Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 25. August 2022
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 271,3 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 24. August lag der Wert noch bei 275,3.
Unsere Themen heute:
Kabinett einigt sich auf neues Infektionsschutz für Herbst und Winter
BioNTech-Impfstoff: Zulassung schon im kommende Woche?
Omikron: Kürzere Inkubationszeit als bei früheren Varianten
PCR-Tests: Hohe Positivrate – womöglich Untererfassung von Infektionen
Schwangere scheinen SARS-CoV-2 auf ihre Kinder zu übertragen
Bestätigt: Impf-assoziierte Myokarditis ist selten – vor allem junge Männer sind gefährdet
Kabinett einigt sich auf neues Infektionsschutz für Herbst und Winter
Die Bundesregierung hat sich endlich auf Maßnahmen zum Schutz gegen COVID-19 verständigt. Ein kontrovers diskutiertes Paket gilt nach Zustimmung durch den Bundestag ab 1. Oktober 2022 bis 23. April 2023. Es sieht strengere Maßnahmen vor, etwa die Pflicht, in Flugzeugen und Fernzügen FFP2-Masken zu tragen.
Ausnahmen gelten für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sowie für Mitarbeiter von Firmen. Sie können auch medizinische Masken tragen. Für Alten- und Pflegeheime sowie für Krankenhäuser ist eine Test- und Maskenpflicht vorgesehen.
Wie zuvor angedacht nimmt die Regierung die Länder stark in die Pflicht. Sie sollen im Herbst und Winter selbst über weitere Maßnahmen entscheiden, beispielsweise über Maskenpflichten im öffentlichen Personennahverkehr oder in Innenräumen.
Ausnahmen greifen bei der Gastronomie, bei Kultur-, Freizeit- oder Sportveranstaltungen – aber nur, falls Besucher einen negativen Antigen-Schnelltest haben, der nicht älter als 24 Stunden ist.
An einer umstrittenen Stelle hat die Regierung tatsächlich nachgebessert. Ob Personen mit kurz zurückliegender Impfung auf Masken verzichten dürfen, ist zur Kann-Regelung geworden; darüber entscheiden die Länder selbst.
Neu ist auch, dass Pflegeheime Zuschüsse für eine neue Position zur Infektionskontrolle bekommen. Beauftragte koordinieren Hygienemaßnahmen, Impfungen, aber auch die Verteilung von Paxlovid®. Hinzu kommen Pläne, Long-COVID besser zu erfassen.
BioNTech-Impfstoff: Zulassung schon im kommende Woche?
Mewdienberichten zufolge rechnet BioNTech bereits komemnde Woche mit der Marktzulassung seines Vakzins gegen den Omikron-Subtyp BA.1. Wenig später solle der Booster gegen BA.5 folgen, erklärte BioNTech-Chef Uğur Şahin. Gerade würden letzte Unterlagen eingereicht. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) führe gerade eine fortlaufende Überprüfung durch.
Omikron: Kürzere Inkubationszeit als bei früheren Varianten
In den letzten Monaten wurden zahlreiche Studien zur Inkubationszeit verschiedener SARS-CoV-2-Varianten veröffentlicht. Sie kommen zu teils deutlich abweichenden Ergebnissen. Deshalb haben Forscher die wissenschaftliche Literatur gesichtet. Ihre Ergebnisse sind in JAMA Network Open erschienen.
Für die Arbeit wurden Originalstudien über die Inkubationszeit von COVID-19, definiert als die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten von Anzeichen und Symptomen, ausgewählt: zwischen 1. Dezember 2019 und dem 10. Februar 2022.
Insgesamt wurden 142 Studien mit 8.112 Patienten eingeschlossen. Die gepoolte Inkubationszeit betrug 6,57 Tage (95%-KI 6,26-6,88) und reichte von 1,80 bis 18,87 Tagen.
Die mittlere Inkubationszeit von COVID-19 betrug:
5,00 Tage (95%-KI: 4,94-5,06 Tage) für Fälle, die durch die Alpha-Variante verursacht wurden,
4,50 Tage (95%-KI: 1,83-7,17 Tage) für die Beta-Variante,
4,41 Tage (95%-KI: 3,76-5,05 Tage) für die Delta-Variante und
3,42 Tage (95%-KI: 2,88-3,96 Tage) für die Omikron-Variante.
Das Fazit der Autoren: „Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass sich SARS-CoV-2 während der COVID-19-Pandemie kontinuierlich weiterentwickelt … hat, wobei Varianten mit unterschiedlicher Übertragungsstärke und Virulenz entstanden sind“, schreiben sie. „Die Identifizierung der Inkubationszeit der verschiedenen Varianten ist ein Schlüsselfaktor für die Bestimmung der Isolationszeit.“
PCR-Tests: Hohe Positivrate – womöglich Untererfassung von Infektionen
Wie verlässlich sind die offiziellen Zahlen wirklich? Dazu ein Blick auf Datenanalysen der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Zwischen dem 15. und dem 21. August (Woche 33) wurden 492.419 PCR-Untersuchungen durchgeführt, sprich 7% weniger als in der Vorwoche. Der Effekt ist wahrscheinlich auf die Urlaubs- und Ferienzeit zurückzuführen; ALM-Labore sind zu 20% (Vorwoche: 22%) ausgelastet.
Die Positivrate lag bei 40,1% (Vorwoche: 42,3%) – und damit weiter auf hohem Niveau. „Da nicht mehr alle symptomatischen Personen mit der PCR untersucht werden, ist die Positivrate auch ein Hinweis auf eine weiterhin bestehende Untererfassung von COVID-19-Infektionen“, heißt es in einer Meldung.
Schwangere scheinen SARS-CoV-2 auf ihre Kinder zu übertragen
Die Frage, ob SARS-CoV-2 in utero übertragen wird, konnte bis dato nicht abschließend geklärt werden. Neue Hinweise liefert eine Studie, die in Nature Pediatric Reseach veröffentlicht worden ist.
Die Forscher haben Stuhlproben von 14 Babys untersucht, die im Alter von 25 bis 41 Wochen geboren wurden. Ihre Mütter hatten während der Schwangerschaft zu unterschiedlichen Zeitpunkten eine Infektion mit SARS-CoV-2. Bei 11 Müttern war COVID-19 mehr als 10 Wochen vor der Entbindung abgeklungen. Der Stuhl der Neugeborenen wurde auf SARS-CoV-2-RNA, speziell auf das Spike-Protein, und die Induktion inflammatorischer Zytokine wie Interleukin-6 (IL-6) und Interferon-γ (IFN-γ) in Makrophagen als Labortest.
Trotz negativer nasaler SARS-CoV-2-PCR-Tests bei allen Neugeborenen wurden bei 11 von 14 bereits am 1. Lebenstag virale RNAs und virales Spike-Protein im Stuhl nachgewiesen. Stuhlhomogenisate aller 14 Neugeborenen lösten in vitro erhöhte Entzündungswerte von IL-6 und IFN-γ bei Makrophagen aus.
Die meisten Neugeborenen waren klinisch gesund, mit Ausnahme eines Kindes, das an einer autoimmunen Lebererkrankung während der Schwangerschaft starb, und eines Kindes, das eine nekrotisierende Enterokolitis entwickelte. Beides stand nicht mit SARS-CoV-2 in Zusammenhang.
„Diese Befunde deuten auf eine In-Utero-Übertragung von SARS-CoV-2 und ein mögliches persistierendes Virusreservoir im Darm der Neugeborenen hin“, kommentieren die Autoren. „Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Mechanismen und ihre klinischen Auswirkungen zu verstehen.“
Bestätigt: Impf-assoziierte Myokarditis ist selten – vor allem junge Männer sind gefährdet
In Circulation stellen Forscher neue Daten zur Myokarditis nach COVID-19 bzw. COVID-19-Impfung zusammen. Daten wurden zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 15. Dezember 2021 in England erhoben.
42.842.345 Personen wurden eingeschlossen. Sie hatten mindestens 1 Dosis zugelassener Vakzine erhalten. Unter ihnen waren 21.242.629 Personen, die 3 Dosen bekommen hatten. 5.934.153 hatten vor oder nach der Impfung eine SARS-CoV-2-Infektion. Eine Myokarditis trat bei 2.861 (0,007%) Personen auf, wobei 617 Ereignisse 1 bis 28 Tage nach der Impfung zu beobachten wurden.
Das Myokarditis-Risiko war in den ersten 28 Tagen nach 1 Dosis ChAdOx1 von AstraZeneca erhöht (Inzidenzrate [IRR]1,33; 95%-KI: 1,09-1,62). Auch nach der 1., 2. oder 3. Dosis BNT162b2 von BioNTech/Pfizer waren die Risiken erhöht (IRR: 1,52; 95%-KI: 1,24-1,85 und 1,57; 95%-KI: 1,28-1,92 bzw. 1,72; 95%-KI: 1,33-2,22).
Zum Vergleich: Das Risiko durch Impfungen war deutlich niedriger als nach einem positiven SARS-CoV-2-Test vor oder nach der Impfung (IRR: 11,14; 95%-KI: 8,64-14,36 bzw. 5,97; 95%-KI: 4,54-7,87).
Das Risiko einer Myokarditis war 1 bis 28 Tage nach einer 2. Dosis mRNA-1273 von Moderna etwas erhöht (IRR: 11,76; 95%-KI: 7,25-19,08), was auch nach der 3. Dosis zu beobachten war (IRR: 2,64; 95%-KI: 1,25-5,58).
Bei Männern, die jünger als 40 Jahre alt waren, war die Zahl der zusätzlichen Myokarditis-Ereignisse pro Million Menschen nach einer 2. Dosis mRNA-1273 höher als nach einem positiven SARS-CoV-2-Test (IRR: 97; 95%-KI: 91-99 gegenüber 16; 95%-KI: 12-18). Bei Frauen unter 40 Jahren war die Zahlen jedoch vergleichbar (IRR: 7; 95%-KI: 1-9 versus 8; 95%-KI: 6-8).
Fazit: „Insgesamt ist das Myokarditis-Risiko nach einer SARS-CoV-2-Infektion höher als nach einer COVID-19-Impfung und bleibt auch nach aufeinanderfolgenden Dosen, einschließlich einer Auffrischungsdosis des BNT162b2-mRNA-Impfstoffs, niedrig“, fassen die Autoren zusammen. Allerdings sei das Risiko nach einer COVID-19-Impfung für jüngere Männer höher, insbesondere nach einer zweiten Dosis mRNA-1273-Vaccine.
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Credits:
Photographer: © Alexandr Muntean
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Diese angepassten Corona-Regeln hat das Kabinett jetzt verabschiedet; Immer kürzere Inkubationszeit; Übertragung im Mutterleib? - Medscape - 25. Aug 2022.
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