Neuer Prognosefaktor für Prostatakarzinom: Die Größe des positiven Resektionsrands nach Prostatektomie korreliert mit Rezidivrisiko

Neil Osterweil

Interessenkonflikte

26. Juli 2022

Spielt die Größe des chirurgischen Resektionsrands nach einer radikalen Prostatektomie eine Rolle? Das lässt sich mit einem Wort beantworten: Ja. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team von australischen Forschenden nach einem systematischen Review und einer Metaanalyse.

Die Größe des positiven Resektionsrands nach einer Prostatektomie aufgrund eines Prostatakarzinoms hat demnach einen prognostischen Wert im Hinblick auf ein biochemisches Rezidiv, also einen PSA-Wert-Anstieg (auch sog. PSA-Rezidiv). Das erklärte der Hauptautor der Studie Dr. Athul John, Urologe am Flinders Medical Centre in Adelaide, Südaustralien. Die Ergebnisse präsentierte er am 1. Juli auf dem diesjährigen Jahreskongress der European Association of Urology (EAU) [1].

Bis heute ist die Bedeutung eines positiven Resektionsrands bei Patienten mit einem Prostatakarzinom, die sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen, umstritten. Auch die Ergebnisse in der Literatur fallen uneinheitlich aus.

Randomisierte Studien gerechtfertigt

Um die Bedeutung eines positiven Resektionsrands zu klären, führten John und sein Team eine Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE und Cochrane durch. Darin fahndeten sie nach Studien, in denen die Rolle der Ausdehnung eines positiven Resektionsrands nach einer radikalen Prostatektomie untersucht wurde. Dabei folgten sie einem strengen Auswahlprotokoll, um nur qualitativ hochwertige Studien zu isolieren.

Das Team fand dabei 14 Arbeiten mit einer Stichprobengröße von zwischen 117 und 579 Patienten bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 1,6 bis 7,1 Jahren.

Insgesamt entwickelten schätzungsweise 27% bis 44% der Patienten mit positiven Rändern ein biochemisches Rezidiv in Form eines erhöhten PSA-Wertes und 6,8% bis 24,3% eine systemische Progression.

In 8 Studien war eine kontinuierliche lineare Ausdehnung positiver Resektionsränder vorbestimmend für ein PSA-Rezidiv (Hazard Ratio [HR] 1,03; p<0,05). In 2 Studien war ein positiver Randbefund von >1 mm mit einem doppelt so hohen Risiko für einen erhöhten PSA-Wert verbunden (HR 2,2; p<0,05). In den übrigen 4 Studien bestand ein größerer Zusammenhang zwischen einem positiven Randbefund >3 mm und einem PSA-Rezidiv als bei einer Ausdehnung <3 mm (HR 1,69; p<0,05).

 
Real-World-Evidenzen und Ergebnisse aus Big-Data-Untersuchungen werden zukünftig noch weitere prognostische Faktoren … zutage fördern, aber in der Zwischenzeit können wir die Metaanalyse als Werkzeug nutzen. Dr. Steven Canfield
 

Diese Ergebnisse legen den Schluss nah, dass randomisierte kontrollierte Studien zur adjuvanten Therapie bei Patienten mit positiven Resektionsrandbefunden von mindestens 3 mm gerechtfertigt sind, so John.

Dr. Steven Canfield, Leiter der Urologie an der Houston McGovern Medical School der University of Texas, der die Präsentation mitmoderierte, aber nicht an der Untersuchung selbst beteiligt war, hob den Umstand hervor, dass nur qualitativ hochwertige Studien Berücksichtigung fanden. Zudem betonte er die Bedeutung von Metaanalysen für die Beantwortung von schwierigen Fragestellungen, die sich nur durch die Untersuchung größerer Datensätze beantwortet ließen.

„Real-World-Evidenzen und Ergebnisse aus Big-Data-Untersuchungen werden zukünftig noch weitere prognostische Faktoren wie diesen zutage fördern, aber in der Zwischenzeit können wir die Metaanalyse als Werkzeug nutzen“, sagte Canfield gegenüber Medscape.

Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
 

Kommentar

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