Wenn Trauer krank macht: Nach Tod der Eltern steigt Risiko für Herzversagen und Schlaganfall deutlich

Michael Simm

Interessenkonflikte

1. August 2022

Die nach Wissen der Autoren erst 2. Studie zum Zusammenhang zwischen dem Tod eines Elternteils und einem erhöhten Risiko für ischämische Herzkrankheiten und Schlaganfälle ergab über einen Nachverfolgungszeitraum von fast 30 Jahren adjustierte Inzidenzratenverhältnisse von 1,41 bzw. 1,30 im Vergleich zu Menschen, die kein Elternteil verloren hatten [1].

Die Alltagserfahrung legt nahe, dass der Tod eines Elternteils mit ungesundem Verhalten und mentalen Problemen assoziiert ist. Dennoch ist der Zusammenhang mit ischämischen Herzkrankheiten und Schlaganfällen noch wenig erforscht.

Fast 30 Jahre Nachverfolgung

In der bevölkerungsbasierten Kohortenstudie mit annähernd 4 Millionen Individuen wurden mehrere landesweite Register in Dänemark und Schweden für die Jahre 1973–1998 bzw. 1993–1996 verlinkt. Die Nachverfolgung erstreckte sich durchschnittlich über 28,8 Jahre. Gegenübergestellt wurde der Tod eines Elternteils und die Diagnose bzw. Tod durch eine ischämischen Herzkrankheit oder Schlaganfall.

41% höheren Risiko für eine ischämische Herzkrankheit

Im Studienzeitraum verloren 523.496 Individuen im medianen Alter von 25 Jahren ein Elternteil. Dieses Ereignis war mit einem 41% höheren Risiko für eine ischämische Herzkrankheit und einem 30% höheren Risiko für einen Schlaganfall verbunden. Die Inzidenzratenverhältnisse IRR mit 95%-Konfidenzintervallen betrugen 1,41 (1,33–1,51) und 1,30 (1,21–1,38).

Diese Assoziationen wurden sowohl beim Tod der Eltern durch kardiovaskuläre und andere natürliche Ursachen beobachtet als auch bei unnatürlichen Todesursachen.

Waren beide Eltern verstorben, so erhöhten sich die IRR der Kinder für Herzkrankheiten auf 1,87 (1,59–2,21) und für einen Schlaganfall auf 1,64 (1,35–1,98). Das Alter der Kinder zum Todeszeitpunkt der Eltern hatte auf diese IRR keinen Einfluss, ebenso wenig das Geschlecht der Eltern. Am höchsten war das Risiko für einen Herzinfarkt in den ersten 3 Monaten nach dem Verlust.

Die Studie bestätigt auf Landesebene die Vermutung, wonach der Tod eines Elternteils in den ersten Dekaden des Lebens mit einem erhöhten Risiko für ischämische Herzkrankheiten und Schlaganfällen einhergeht, und sie quantifiziert dieses Risiko vermutlich genauer als bisherige Studien.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de .

 

Kommentar

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