Auf der Suche nach dem besten Schlafmittel: Große Netzwerk-Metaanalyse vergleicht indirekt 30 Präparate

Michael Simm

Interessenkonflikte

2. August 2022

In einer Netzwerk-Metaanalyse haben Forscher um Dr. Franco De Crescenzo von der University of Oxford die Wirksamkeit und Sicherheit von 30 Substanzen gegen Schlafstörungen indirekt miteinander verglichen. In der Gesamtbewertung erhalten Eszopiclon und Lemborexant eine günstige Bewertung, dennoch wird vor Nebenwirkungen gewarnt. Die Autoren publizierten ihre Ergebnisse in The Lancet  [1].

Zur medikamentösen Therapie von Schlafstörungen stehen mehrere Dutzend Wirkstoffe zur Verfügung. Sie werden, auch wegen der mangelnden Verfügbarkeit psychologischer Interventionen, bevorzugt verabreicht, doch ist ihre relative Wirksamkeit nur schwer abzuschätzen.

Design der Analyse

Für ihre systematische Übersichtsarbeit und Netzwerk-Metanalyse zur akuten und langfristigen Wirksamkeit von Schlafmitteln als Monotherapie führten die Autoren eine Literaturrecherche zu publizierten und unveröffentlichten randomisierten klinischen Studien in 8 Datenbanken sowie auf den Webseiten von Zulassungsbehörden durch.

Einschlusskriterien waren ein Mindestalter der Teilnehmer von 18 Jahren und die Diagnose einer Schlafstörung. Neben der Wirksamkeit, die anhand der Schlafqualität im Selbstbericht erhoben wurde, waren die Studienziele das Absetzen der Behandlung aus jeglichem Grund und wegen Nebenwirkungen, sowie die Sicherheit unter der akuten wie auch langfristigen Behandlung.

Ausgewählte Ergebnisse

Für die Übersichtsarbeit fanden sich 170 geeignete Studien mit 47.950 Teilnehmern; für die Netzwerk-Metanalyse waren 154 Studien mit 30 Wirkstoffen und 44.089 Teilnehmern geeignet.

Mit mittleren Standarddifferenzen (SMD) zwischen 0,36 und 0,83 erwiesen sich in der Akutbehandlung als wirksamer im Vergleich zu Placebo: Benzodiazepine, Doxylamin, Eszopiclon, Lemborexant, Seltorexant, Zolpidem und Zopiclon. Benzodiazepine, Eszopiclon, Zolpidem und Zopiclon waren wirksamer als Melatonin, Ramelteon und Zaleplon (SMD 0,27 – 0,71).

Bei Chancenverhältnissen (OR) zwischen 0,70 und 0,72 gab es unter mittel- und langfristig wirkenden Benzodiazepinen sowie Eszopiclon weniger Therapieabbrüche als mit Ramelteon.

Bezüglich der Nebenwirkungen zum Studienende schnitten Benzodiazepine, Eszopiclon, Zolpidem und Zopiclon mit OR von 1,27 bis 2,78 schlechter ab als Placebo, Doxepin, Seltorexant und Zaleplon.

In der langfristigen Wirksamkeit erwiesen scih Eszopiclon und Lemborexant bei SMD von 0,63 bzw. 0,41 besser als Placebo.

Melatonin, das mittlerweile vom Markt genommene Ramelteon und nicht-lizensierte Schlafmittel hatten insgesamt „keinen wesentlichen Nutzen“.

Klinische Bedeutung

Die Frage nach dem besten Schlafmittel ist für die Autoren nicht leicht zu beantworten: „Insgesamt haben Eszopiclon und Lemborexant ein günstiges Profil“, schreiben sie. Jedoch könne Eszopiclon substanzielle Nebenwirkungen hervorrufen, und die Sicherheitsdaten für Lemborexant seien nicht eindeutig.

 
Insgesamt haben Eszopiclon und Lemborexant ein günstiges Profil. Dr. Franco De Crescenzo und Kollegen
 

Da es eine Vielfalt von Faktoren zu berücksichtigen gilt, kann auch diese Metaanalyse eine sorgfältige Abwägung nicht ersetzen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....