Paris – In der ersten Phase-3-Studie mit einem KRAS-G12C-Inhibitor verbesserte das oral applizierbare Sotorasib bei Patienten mit rezidiviertem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) das progressionsfreie Überleben und das Gesamtansprechen im Vergleich zu intravenös appliziertem Docetaxel.

Dr. Melissa Johnson
Die Patienten waren mit einer platinhaltigen Chemotherapie und Immuncheckpoint-Inhibitor vorbehandelt. „Diese Ergebnisse unterstützen Sotorasib als neuen Zweitlinien-Standard in der Behandlung von Patienten mit NSCLC und KRAS-G12C-Mutation und belegen erneut die Bedeutung von Next-Generation-Sequencing zum Nachweis solcher Mutationen“, so die Schlussfolgerung von Dr. Melissa Johnson, Sarah Cannon Research Institute, Tennessee Oncology, Nashville, aus den Ergebnissen der CodeBreaK-200-Studie, die sie im 3. Präsidentensymposium beim ESMO-Kongress 2022 in Paris vorgestellt hat [1].
Nach Meinung von Diskutantin Prof. Dr. Natasha Leighl, Princess Margaret Cancer Centre, Toronto, Kanada, habe Docetaxel in dieser Studie bemerkenswert gute Effekte gezeigt, aber Sotorasib habe die Erwartungen enttäuscht. „Der Benefit ist nicht so, wie wir uns das erhofft hatten“, sagte sie.
Aber Sotorasib sei verträglicher als Docetaxel, und die orale Applikation sei für die Patienten bequemer. Die „finanzielle Toxizität“ sei jedoch hoch, sie entspräche einem Grad 3/4. Die Therapie mit Sotorasib würde nach Listenpreis im Monat etwa 10-mal mehr als Docetaxel kosten.
Erste Phase-3-Studie mit KRASG12C-Inhibitor
Aufgrund der positiven Ergebnisse bei vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem KRAS-G12C-mutiertem Lungenkarzinom in der Phase-1/2-Studie CodeBreak 100 ist der oral applizierbare KRAS-G12C-Hemmer Sotorasib (Lumykras®, Amgen) Anfang Januar 2022 von der EU-Kommission bedingt zugelassen worden: für die Monotherapie von Erwachsenen mit fortgeschrittenem NSCLC mit KRAS-G12C-Mutation, bei denen der Tumor nach mindestens einer vorherigen systemischen Therapie fortgeschritten ist.
Nun wurde Sotorasib in der ersten Phase-3-Studie mit einem KRAS-G12C-Inhibitor mit Docetaxel verglichen.
In die offene CodeBreaK-200-Studie wurden Patienten mit fortgeschrittenem KRAS-G12C-mutiertem Lungenkarzinom aufgenommen, die mindestens eine Behandlung mit einer platinbasierten Chemotherapie und einem Immuncheckpoint-Inhibitor erhalten hatten. Sie durften keine Hirnmetastasen aufweisen.
Randomisiert erhielten 171 Patienten 960 mg Sotorasib oral täglich und 174 Patienten Docetaxel i.v. 75 mg/m² alle 3 Wochen. 34% der Patienten wechselten im Verlauf der Studie aus dem Docetaxel-Arm in den Sotorasib-Arm oder wurden nach Progression mit einem anderen KRAS-Inhibitor behandelt.
Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS); zu den sekundären Endpunkten gehörten Gesamtüberleben, Ansprechraten, Dauer des Ansprechens, Sicherheit und Patient reported Outcomes.
Die demografischen Parameter der beiden Gruppen waren gut vergleichbar. Die Patienten waren im Median 64 Jahre alt; in der Sotorasib-Gruppe waren 36% Frauen, in der Docetaxel-Gruppe 45%. 45% der Patienten waren mit einer Therapie, 39% mit 2 Therapien vorbehandelt.
Primärer Endpunkt erreicht
Die CodeBreaK-200-Studie erreichte den primären Endpunkt. Sotorasib verbesserte nach einem medianen Follow-up von 17,7 Monaten das PFS auf 5,6 Monate im Median im Vergleich zu Docetaxel mit 4,5 Monaten im Median (Hazard Ratio [HR] 0,66, p=0,0002). Das 12-Monats-PFS lag unter Sotorasib bei 24,8%, unter Docetaxel bei 10,1%. Dieser Effekt war auch in allen vordefinierten Subgruppen nachweisbar.
Auf Sotorasib sprachen 28,1% der Patienten an, auf Docetaxel 13,2%; der Unterschied war signifikant (p<0,001). Das Ansprechen auf Sotorasib war schneller (1,4 vs. 2,8 Monate im Median) und hielt länger an (8,6 vs. 6,8 Monate).
Im Gesamtüberleben zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (HR 1,01). Die Studie war nicht ausreichend gepowert, um hier einen Unterschied aufzuzeigen.
Sotorasib erwies sich als relativ gut verträglich, Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 oder höher waren seltener als unter Docetaxel. Die häufigsten Therapie-bedingten schweren Nebenwirkungen waren unter Sotorasib Durchfall und erhöhte Aktivität der Leberenzyme, unter Docetaxel Neutropenie, Fatigue und febrile Neutropenie.
Der Gesundheitszustand insgesamt, körperliche Funktionen und Dyspnoe besserten sich unter Sotorasib im Vergleich zu Docetaxel. Husten und Brustschmerzen waren in beiden Gruppen ähnlich.
Sotorasib verzögerte die Zeit bis zur Verschlechterung der Symptome stärker als Docetaxel.
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Diesen Artikel so zitieren: Bald Standard bei fortgeschrittenem Lungenkrebs mit KRAS-G12C-Mutation? Sotorasib statt Chemo verbessert progressionsfreies Überleben - Medscape - 20. Sep 2022.
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