Viele Milliarden: Wie BioNTechs wirtschaftlicher Erfolg neue Universalimpfstoffe und auch die onkologische Forschung vorantreibt

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

10. August 2022

BioNTech stellte kürzlich Zahlen zum 2. Quartal 2022 und zur weiteren Entwicklung des Unternehmens vor [1]. „Wir haben unsere führende Position im Bereich der COVID-19-Impfstoffe weiter gestärkt und unsere diversifizierte Pipeline ausgebaut und ihre Weiterentwicklung beschleunigt“, erklärte Prof. Dr. Uğur Şahin, CEO und Mitgründer von BioNTech. „Unsere COVID-19-Produktpipeline umfasst variantenangepasste Impfstoffkandidaten sowie Impfstoffkandidaten der nächsten Generation, die auf einen längeren und breiteren Schutz abzielen.“

 
Unsere COVID-19-Produktpipeline umfasst variantenangepasste Impfstoffkandidaten sowie Impfstoffkandidaten der nächsten Generation, die auf einen längeren und breiteren Schutz abzielen. Prof. Dr. Uğur Şahin
 

Als Umsatz im 2. Quartal nennt der Konzern 3,2 Milliarden Euro bei einem Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im 1. Quartal lag der Umsatz bei 9,6 Milliarden Euro bei einem Nettogewinn von 5,4 Milliarden Euro. BioNTech und Pfizer haben bisher 3,6 Milliarden Dosen in 180 Länder geliefert. Davon gingen 1,5 Milliarden Dosen in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Ausblick auf das weitere Geschäftsjahr: Modifizierte COVID-19-Vakzine ante portas

Jens Holstein, CFO von BioNTech, warf einen Blick auf die weitere Entwicklung. „Wir erwarten wegen unserer Fortschritte rund um die variantenangepassten COVID-19-Impfstoffkandidaten, vorbehaltlich einer behördlichen Genehmigung, einen Anstieg der Nachfrage in unseren Schlüsselmärkten im vierten Quartal“, sagte er. Als Umsatzprognose für COVID-19-Impfstoff nennt BioNTech im Jahr 2022 zwischen 13 und 17 Milliarden Euro.

Zum Hintergrund: Derzeit arbeiten Şahin und Kollegen an der Markteinführung zweier variantenangepasster bivalenter COVID-19-Impfstoffe.

  • Ein neues Vakzin richtet sich gegen den Wildtyp und zusätzlich gegen die Variante BA.1. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat alle Unterlagen zur Zulassung erhalten, und BioNTech produziert das Vakzin bereits. Eine Zulassung gibt es noch nicht. Der Impfstoff ist auch nicht für den US-Markt gedacht. 

  • Das andere neue Vakzin richtet sich gegen den Wildtyp und zusätzlich gegen die Varianten BA.4/BA.5. Eine klinische Studie soll in Kürze beginnen. Dieser Impfstoff ist für den US-amerikanischen und für den deutschen Markt vorgesehen. 

BioNTech erweitere seine COVID-19-Produktpipeline, um einen „längeren und breiten Schutz“ zu erzielen, erklärte Şahin während einer Telefonkonferenz. Zulassungsentscheidungen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), der US Food and Drug Administration (FDA) oder anderer Zulassungsbehörden gibt es noch nicht.

Zwar hat sich die Impfstoff-Nachfrage in vielen westlichen Ländern – auch in Deutschland – stark verringert; etliche Menschen wurden schon 2-mal bis 4-mal geimpft. Beobachter erwarten jedoch einen Ansturm auf das modifizierte Vakzin. Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung würden beide angepassten Impfstoffe rechtzeitig für die Auffrischungsimpfungen im Herbst verfügbar sein, so BioNTech. Als Termin wird der Oktober genannt.

Studien von BioNTech hätten gezeigt, dass die Impfung eine stärkere Immunreaktion gegen die Subvarianten BA.4 und BA.5 sowie gegen andere Omikron-Subvarianten wie BA.2 hervorrufe, berichtet die Financial Times.

BioNTech und Pfizer untersuchten auch Impfstoffe der nächsten Generation, die eine länger anhaltende Immunreaktion gegen das Coronavirus hervorrufen könnten, sagten Firmenvertreter. Ziel sei es, einen Pan-Coronavirus-Impfstoff zu entwickeln, der gegen künftige bedenkliche Varianten schütze. Die Vakzine würden besser auf das Spike-Protein des Coronavirus abzielen und die T-Zell-Immunantwort deutlich mehr verstärken, verglichen mit bekannten Impfstoffen.

Gelder aus der Pandemie für die Impfstoffforschung und in die Onkologie

In der zweiten Hälfte des Jahres 2022 oder Anfang 2023 beginnt BioNTech mit klinischen Versuchen, um andere Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten zu testen, darunter Impfungen zum Schutz vor Gürtelrose, Herpes Simplex Virus Typ 2, Tuberkulose und Malaria.

BioNTech plant zudem, einen großen Teil seiner Einnahmen aus den COVID-19-Impfstoffen in die Forschung und Entwicklung von Krebsbehandlungen zu investieren, wie das Unternehmen mitteilte. Der Konzern konzentriere sich darauf, „die Onkologie-Pipeline voranzutreiben und diese Führungsposition bei der Entwicklung des Impfstoffs COVID-19 auszubauen“, sagte Holstein. „Wir streben in den kommenden 3 bis 5 Jahren die Einführung mehrerer innovativer Produkte für Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf an.“

 
Wir streben in den kommenden 3 bis 5 Jahren die Einführung mehrerer innovativer Produkte für Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf an. Jens Holstein
 

Momentan evaluiert BioNTech 18 Onkologika in 23 laufenden klinischen Studien. BNT211, eine CAR-T-Zelltherapie, die sich gegen das Protein CLDN6 richtet, erhält von der EMA eine Priorisierung (PRIME-Status). Laut Financial Times hat das Unternehmen auch positive Daten aus einer Frühphasenstudie mit einem personalisierten Krebsimpfstoff für Bauchspeicheldrüsenkrebs vorliegen.

Mit Material von www.medscape.com .

 

Kommentar

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