Rituximab verringert MS-Schubrate verglichen mit Dimethylfumarat auf ein Fünftel – doch die Zulassung ist fern

Michael Simm

Interessenkonflikte

22. August 2022

Eine randomisierte Studie hat Rituximab als Off-Label-Arznei mit dem Standardpräparat Dimethylfumarat bei 200 Patienten mit relapsierend-remittierender Multipler Sklerose verglichen. Einen Krankheitsschub erlitten im Laufe von 2 Jahren 3% unter Rituximab und 16% unter Dimethylfumarat.

Auf der Suche nach einer wirksamen, preiswerten Therapie

Zum Hintergrund: Die Depletion von B-Zellen hat sich bei der Therapie der schubförmigen Multiplen Sklerose als hochwirksam erwiesen. Für eine dieser Therapien – Rituximab – gibt es bisher keine Zulassung und auch keine Daten aus Phase-3-Studien. 

Rituximab war 1997 der erste Antikörper, der zur Behandlung von Krebs zugelassen wurde. Der Patentschutz ist mittlerweile ausgelaufen, sodass wenig Anreize für Zulassungsstudien bei MS bestehen. Eine Vielzahl an Herstellern konkurrieren um Marktanteile – darunter sind auch Präparate mit dem gleichen Wirkmechanismus wie Rituximab. 

Wie der Erstautor der Studie, Prof. Dr. Anders Svenningsson, schreibt, werde Rituximab wegen der vergleichsweise niedrigen Kosten in vielen Ländern bei MS off-label verschrieben. Das Potenzial einer wirksamen und preiswerten Therapie hat den schwedischen Forschungsrat bewogen, eine Vergleichsstudie von Rituximab mit einer der Standardtherapien, nämlich Dimethylfumarat, zu finanzieren.

Studie mit 200 Patienten 

RIFUND-MS war eine multizentrische, randomisierte Studie der Phase 3 mit 200 Patienten zwischen 18 und 50 Jahren, die an relapsierend-remittierender Multipler Sklerose (RRMS) oder einem klinischen isolierten Syndrom gemäß der McDonald-Kriterien litten. Sie wurden an 17 schwedischen Universitäten und kommunalen Kliniken rekrutiert, hatten ihre Diagnose maximal 10 Jahre zuvor erhalten, zeigten klinische oder neuroradiologischen Zeichen der Krankheitsaktivität und waren entweder unbehandelt geblieben oder hatten lediglich Interferone bzw. Glatirameracetat erhalten.

Jeweils 100 Patienten bekamen nach dem Zufallsprinzip entweder 2-mal täglich 240 mg Dimethylfumarat oder nach initial 1.000 mg i.v. Rituximab alle 6 Monate 500 mg. Gemessen wurde primär der Anteil der Patienten mit mindestens 1 Schub bei einer Nachverfolgungszeit von 24 Monaten.

Signifikanter, relevanter Unterschied zwischen beiden Studienarmen 

Einen Krankheitsschub erlitten 3 Patienten (3%) in der Rituximab-Gruppe gegenüber 16 (16%) unter Dimethylfumarat. Das Chancenverhältnis (RR) betrug 0,19 zugunsten von Rituximab und hatte ein 95%-Konfidenzintervall von 0,06-0,62 (p=0,0060).

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Infusionsreaktionen unter Rituximab (105 Ereignisse) sowie gastrointestinale Reaktionen und Rötungen (je 65 Ereignisse) mit Dimethyfumarat.

Trotz vielversprechender Daten kurzfristig wohl keine Zulassung

Die Reduktion der Schubrate auf 1 Fünftel im direkten Vergleich zu einer der Standardarzneien bei ähnlich günstigen Nebenwirkungsprofilen spricht klar für Rituximab. Bleibt als Hürde: Eine Zulassung setzt nicht nur einen Antragsteller voraus, sondern – wie die Autoren bemerken – auch eine ökonomische Bewertung sowie langfristige Sicherheitsstudien.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....