5 oder bis zu 10 Tage infektiös? Häufigkeit von Post-COVID-19 bei Kindern; Schnelltests bei Symptomlosen wenig zuverlässig

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

1. August 2022

Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.

Corona-Newsblog, Update vom 1. August 2022

Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, 538,9 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 31. Juli lag der Wert noch bei 551,8. 

  • Wie lange ist man nach COVID-19 infektiös?

  • Kinder entwickeln nach COVID-19 vermehrt Gesundheitsprobleme

  • Schwerer Verlauf in der Schwangerschaft

  • Cochrane-Review zu Schnelltests aktualisiert

  • Long-COVID: Therapieversuch mit Paxlovid bei Patientin mit RA

  • Keine Entwarnung: RKI rechnet mit mehr Intensivpatienten

Wie lange ist man nach COVID-19 infektiös?

Wie lange ist man nach überstandener COVID-19-Infektion ansteckend? Eric Topol verweist auf einen Artikel in Nature, in dem 2 Studien zur Länge der Infektiosität vorgestellt werden und twittert dazu: „Es gibt keine Daten, die 5 Tage oder etwas kürzeres als 10 Tage [der Isolierung] unterstützen." Der Rebound von Paxlovid, so Topol weiter, „könnte das noch verstärken“.

Wie Nature berichtet, untermauern einige Studien, dass viele Menschen mit COVID-19 bis weit in die zweite Woche nach Auftreten der ersten Symptome infektiös bleiben. Die Verkürzung der empfohlenen Isolationszeit – die inzwischen weltweit üblich ist – sei eher politisch motiviert als durch neue, beruhigende Daten.

„Die Fakten, wie lange Menschen infektiös sind, haben sich nicht wirklich geändert“, sagt Dr. Amy Barczak, Infektiologin am Massachusetts General Hospital in Boston. Es gebe, so Barczak, keine Daten, die 5 Tage oder kürzer als 10 Tage unterstützten. Barczaks eigene, noch nicht begutachtete Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein Viertel der Menschen, die sich mit der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 angesteckt haben, nach 8 Tagen noch infektiös sein könnten.

Die zweite, ebenfalls noch nicht begutachtete Studie deutet darauf hin, dass eine beträchtliche Anzahl von Personen eine Viruslast beibehält, die hoch genug ist, um nach 7 bis 10 Tagen eine weitere Infektion auszulösen, und zwar unabhängig von der Art der Variante oder der Anzahl der erhaltenen Impfstoffdosen.

Kinder entwickeln nach COVID-19 vermehrt Gesundheitsprobleme

Kinder, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, klagen infolge häufiger über Fatigue, Schwäche und Fieber als Kinder, die nicht infiziert waren. Das ist das Ergebnis einer Kohortenstudie im Zeitraum März 2020 bis Januar 2021. 1686 Kinder mit positivem Test auf SARS-CoV-2 wurden mit 1701 SARS-CoV-2 negativen Kontrollen gematcht. 110 (5,8%) der infizierten Kinder wiesen Post-COVID-19-Symptome auf. Darunter waren 44 von 447 Kindern (9,8%), die während der akuten Krankheit stationär behandelt werden mussten, und 66 von 1.437 Kindern (4,6%), die nicht hospitalisiert gewesen waren.

Die häufigsten Symptome waren Fatigue oder Schwäche. Davon berichteten 21 Kinder (1,1%). Mit 14 oder mehr Jahren war das Risiko für eine Post-COVID-19-Erkrankung höher als bei unter-1-Jährigen (OR: 2,67).

„Die Studienergebnisse legen nahe, dass angesichts der Prävalenz von Post-COVID-19-Erkrankungen eine angemessene Beratung und Nachsorge für Kinder, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, erforderlich ist“, schreiben die Autoren um Dr. Anna Funk, Pädiaterin an der Cumming School of Medicine in Calgary, Kanada.

Schwerer Verlauf in der Schwangerschaft

Eine weitere Analyse des CORONOS-Registers hat ergeben: Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf steigt im Lauf der Schwangerschaft und ist um die 30. Schwangerschaftswoche am höchsten. Erkranken Schwangere im ersten Trimester an COVID-19 ist das Risiko für alle definierten COVID-19-spezifischen Ereignisse gering. Ausgewertet wurden die Daten von 3481 Schwangeren aus Deutschland und Österreich.

Ein höheres Schwangerschaftsalter (OR für eine Hospitalisierung wegen COVID-19 in Schwangerschaftswoche 32 versus Schwangerschaftswoche 22: 1,4) zusammen mit einem höheren BMI und das Alter der Mutter sind wichtige Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19. Auch werden geimpfte Frauen seltener stationär wegen COVID-19 behandelt oder entbunden, als ungeimpfte Frauen.

„Es hat sich auch gezeigt, dass bei geimpften schwangeren Frauen die Erkrankung meist mit milden oder keinen Symptomen verläuft“, so Prof. Dr. Ulrich Pecks, Leiter der Geburtshilflichen Abteilung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Leiter des CRONOS-Registers, in einer Mitteilung des Uniklinikums.

Die Autoren empfehlen deshalb, Frauen im reproduktiven Alter nicht nur ein Impfangebot zu machen, sondern ihnen auch die Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft mit den erheblichen Konsequenzen für das Ungeborene zu vermitteln. Die Daten unterstreichen die STIKO-Empfehlung für Schwangere, sich (ab dem 2. Trimester) gegen COVID-19 impfen zu lassen.

Cochrane-Review zu Schnelltests aktualisiert

Schnelltests sind nur bei Symptomen ausreichend sensitiv – das bestätigt ein aktualisierter Cochrane-Review . Die Ergebnisse von Antigen-Schnelltests auf SARS-CoV-2 sind dann am zuverlässigsten, wenn man Personen mit potentiellen Symptomen von COVID-19 in der ersten Woche der Erkrankung testet, schreiben die Cochrane-Wissenschaftler. Durchschnittlich 82% der bestätigten Fälle hatten dann auch positive Antigentests. Das sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Viruslast in den ersten Tagen der Erkrankung am größten ist.

Bei Personen ohne Symptome lag Sensitivität hingegen nur bei 55%. Etwas bessere Werte lieferten die Tests für symptomlose Personen, die Kontakt zu anderen Infizierten gehabt hatten: Durchschnittlich 64% der mit PCR bestätigten Fälle hatten hier auch einen positiven Antigentest.

Bei symptomlosen Personen sind Antigen-Schnelltests im Allgemeinen wesentlich weniger zuverlässig. Die Genauigkeit der Antigen-Schnelltests variiert zwischen den Tests verschiedener Hersteller und für viele im Handel erhältliche Tests gibt es keine ausreichende Evidenz.

Long-COVID: Therapieversuch mit Paxlovid bei Patientin mit RA

Long-COVID ist schwer zu behandeln und nach mehr als 2 Jahren gibt es kaum Fortschritte, twittert Eric Topol. Er weist auf einen „interessanten Fallbericht“ hin, in dem aufgezeichnet wird, wie eine 37 Jahre alte Patientin mit Rheumatoider Arthritis (RA), die infolge ihrer COVID-19-Infektion an Long-COVID leidet, mit Paxlovid (Nirmatrelvir und Ritonavir) behandelt wird.

Bei der Patientin wurde 6 Monate nach akuter Infektion SARS-CoV-2-Antigen im Nasopharynx nachgewiesen. Sie berichtete von chronischen Kopfschmerzen und Phasen starker Müdigkeit. 3,5 Monate nach der akuten Infektion wurde der Patientin Paxlovid verschrieben und 3 Wochen nach Beendigung der antiviralen Behandlung wurde ein Rückgang ihrer Long-COVID -Symptome beobachtet. Nachdem die Long-COVID-Symptome jedoch erneut auftraten, brach die Patientin die Therapie mit Tocilizumab gegen RA ab, um eine vollständige Beseitigung der SARS-CoV-2-Viren zu erreichen.

Die Schwere der Long-COVID-Symptome nahm daraufhin zu und die Patientin entwickelte zusätzlich zu den früheren Symptomen Brain Fog, der nach Wiederaufnahme der Tocilizumab-Therapie verschwand. Zudem gingen die Long-COVID-Symptome der Patientin deutlich zurück, die nasopharyngeale Antigenpositivität blieb jedoch bestehen.

„Die Daten deuten darauf hin, dass Nirmatrelvir/Ritonavir bei der Behandlung von Long-COVID bei Patienten mit SARS-CoV-2-Antigenpersistenz in Betracht gezogen werden sollte. Der Patient sollte auf ein Wiederauftreten der Symptome oder eine Virusreaktivierung überwacht werden. Darüber hinaus kann der IL-6-Hemmer Tocilizumab Long-COVID-Symptome bei Patienten mit anhaltenden Kopfschmerzen, Müdigkeit und Fog Brain lindern“, schreiben die Autoren des Fallberichts.

Keine Entwarnung: RKI rechnet mit mehr Intensivpatienten

Das Robert Koch-Institut (RKI) rechnet mit einer Zunahme von Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Auch wenn die 7-Tages-Inzidenz zuletzt leicht gesunken sei: „In allen Altersgruppen bleiben der Infektionsdruck in der Allgemeinbevölkerung und die damit assoziierten Belastungen des Gesundheitswesens hoch. Deshalb ist auch in den kommenden Wochen noch mit Fällen und, vor allem in den höheren Altersgruppen, mit Hospitalisierungen, der Zunahme intensivmedizinischer Behandlungen und mit Todesfällen zu rechnen“, schreibt das RKI in seinem Wochenbericht.

Weiterhin seien schwere Krankheitsverläufen am häufigsten bei Menschen im Alter von über 80 Jahren. Die Zahl der Ausbrüche von COVID-19 sowohl in medizinischen Behandlungseinrichtungen als auch in Alten- und Pflegeheimen habe sich weiter erhöht.

 

Kommentar

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