Ein einfacher Bluttest auf der Basis von microRNA könnte ein neuartiges Verfahren zur Früherkennung von Darmkrebs im jüngeren Alter sein, so eine neue Studie, die in der Zeitschrift Gastroenterology veröffentlicht wurde.
Forscher identifizierten 4 microRNAs (miRNAs), die zusammen einen Signatur-Biomarker bilden, mit dem in einer jüngeren Population Darmkrebs anhand einer Flüssigbiopsie nachgewiesen und diagnostiziert werden kann.
Expressionsprofile von mehr als 1.000 Personen ausgewertet
Zunächst wurde ein Datensatz mit miRNA-Expressionsprofilen von 1.061 Personen analysiert, um miRNAs zu identifizieren, deren Expression bei Patienten mit Darmkrebs erhöht war. Der Datensatz umfasste 42 Patienten mit früh auftretendem Darmkrebs im Stadium I-II, 370 Patienten mit spät auftretendem Darmkrebs im Stadium I-II, 62 Patienten jünger als 50 Jahre ohne Krebs und 587 Patienten im Alter von 50 Jahren oder älter ohne Krebs.
Die Forscher fanden 28 miRNAs, die in Gewebeproben von früh auftretendem Darmkrebs im Vergleich zu krebsfreien Proben signifikant hochreguliert waren, sowie 11 miRNAs, die spezifisch nur in den Proben von früh auftretendem Darmkrebs hochreguliert waren. 4 dieser 11 miRNAs unterschieden sich hinreichend voneinander und waren in den Plasmaproben nachweisbar, die dann zum Trainieren und zur Validierung der vier miRNAs als Kombinationsbiomarker verwendet wurden.
Daten aus der Trainings- und der Validierungskohorte
Es wurden 117 Plasmaproben in der Trainingskohorte verwendet, darunter 72 von Personen mit früh auftretendem Darmkrebs und 45 von gesunden Spendern, um einen Assay zum Nachweis der vier miRNAs zu entwickeln und zu trainieren. Die Validierungskohorte bestand aus 142 Plasmaproben, darunter 77 von Patienten mit früh auftretendem Darmkrebs und 65 von gesunden Spendern.
In der Trainingskohorte hatte der Vier-MiRNA-Assay eine Sensitivität von 90% und eine Spezifität von 80%, mit einem positiven Vorhersagewert (PPV) von 88% und einem negativen Vorhersagewert (NPV) von 84%. In der zur Validierung verwendeten Kohorte hatte der Assay eine Sensitivität von 82%, eine Spezifität von 86%, einen PPV von 88% und einen NPV von 80%.
In der Validierungskohorte identifizierte das Vier-MiRNA-Panel bei Darmkrebs im jüngeren Alter sowohl frühe Krankheitsstadien (Stadien I-II: Sensitivität 92%, Spezifität 80%) als auch späte Stadien (Stadien III-IV: Sensitivität 79%, Spezifität 86%).
Forscher hoffen auf einen erschwinglichen Routinetest
„Es geht darum, diesen Test routinemäßig im Rahmen der jährlichen Gesundheitsfürsorge oder für Menschen aus Hochrisikofamilien alle sechs Monate durchzuführen“, sagte der leitende Studienautor Dr. Ajay Goel, Vorsitzender der Abteilung für Molekulare Diagnostik und Experimentelle Therapeutik am City of Hope Comprehensive Cancer Center in Duarte, Kalifornien.
„Er ist erschwinglich, kann leicht mit einem kleinen Röhrchen Blut durchgeführt werden, und solange der Test negativ bleibt, ist alles in Ordnung", sagte Goel. Selbst wenn Patienten einen Test verpassen würden, könne der nächste Test, egal ob 6 Monate oder 1 Jahr später, jeden potenziellen Krebs aufdecken.
„Dickdarmkrebs wird niemanden über Nacht umbringen, daher sollte dieser Test als Vorstufe zur Darmspiegelung verwendet werden. Solange dieser Test negativ ist, kann man die Darmspiegelung verschieben“, sagte er.
Die geringe Stichprobengröße war eine wichtige Einschränkung dieser Studie.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Medscape.com; deutsche Fassung nach Univadis.de.
Credits:
Photographer: © Sebastian Czapnik
Lead Image: Dreamstime
Medscape Nachrichten © 2022 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Flüssigbiopsie: Mit microRNAs im Blut Darmkrebs erkennen – ein Ersatz für Koloskopien? - Medscape - 12. Aug 2022.
Kommentar