Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um Langzeitergebnisse von klinischen Studien zum Pankreaskarzinom und zum Ovarialkarzinom, die jeweils zeigen, dass die günstigen Effekte der jeweils untersuchten Substanz auch über 5 bzw. 7 Jahre erhalten blieben. Noch relativ neu ist die CAR-T-Zell-Therapie, daher gibt es noch viel zu klären, so beispielsweise, wie bei B-Zell-ALL nach Rezidiven standardisiert vorgegangen werden kann.
Pankreaskarzinom: 5-Jahres-Daten der PRODIGE-24-Studie
Ovarialkarzinom: 7-Jahres-Daten der SOLO-1-Studie zur Erhaltungstherapie mit Olaparib
NSLCL: Pembrolizumab als adjuvante Therapie nach kompletter Resektion im Stadium IB-IIIA
B-Zell-ALL: Was tun nach Versagen einer CAR-T-Zell-Therapie?
Krebs bei Kindern: Risiko einer Herzinsuffizienz bei Langzeitüberlebenden
Pankreaskarzinom: 5-Jahres-Daten der PRODIGE-24-Studie
Adjuvantes modifiziertes FOLFIRINOX ist in der adjuvanten Therapie dem Gemcitabin bei Patienten mit duktalem Adenokarzinom des Pankreas (PDAC) auch nach 5 Jahren Follow-Up überlegen. Dies belegen die finalen Ergebnisse der PRODIGE 24/Canadian Cancer Trials Group PA6 Studie nach einem medianen Follow Up von 69,7 Monaten.
Wie die internationale Arbeitsgruppe in JAMA Oncology berichtete, war mit mFOLFIRINOX das mediane DFS mit 21,4 vs.12,8 Monaten, das Gesamtüberleben mit 53,5 vs. 35,5 Monaten und das krebsspezifische Überleben mit 54,7 vs. 36,6 Monaten jeweils signifikant besser als in der Gemcitabin-Gruppe. Diese Effekte wurden in allen vordefinierten Subgruppen beobachtet.
In der offenen randomisierten Phase-3-Studie in 77 Zentren in Kanada und Frankreich waren 493 Patienten zwischen April 2012 und Oktober 2016 mit mFOLFIRINOX (Oxaliplatin, 85 mg/m2 , Irinotecan 150-180 mg/m2, Leucovorin 400 mg/m2 und Fluorouracil 2.400 mg/m2 alle 2 Wochen) oder Gemcitabin (1.000 mg/m2, Tag 1, 8 und 15, alle 4 Wochen) adjuvant über 24 Wochen behandelt worden.
Nach Aussage der Autoren ist das mediane DFS von 21,4 Monaten unter mFOLFIRINOX eines der besten Ergebnisse, das in einer randomisierten klinischen Studie erreicht worden ist. Es war 8,6 Monate länger als unter Gemcitabin. „Bemerkenswert ist, dass sich der Gewinn an krankheitsfreiem Überleben durch die Behandlung mit mFOLFIRINOX in einem OS-Vorteil niederschlägt, mit einem um 32% reduzierten Sterberisiko im Vergleich zur Gemcitabin-Gruppe.“
Die Autoren schlussfolgern aus diesen Ergebnissen, dass die Behandlung mit mFOLFIRINOX als adjuvantes Regime bei geeigneten Patienten empfohlen werden kann.
Ovarialkarzinom: 7-Jahres-Daten der SOLO-1-Studie zur Erhaltungstherapie mit Olaparib
Nach einem medianen Follow-Up von 88 Monaten ergab sich in der SOLO-1-Studie zur Erhaltungstherapie mit Olaparib beim Ovarialkarzinom für den sekundären Endpunkt Gesamtüberleben (OS) eine Hazard Ratio für 0,55, im Vergleich zu Placebo. Der Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant, weil hierzu ein p-Wert von < 0,0001 erforderlich gewesen wäre.
Nach 7 Jahren waren 67,0% der Olaparib-Patientinnen im Vergleich zu 46,5% der Placebo-Patientinnen am Leben und 45,3% im Vergleich zu 20,6% lebten noch ohne eine erste Folgebehandlung. Diese Ergebnisse hat eine internationale Arbeitsgruppe auf dem ESMO-2022-Kongress vorgestellt und parallel im Journal of Clinical Oncology publiziert.
Das ist das längste Follow-Up einer PARP-Inhibitor-Studie in der Erhaltungstherapie beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom.
Die Autoren ziehen im JCO folgende Schlussfolgerung: „Die Ergebnisse weisen auf eine klinisch bedeutsame, wenn auch statistisch nicht signifikante, Verbesserung des Gesamtüberlebens unter Olaparib-Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und einer BRCA-Mutation hin. Sie unterstützen die Erhaltungstherapie mit Olaparib, um in dieser Situation eine langfristige Remission zu erreichen; das Heilungspotential kann ebenfalls erhöht werden.“
NSLCL: Pembrolizumab als adjuvante Therapie nach kompletter Resektion im Stadium IB-IIIA
Bei Patienten mit komplett reseziertem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSLCL) im Stadium IB – IIIA verbesserte eine adjuvante Therapie mit Pembrolizumab das krankheitsfreie Überleben (DFS) im Vergleich zu Placebo, und zwar unabhängig vom PD-L1-Status. Dies ergab die zweite Interimsanalyse der Phase-3-Studie PEARLS/KEYNOTE-091, die in Lancet Oncology publiziert und parallel auf dem ESMO-Kongress 2022 vorgestellt worden ist.
In der internationalen multizentrischen Studie waren randomisiert 590 Patienten mit Pembrolizumab und 587 mit Placebo adjuvant über etwa 1 Jahr behandelt worden. Davon wiesen jeweils etwa die Hälfte der Patienten in jeder Gruppe eine PD-L1-TPS von mindestens 50% auf. Der duale primäre Endpunkt war das DFS in der Gesamtgruppe und das DFS bei Patienten mit einer PD-L1-TPS von mindestens 50.
Nach einem medianen Follow-Up von 35,6 Monaten betrug das DFS im Median in der Pembrolizumab 53,6 Monaten, in der Placebo-Gruppe 42,0 Monate (HR: 0,76; p = 0,0014). Bei Patienten mit einem PD-L1-TPS war das DFS in beiden Gruppen noch nicht erreicht (HR: 0,82; 95%-Konfidenzintervall: 0,57–1,18; p = 0,14.
Nach Meinung der Autoren könnte Pembrolizumab eine neue Therapieoption für diese Patientengruppe werden.
B-Zell-ALL: Was tun nach Versagen einer CAR-T-Zell-Therapie?
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit B-Zell-ALL, die auf eine Behandlung mit Tisagenlecleucel nicht ansprechen oder ein Rezidiv erleiden, haben eine schlechtere Überlebenschance. Bei Rezidiven kann mit einer Salvage-Therapie einigen Patienten noch geholfen werden.
Die Autoren dieser retrospektiven Analyse im Journal of Clinical Oncology halten es jedoch für notwendig, dass Salvage-Schemata nach Versagen oder Rezidiv bei CAR-T-Zell-Therapie systematisch untersucht werden.
Sie hatten retrospektiv die Daten von 80 Kindern und jungen Erwachsenen mit B-Zell-ALL analysiert, die auf Tisagenlecleucel nicht angesprochen (n = 23) oder ein Rezidiv erlitten hatten (n = 57). Bei den Nonrespondern lebten noch 19% nach 12 Monaten, bei den Patienten mit Rezidiv waren es 52%.
95% der Nonresponder hatten eine hohe Ausgangsbelastung durch die Erkrankung. Bei den Rezidiven war ein gleichzeitiger CD-19-Abfall mit einem signifikant kürzeren Überleben assoziiert als bei einem Rezidiv mit erhaltener CD19-Expression.
50 der 57 Patienten mit Rezidiv erhielten eine Salvage-Therapie z.B. mit Chemotherapie (n = 19), Inotuzumab (n = 15), Blinatumomab (n = 3), Nivolumab (n = 1), CAR (n= 10) und HSCT (n = 2), die restlichen 7 Patienten erhielten Supportive Care. Mit den 3 am häufigsten eingesetzten Therapien konnten die Patienten zum Teil in Remission gebracht werden. Die optimale Strategie ist allerdings bislang unklar.
Krebs bei Kindern: Risiko einer Herzinsuffizienz bei Langzeitüberlebenden
Bei Kindern, die zur Behandlung ihrer Krebserkrankung eine Bestrahlung erhalten, steigt aber einer Herz-Strahlendosis mindestens 5 Gy das Risiko, im weiteren Verlauf ihres Lebens an einer Herzinsuffizienz zu erkranken.
Bei Langzeitüberlebenden, die mit einer kumulativen Anthracyclin-Gesamtdosis von weniger als 100 mg/m² behandelt worden sind, ist das Risiko einer Herzinsuffizienz nicht erhöht.
„Diese neuen Erkenntnisse könnten Konsequenzen für neue Behandlungsprotokolle für krebskranke Kinder und für Überwachungsrichtlinien für Kardiomyopathie haben“, schlussfolgert eine europäische Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology aus einer paneuropäischen Kohortenstudie mit 42.361 Patienten. Aus dieser berechneten sie die kumulative Inzidenz der Herzinsuffizienz und sie führten eine verschachtelte (nested) Fall-Kontroll-Studie durch, um die behandlungsbezogenen Risikofaktoren zu bewerten.
Fanden Sie diesen Artikel interessant? Hier ist der Link zu unseren kostenlosen Newsletter-Angeboten – damit Sie keine unserer Nachrichten aus der Medizin verpassen.
Credits:
Lead Image: Dreamstime
Medscape Nachrichten © 2022 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Pankreas- und Ovarialkrebs: Langzeitdaten; Krebs bei Kindern: Langzeitfolgen; CAR-T-Zell-Versagen bei B-Zell-ALL: Was tun? - Medscape - 20. Sep 2022.
Kommentar