3 Jahre hintereinander Übersterblichkeit: Laut RKI-Analyse Fast 20.000 Hitzetote in Deutschland von 2018 bis 2020

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

25. Juli 2022

Auf Deutschland rollt die nächste Hitzewelle zu. In einigen Regionen werden in der kommenden Woche Temperaturen wieder bis zu 40 Grad erwartet. Extreme Hitze und andauernde Hitzeperioden haben einen signifikanten Einfluss auf die Mortalität besonders der älteren Bevölkerung. 

Forschende des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Umweltbundesamts (UBA) und des Robert Koch-Instituts (RKI) haben kürzlich die hitzebedingten Sterbefälle in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2020 analysiert und die Ergebnisse im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht [1]. Danach ist es zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraumes im Jahr 1992 in 3 aufeinanderfolgenden Jahren zu einer Übersterblichkeit gekommen.

Hitzebedingte Übersterblichkeit von 2018–2020

Da Hitze nur in seltenen Fällen als direkte Todesursache identifiziert wird, verwendeten die Wissenschaftler wöchentliche Daten zur Gesamtmortalität und mittleren Temperatur im Zeitraum von 1992 bis 2021. Mit Hilfe eines statistischen Modells schätzten sie die Anzahl der hitzebedingten Sterbefälle in Deutschland in den verschiedenen Regionen, unterteilt in „Norden“, „Mitte“ und „Süden, ein. Für Ihre Analyse wurden die Mortalitätsdaten in 4 Altersgruppen eingeteilt: 0 bis 64 Jahre, 65 bis 74, 75 bis 84 und die Altersgruppe der Über-84-Jährigen.

Das verwendete Modell belegt, dass die ungewöhnlich hohen Sommertemperaturen von 2018 bis 2020 in allen 3 Jahren zu einer statistisch signifikanten Anzahl von Sterbefällen geführt haben. So gab es etwa 8.700 hitzebedingte Sterbefälle im Jahr 2018, rund 6.900 im Jahr 2019 und etwa 3.700 im Jahre 2020. Das sind in diesem Zeitraum fast 20.000 Hitzetote in Deutschland.

„Insbesondere das Jahr 2018 liegt mit einer geschätzten Anzahl von etwa 8.700 hitzebedingten Sterbefällen in einer ähnlichen Größenordnung wie die historischen Hitzejahre 1994 und 2003 (jeweils rund 10.000 Sterbefälle)“, berichten die Autoren. Wie bereits vermutet, war die Altersgruppe der Über-84-jährigen Personen am stärksten von einer Sterblichkeit bei Hitze betroffen. Das gilt sowohl für den Süden, den Norden und die Mitte Deutschlands.

Anpassung an Hitzeperioden möglich

Die Analysezeigt außerdem, dass dieselbe durchschnittliche Temperatur im Zeitraum von 2012 bis 2021 weniger stark auf die Mortalität eingewirkt hat als etwa zwischen 1992 und 2001. Dies könne als Hinweis auf eine gewisse Anpassung der Bevölkerung an wiederkehrende Hitzeperioden interpretiert werden, vermuten die Autoren. Denkbar seien z.B. individuelle Verhaltensänderungen durch stärkere Sensibilisierung, wie etwa das Tragen luftiger Kleidung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr oder das Aufsuchen schattiger oder klimatisierter Räume.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de .

 

Kommentar

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