in der „eine sehr gute Basisimmunität in der Bevölkerung“ existiere. Immungesunde Menschen unter 60 mit 3 Impfungen bräuchten derzeit keine weiteren Booster.
Auch Prof. Dr. Christine Falk, sie ist u.a. Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, hat sich mit der STIKO-Empfehlung befasst. Ihr Argument, warum nicht alle Menschen Variantenvakzine benötigen: „Die Grundforderung an die Impfstoffe ist ja, einen schweren Verlauf zu verhindern. Und das können auch die Wildtypstoffe, deshalb, weil wir sehr viele Mechanismen haben, Antikörper, die nicht neutralisierend sind, aber trotzdem Immunfunktion haben, dass sie Fresszellen aktivieren“, so ihre Einschätzung.
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Credits:
Lead Image: Dreamstime
Medscape Nachrichten © 2022 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: STIKO rät zum Omikron-Booster – aber nur für bestimmte Gruppen. Alle wichtigen Empfehlungen für Ärzte - Medscape - 21. Sep 2022.
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