Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 19. September 2022
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 243,3 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 18. September lag der Wert bei 248,5.
Unsere Themen heute:
Epidemiologische Lage in Deutschland: Naht die Herbst- und Winterwelle?
Labordaten: Bivalenter Omikron-Booster von Moderna ist sicher und wirksam
„Lebende Leitlinie“ der WHO zu COVID-19: Aus für Sotrovimab und Casirivimab-Imdevimab
Alzheimer: COVID-19 als möglicher Risikofaktor
Epidemiologische Lage in Deutschland: Naht die Herbst- und Winterwelle?
„Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz der gemeldeten Fälle mit einem labordiagnostischen Nachweis von SARS-CoV-2 ist in Meldewoche (MW) 36 im Vergleich zur MW 35 relativ stabil geblieben, nachdem sie zuvor 7 Wochen lang zurück gegangen war“, schreibt das RKI im aktuellen Wochenbericht. „Die 7-Tages-Inzidenzwerte stiegen in den meisten Bundesländern und Altersgruppen leicht an.“
Bleibt als Empfehlung: „Bei Auftreten von Symptomen einer neu auftretenden Atemwegserkrankung wie Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten wird … weiterhin – unabhängig vom Impfstatus und auch bei negativem COVID-19 Antigen-Schnelltestergebnis – dringend empfohlen, nicht den Arbeitsplatz, Schule oder Kindergarten aufzusuchen, Kontakte zu meiden und bei Bedarf die hausärztliche Praxis zu kontaktieren“, heißt es im Report.
Labordaten: Bivalenter Omikron-Booster von Moderna ist sicher und wirksam
Zum generellen Schutz empfiehlt das RKI Impfungen. Um Viertimpfungen besser zu bewerten, sind Angaben der Hersteller erforderlich. Moderna hat jetzt im NEJM Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des bivalenten Omikron-Boosters mRNA-1273.214 veröffentlicht.
Im Rahmen einer laufenden Phase-2/3-Studie haben Forscher den bivalenten Impfstoff mRNA-1273.214 mit dem zuvor zugelassenen Vakzin mRNA-1273 verglichen. Sie verabreichten je 50 μg mRNA-1273.214 oder mRNA-1273 als 2. Booster bei Erwachsenen, die zuvor eine Primärserie mit 2 Dosen (100 μg) und eine 1. Booster-Dosis (50 μg) von mRNA-1273 erhalten hatten.
437 Teilnehmer erhielten mRNA-1273.214, und weitere 377 Teilnehmer mRNA-1273 als 2. Booster. Der mediane Zeitraum zwischen der 1. und der 2. Auffrischungsimpfung war für mRNA-1273.214 (136 Tage) und mRNA-1273 (134 Tage) ähnlich. Bei Teilnehmern ohne vorherige Infektion mit SARS-CoV-2 betrugen die geometrischen mittleren Titer neutralisierender Antikörper gegen BA.1 2.372,4 Einheiten (95%-Konfidenzintervall [KI] 2.070,6 bis 2718,2) nach Gabe des mRNA-1273.214-Boosters und 1.473,5 (95%-KI 1.270,8 bis 1.708,4) nach Gabe des mRNA-1273-Boosters.
50 μg mRNA-1273.214 und 50 μg mRNA-1273 führten darüber hinaus zu geometrischen mittleren Titern von 727,4 (95%-KI 632,8 bis 836,1) bzw. 492,1 Einheiten (95%-KI 431,1 bis 561,9) gegen BA.4 und BA.5.
Sicherheit und Reaktogenität waren bei den hier untersuchten Booster-Impfstoffen ähnlich. Die Wirksamkeit des Impfstoffs im klinischen Sinne wurde in dieser Studie nicht untersucht; in einer explorativen Analyse traten SARS-CoV-2-Infektion bei 11 Teilnehmern nach dem mRNA-1273.214-Booster und bei 9 Teilnehmern nach dem mRNA-1273-Booster auf.
„Der bivalente Impfstoff mRNA-1273.214 löste neutralisierende Antikörperreaktionen gegen Omikron aus, die denen mit mRNA-1273 überlegen waren, ohne dass offensichtliche Sicherheitsbedenken bestanden“, so das Fazit der Autoren.
„Lebende Leitlinie“ der WHO zu COVID-19: Aus für Sotrovimab und Casirivimab-Imdevimab
Von der Prävention zur Therapie. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben erneut ihre „lebende Leitlinie“ zu COVID-19 aktualisiert. Sie empfehlen die Antikörper Sotrovimab und Casirivimab-Imdevimab nicht mehr. Denn diese würden nicht gegen zirkulierende Omikron-Varianten wirken, heißt es als Begründung.
In der Aktualisierung spricht die WHO für den Einsatz des antiviralen Medikaments Remdesivir bei Patienten mit schwerem COVID-19 aus – und gegen den Einsatz bei Patienten mit kritischem COVID-19. Die Neuerungen stützen sich auf 5 randomisierte Studien, an denen 7.643 Patienten teilgenommen haben. Hier zeigte sich, dass pro 1.000 Patienten mit schwerem COVID-19, die Remdesivir erhalten hatten, 13 Todesfälle weniger zu verzeichnen waren. Bei kritischem COVID-19 traten unter Remdesivir 34 zusätzliche Todesfälle pro 1.000 Patienten auf.
Die WHO empfiehlt außerdem, 3 gegen Arthritis zugelassene Medikamente, nämlich die IL-6-Rezeptorblocker Tocilizumab oder Sarilumab sowie der JAK-Inhibitor Baricitinib, bei Patienten mit schwerem oder kritischem Covid-19 mit Kortikosteroiden kombiniert anzuwenden.
Diese Ratschläge stützen sich auf neue Studienergebnisse, die einen Überlebensvorteil für Baricitinib bei geringen oder keinen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen bestätigen, wenn es in Kombination mit Kortikosteroiden und IL-6-Rezeptorblockern gegeben wird.
Wie bisher rät die WHO von Ivermectin und Hydroxychloroquin bei COVID-19 unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung ab.
Alzheimer: COVID-19 als möglicher Risikofaktor
COVID-19 wird mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten der Alzheimer-Krankheit (AD) in Verbindung gebracht, wie eine neue Studie zeigt. Darüber hatte Medscape.com berichtet.
Für die aktuelle Studie analysierten die Forscher anonymisierte elektronische Gesundheitsdaten von 6,2 Millionen Erwachsenen im Alter von mindestens 65 Jahren, die zwischen Februar 2020 und Mai 2021 medizinisch behandelt wurden und bei denen zuvor keine Alzheimer-Diagnose gestellt worden war. Die Datenbank umfasst Angaben zu fast 30% der gesamten US-Bevölkerung. Insgesamt gab es während des Studienzeitraums 410.748 COVID-19-Erkrankungen.
Das Gesamtrisiko für eine neue Alzheimer-Diagnose war in der COVID-19-Kohorte fast doppelt so hoch wie bei Kontrollen, die nicht an COVID erkrankt waren (0,68% versus 0,35%). Als Hazard Ratio (HR) errechnen die Autoren 1,69 (95%-KI 1,53 bis 1,72).
Das Risiko für Alzheimer war in allen Altersgruppen bei COVID-19 unabhängig von Geschlecht oder von der ethnischen Zugehörigkeit erhöht. Besonders hoch war das Risiko bei Personen über 85 (HR 1,89; 95%-KI 1,73-2,07) und bei Frauen (HR 1,82; 95%-KI 1,69-1,97).
Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass die retrospektive Beobachtungsstudie keinen Beweis dafür liefere, dass COVID-19 kausal Alzheimer verursache. Es könnte eine virale Ätiologie im Spiel sein – es könnte aber auch an nachgelagerten Entzündungen im Nervengewebe lieben. Oder, so die nächste Hypothese, vielleicht liegt es auch nur daran, dass Patienten mit COVID-19 gründlicher untersucht und dass bei ihnen deshalb häufiger Alzheimer-Demenzen entdeckt werden.
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Diesen Artikel so zitieren: Die Herbstwelle naht; WHO revidiert Therapieempfehlungen bei COVID-19; SARS-CoV-2 als Risikofaktor für Alzheimer? - Medscape - 19. Sep 2022.
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