Europa kämpft gegen Krebs: 40% aller Tumore vermeidbar – neue Leitlinie zur Prävention und EU-Kampagne soll Leben retten

Roxanne Nelson

Interessenkonflikte

13. September 2022

Auf der Eröffnungssitzung des diesjährigen Kongresses der European Society for Medical Oncology (ESMO) in Paris wurde der Start der europaweiten Kampagne Cancer Prevention Across Europe (PrEvCan) bekannt gegeben [1].

Die Kampagne wurde von der European Oncology Nursing Society (EONS) initiiert und wird von dieser auch geleitet, aber die ESMO wird ein wichtiger Partner der Kampagne sein – zusammen mit der European Cancer Patient Coalition (ECPC) und noch etwa 50 anderen internationalen und nationalen Organisationen. 

Die Kampagne soll ab nächsten Monat für ein Jahr laufen. Ihr Fokus liegt auf der Förderung der 12 evidenzbasierten Empfehlungen zur Verringerung des individuellen Krebsrisikos, die im European Code Against Cancer (ECAC)enthalten sind. Dieser wurde von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgestellt.

Die EONS-Initiative knüpft an den vor Kurzem aufgelegten Europe's Beating Cancer Plan an, der besagt, dass etwa 40% aller Krebsfälle in der EU vermeidbar sind.

Prävention ist effektiver als Heilung

Prävention habe sich als effektiver erwiesen als Heilung, und es sei die kosteneffizienteste Strategie zur langfristigen Krebsbekämpfung, so die EONS. Zwar gibt es keine universelle Strategie zur Krebsprävention, aber Ansätze, die das Bewusstsein schärfen und Risikofaktoren adressieren – wie Tabak- und Alkoholkonsum, Mangel an körperlicher Aktivität, Fettleibigkeit, ungesunde Ernährung, übermäßige Sonnenexposition und Umweltverschmutzung. Diese Ansätze können das individuelle Krebsrisiko eines Menschen dramatisch senken.

Das Global Cancer Observatory schätzt, dass die Zahl neuer Krebserkrankungen in Europa weiter steigen und bis 2040 bei etwa 5,9 Millionen liegen wird. Die damit verbundene Sterblichkeit wird voraussichtlich 2,9 Millionen Patienten erreichen. „Indem wir die Zahl der Krebsfälle im Vorfeld reduzieren und gegebenenfalls die Rate früher Diagnosen erhöhen, können wir die Outcomes sowohl für gesunde Menschen als auch Patienten erheblich verbessern“, sagte Dr. Rosa Giuliani, Direktorin für Public Poliy bei der ESMO. 

„Gleichzeitig können wir die Belastung unseres Gesundheitssystems in Bereichen wie der Beschaffung und dem Zugang zu Arzneimitteln lindern“, kommentierte sie im Gespräch mit dem  ESMO Daily Reporter .

 
Indem wir die Zahl der Krebsfälle im Vorfeld reduzieren und gegebenenfalls die Rate früher Diagnosen erhöhen, können wir die Outcomes sowohl für gesunde Menschen als auch Patienten erheblich verbessern. Dr. Rosa Giuliani
 

Prävention ist nicht nur Sache des Hausarztes

Die ESMO hat zuvor schon mit der IARC auf der Lernplattform World Cancer Report Updates zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass sich Onkologen in der Prävention auskennen und als Vorbilder für ihre Patienten fungieren. Mit der Partnerschaft mit EONS geht die Fachgesellschaft nun einen weiteren Schritt im Bereich Prävention.

„Unsere Community betrachtet Prävention traditionell hauptsächlich als Aufgabe der Hausärzte und Organspezialisten“, sagte ESMO-Präsidentin Dr. Solange Peters dem ESMO Daily Reporter. „Als Krankheitsspezialisten müssen wir in der Lage sein, fachkundige Antworten zu geben, die auf einem sicheren Verständnis der neuesten Zahlen, Überlebensdaten und Forschungsergebnisse basieren. Anders als viele Patienten immer noch glauben, ist es nie zu spät, einen präventiven Lebensstil anzunehmen. Diese wichtige Einsicht ist etwas, das wir in der Vergangenheit vernachlässigt haben und nach der wir in Zukunft handeln müssen.“

In einer damit einhergehenden Maßnahme wird die Europäische Kommission am 21. September 2022 eine neue Leitlinie zur Krebsvorsorge herausgeben.

 
Anders als viele Patienten immer noch glauben, ist es nie zu spät, einen präventiven Lebensstil anzunehmen. Dr. Solange Peters
 

Neue europäische Leitlinie zur Krebsprävention

Da die regelmäßigen ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen während der COVID-19-Pandemie dramatisch zurückgingen, wurden schätzungsweise bis zu 1 Million Krebspatienten in Europa nicht diagnostiziert. In der ersten Phase der Pandemie sind etwa 100 Millionen Vorsorgeuntersuchungen nicht durchgeführt worden. Das Ziel besteht nun darin, das Screening zu intensivieren und das Risiko einer übermäßigen krebsbedingten Sterblichkeit zu reduzieren.

Die aktuellen Screening-Richtlinien sind fast 20 Jahre alt und bedürfen einer Aktualisierung, da die EU derzeit nur regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen auf Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs empfiehlt. Die neue Leitlinie wird eine Ausweitung der Screening-Programme auf Lungen-, Prostata- und in einigen Fällen auf Magenkrebs empfehlen. 

Dieser Artikel wurde von Nadine Eckert aus  www.medscape.com  übersetzt und adaptiert.

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