Barcelona – Menschen mit Herzinsuffizienz können sich unbesorgt mit mRNA-Impfstoffen gegen COVID-19 impfen lassen. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass sich die Herzleistung weiter verschlechtert oder andere Herz-Kreislauf-Probleme auftreten. Im Gegenteil, ihre Sterblichkeit jeglicher Ursache verringert sich. Eine dänische Studie, die beim ESC in Barcelona vorgestellt wurde, hat die Bedenken wegen unerwünschter kardiovaskulärer Nebenwirkungen aus der Welt geschafft [1].
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Patienten mit Herzinsuffizienz vorrangig eine COVID-19-Impfung samt Auffrischungsimpfungen erhalten sollten“, wird die Hauptautorin Dr. Caroline Sindet-Pedersen in einer ESC-Mitteilung zitiert. Studien wie die ihre seien unerlässlich, weil sie die Sicherheit dieser Impfstoffe unterstreichen, Zweifel an der Impfung ausräumen und damit die Akzeptanz sicherstellen, sagt die Forscherin vom Herlev and Gentofe Hospital in Hellerup, Dänemark.
Schaden mRNA-Impfstoffe dem Herz?
Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 haben Patienten mit Herzinsuffizienz ein erhöhtes Risiko, ins Krankenhaus zu kommen, eine mechanische Beatmung zu benötigen und zu sterben. Die Impfung verringert nachweislich diese Gefahr. Dennoch waren Befürchtungen wegen möglicher kardiovaskulärer Schäden von mRNA-Impfstoffen laut geworden. Ob sie gerechtfertigt sind, haben Sindet-Pedersen und ihre Kollegen in einer landesweiten Kohorte untersucht.
Teilnehmer waren rund 51.000 ungeimpfte Patienten mit Herzinsuffizienz im Jahr 2019 und ebenso viele im Jahr 2021, die entweder den mRNA-Impfstoff BNT162B2 (Comirnaty von Biontech/Pfizer) oder mRNA-1273 (Elasomeran von Moderna) erhalten hatten. Die beiden Gruppen waren so gewählt, dass sie in Alter (im Durchschnitt 74 Jahre), Geschlecht und Dauer der Herzinsuffizienz (im Median 4,1 Jahre) übereinstimmten.
In einem Zeitraum von 90 Tagen registrierten die Forscher die Gesamtmortalität, die Verschlechterung der Herzinsuffizienz, venöse Thromboembolien und Myokarditis, und zwar bei der Gruppe des Jahres 2021 ab der zweiten Impfung und bei der ungeimpften Gruppe ab dem gleichen Datum im Jahr 2019.
Statistische Methoden erleichtern die Interpretation
Den Einfluss möglicher Störgrößen – etwa KHK, Krebs, Diabetes, Vorhofflimmern oder Medikamente gegen Herzinsuffizienz – schalteten die Forscher durch Standardisierung aus. „Die Standardisierung imitiert eine randomisierte Studie und ermöglicht es, Beobachtungsstudien besser kausal zu interpretieren“, erläutert Sindet-Pedersen in der Mitteilung.
Die Auswertung ergab, dass die untersuchten Risiken durch die Impfung nicht zunehmen. Im Gegenteil war die Mortalität aus welchem Grund auch immer signifikant niedriger, nämlich 2,2% in der geimpften und 2,6 % in der nicht geimpften Kohorte. Die Herzinsuffizienz verschlechterte sich in beiden Gruppen gleich häufig, nämlich bei 1,1% der Patienten. Auch für venöse Thromboembolien oder Myokarditis fanden sich keine wesentlichen Unterschiede.
Sindet-Pedersen schließt daraus: „Offensichtlich brauchen sich Herzinsuffizienz-Patienten wegen kardiovaskulärer Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen keine Sorgen zu machen. Vielmehr deuten die Ergebnisse sogar darauf hin, dass die Sterblichkeit zurückgeht.“
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Medscape Nachrichten © 2022
Diesen Artikel so zitieren: COVID-19-Impfungen sind auch für Patienten mit Herzinsuffizienz sicher, bestätigt eine große Studie – Ungeimpfte leben gefährlicher - Medscape - 1. Sep 2022.
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